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Eifel-Feuer

Eifel-Feuer

Titel: Eifel-Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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friedlich und freundlich und sehr höflich.« Lieber Gott, Baumeister, fang jetzt bitte nicht an, die große Nummer abzuziehen und auf die Tränendrüsen zu drücken. Baumeister, hör auf zu lügen!
    »Das stimmt. Höflich war er immer. Wenn er schon mal im Geschäft aushalf, waren die Kundinnen immer ganz begeistert. Er hatte ein Händchen für Frauen!« Er kicherte und sah mich von der Seite an. »Er war so vierzehn oder fünfzehn, da war er so empfindlich, daß ich dachte: Der ist schwul! War damals ein harter Brocken für mich. So was hat man ja nicht gerne in der Familie. Später, als er dann schon hier war, habe ich ihm angeboten, ihn die Jagdprüfung machen zu lassen, ich kenne da ein paar maßgebliche Herren. Aber er wollte nicht, er hatte mit Waffen nichts am Hut, er sagte: ›Ich hasse diese Totmacher! ‹«
    »Sie sollten aus der Sonne rausgehen«, meinte ich ruhig. »Es ist einfach stechend heiß.«
    »Ja«, murmelte er. »Stimmt.« Er stand auf und ging vor mir her, bis er an das Gebäude hinter dem Erdwall kam. Es hatte die Nummer 8. Es war ein Raum, vollkommen verdreckt. Irgend jemand hatte einen Haufen Balken und Latten in einer Ecke gestapelt, und wir legten uns zwei Balken hin und setzten uns darauf.
    Mechernich schwieg eine Weile, bis er fragte: »Wissen Sie, ob er hier glücklich war?«
    »Soweit ich das beurteilen kann, war er sehr glücklich. Und Ihre Frau ist für die künstlerische Seite zuständig?«
    Ich mußte dieses Gespräch im Gang halten, es durfte nicht versiegen.
    »Ja, ja, da ist sie zuständig. Zum Beispiel für die Schaufensterdekorationen und die Arbeitskleidung der Mädchen im Laden und solche Sachen. Und die Werbung. Und dann noch die Konzerte. Wir machen Konzerte. Blasmusik mit dem Schützenverein und so. Aber auch klassische Sachen. Zum Beispiel Streichquartette. Diese Kulturschaffenden haben ja alle kein Geld. Und die Gemeinden sind auch pleite. Da tut man, was man kann.«
    »Sie sind bis heute nie hier gewesen?« Ich mußte neugieriger werden.
    »Nie«, sagte er leise und schüttelte den Kopf. »Und wenn ich hier nicht den Herrn aus dem Innenministerium treffen wollte, wäre ich auch heute nicht gekommen. Gut Ding will Weile haben, sage ich immer.«
    »Jetzt verstehe ich.« Mir war die Kehle eng. »Nachdem Sie den Menschen vom Innenministerium getroffen haben, sind Sie den Spuren Ihres Sohnes gefolgt.«
    »Nein, nein, nein«, sagte er abwesend. »Ich kapiere das ja auch nicht, aber der Mann ist nicht gekommen. Wir waren um halb neun hier verabredet. Er kam nicht. Und dabei hat er es dringend gemacht.« Er hielt einen Moment inne. »Ich dachte schon, er bringt den Orden für meinen Sohn. Wahrscheinlich wollte er das ja auch.«
    »Den Orden?« Ich brauchte Verblüffung nicht vorzugaukeln.
    »Er hatte einen Staatsauftrag«, redete Mechernich vor sich hin. »Und ich dachte, dieser Mann vom Innenministerium bringt die Verdienstmedaille oder etwas in der Art. Eigentlich kam der Auftrag ja von den Amerikanern. Doch offiziell steckte die Bundesrepublik dahinter.« Er sprach das Wort ›Bundesrepublik‹ mit besonderer Betonung. Was immer der Auftrag dieses Sohnes gewesen war, der Vater war schrecklich stolz darauf.
    »Das ist ja verrückt«, meinte ich vorsichtig. »Ein Orden für Ihren Sohn. Und dann dieser Unfall. Das ist ein böses Schicksal. Das war sicher der Meier, der sich mit Ihnen hier treffen wollte, oder?«
    Er sah mich schnell von der Seite an. »Richtig, kennen Sie den Doktor Meier auch?«
    »Oh ja, wir sind gute Bekannte, der Doktor Meier und ich.«
    Es war jetzt einfach: Meier war auf dem Weg zum Treffpunkt gewesen. Wie alle diese Geheimdienstfritzen näherte er sich seinem Ziel von der Rückseite. Dann war jetzt auch klar, wann Meier getötet worden war. Gegen 8.45 Uhr. Warum, um Gottes willen, hatte sich der BND-Mann klammheimlich mit dem Vater eines Opfers verabredet? Ernstlich wegen eines Ordens?
    »Hat Meier Ihnen gesagt, er würde einen Orden mitbringen?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, so was sagen die doch nicht. Meier wollte mich sprechen, weil es da einige Unklarheiten gab. Wegen des Generals, meine ich. Der machte denen ja nun wirklich Kummer.« Er schnaufte etwas, fummelte eine Zigarette aus der Schachtel und paffte erneut vor sich hin wie ein kleiner Junge, der zum erstenmal heimlich hinter den Stachelbeeren raucht.
    Ich blies in dasselbe Hörn, denn das verstand ich. »Stimmt, der General war bestimmt ein Problem für die. Solche Kerle sind

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