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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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den Sohn.«
    »Können Sie mir sagen, um was es geht?«
    »Kann ich nicht«, ich schüttelte den Kopf.
    »Tja«, murmelte sie.
    »Sagen Sie bitte Herrn und Frau Mechernich, ich brauche nur fünf Minuten ihrer Zeit.«
    »Der Junge ist noch nicht mal unter der Erde.« Sie seufzte langgezogen.
    »Hören Sie, das weiß ich auch. Ich habe ihn gefunden.«
    »Wie bitte?« Ihre Stimme war augenblicklich schrill, und sie starrte mich an, als habe ich damit eine besondere Lebensleistung vollbracht. »Warum sagen Sie das nicht gleich? Also, die Chefin ist beim Arzt. Das dauert. Der Chef ist in der Eifel. Er ist da, wo Carlo immer war. Ich weiß nicht genau, wo das ist, und ...«
    »Aber ich«, murmelte ich und ging hinaus. Ich setzte mich in den Wagen und machte mich auf den Weg.
    Kurz vor Dümpelfeld fiepste das Handy, und ich ließ es fiepsen, bis der Anrufer aufgab. In Leimbach allerdings fiepste es erneut, und ich hielt an.
    »Ich bin's, Germaine. Diese Polizistin rief eben hier an. Einer von uns soll unbedingt zum Munitionsdepot fahren. Da ist irgendein Zoff, sie haben eine vierte Leiche.«
    »Mechernich!« sagte ich erschrocken.
    »Wie bitte?« fragte sie.
    »Das ist Carlos Vater.« Ich fuhr weiter.
    Es war nicht Mechernich, es war der dicke Meier vom Bundesnachrichtendienst, und der Mörder hatte sich keine sonderliche Mühe gegeben, ihn zu verstecken. Meier lag mitten auf einem Waldweg hoch im Hang hinter den Resten des Generalshauses. Er lag auf dem Rücken mit gespreizten Beinen, und er war von Neun-Millimeter-Geschossen förmlich durchgesägt – wie der General.
    Ich ging auf die Gruppe zu, die um den Toten herum stand, und es war deutlich, daß niemand diesen Toten abschirmen wollte. Noch waren die Geheimdienstvertreter nicht aufgetaucht, und auf meine Frage, wann denn Meier erschossen worden sei, erwiderte Gerlach: »Wir schätzen, daß es ungefähr zwei bis drei Stunden her ist, nicht länger.«
    »Also gegen acht bis neun Uhr?« fragte ich.
    »Richtig«, bestätigte er.
    »Und wo ist der Mechernich, Carlos Vater?«
    »Wie bitte?« fragte der Polizist irritiert.
    »Mechernich ist heute morgen hierher gefahren, um zu sehen, wie und wo Carlo gelebt hat. Ist er nicht dort in der Gruppe?«
    »Nein. Das da sind Kripo-Beamte, Journalisten und Fotografen. Die sind automatisch von der Kriminalaußenstelle unterrichtet worden. Natürlich wird das Zoff geben, aber der Fall ist denen in Bonn längst aus dem Ruder gelaufen.«
    Grinsend setzte er nach: »Und für Sie interessiert sich auch kein Mensch mehr.«
    »Wie schön«, murmelte ich. »Und wie finde ich jetzt Mechernich? Wissen Sie, wie der aussieht?«
    »Aber ja«, sagte er. »Er ist ungefähr zwei Meter groß, hat eine Stimme wie ein sanftes Kind und ist der Meinung, daß Hitler erhebliche Vorteile hatte.«
    »Oh Gott. Gibt es irgendwelche Spuren, die auf den Mörder hindeuten?«
    »Nein, nicht die geringsten.«
    »Wußten Sie denn, daß der dicke Meier hierherkommen würde?«
    »Niemand wußte das«, sagte er.
    »Wer hat Sie gerufen?«
    »Zwei Leute von der Rheinzeitung in Koblenz. Die wollten hier die Trümmer vom Haus des Generals fotografieren. Dabei gingen sie im Hang hoch und fanden die Leiche.«
    »Und das Büro Meiers? Die müssen doch etwas wissen.«
    »Sie wissen nichts. Im Gegenteil, sie haben ihren Chef um zehn Uhr erwartet, weil er trotz Wochenende eine Konferenz angesetzt hatte. Das behaupten sie jedenfalls, wobei unsereiner niemals weiß, ob die lügen oder ausnahmsweise die Wahrheit sagen.« Er schnaufte verärgert. »Jetzt folgt das übliche Spielchen. Wieder mal fliegen die Hubschrauber ein.«
    »Also, ich gehe den Mechernich suchen«, sagte ich. Ich drängte mich durch die Gruppe und fotografierte den dicken Meier oder das, was von ihm übriggeblieben war. Das Auto ließ ich stehen und marschierte ganz langsam durch den Wald bergauf. Ich litt dabei unter der Vorstellung, daß es vielleicht auch den Mechernich erwischt haben könnte. Das schien irgendwie logisch zu sein. Nach hundert Metern schon war ich schweißgebadet und verfluchte den Tag, an dem ich herausgefunden hatte, daß ich den General Ravenstein mochte, weil der die Eifel so liebte.
    Ich brauchte dreißig Minuten, bis ich auf dem großen H des Hubschrauberlandeplatzes anlangte, den niemand mehr brauchte. Kein Mensch war zu sehen.
    Schließlich fand ich Mechernich zu Füßen eines Erdwalls. Er saß mit dem Rücken zu mir in einem großen Fleck von Waldweidenröschen, hielt beide Hände vor

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