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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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vierzigtausend Mark ausgeben, um vier Wochen nach Hawaii zu verschwinden? Woher ist das Geld gekommen?«
    Walburga sah mich an und lächelte. »Von mir«, sagte sie einfach. »War das alles?«
    »Nicht ganz«, sagte ich hastig. »Hatten Sie auch Geld im Kyllheim-Projekt?«
    »Nicht eine müde Mark«, behauptete sie. »Wenn Charlie drin ist, gehe ich nicht rein. Sowas mache ich nicht. Er ist ein bißchen schmuddelig, und er erzählt immer dreckige Witze.«
    »Können Sie sich vorstellen, wer Pierre und Heidelinde getötet hat? War das wirklich nur eine Liebesgeschichte?«
    »Das frage ich mich, seit ich davon gehört habe.«
    »Lassen Sie mich eine andere Frage stellen. Haben Pierre und Heidelinde sich Ihnen anvertraut?«
    »Das haben sie, aber darüber rede ich nicht. Eigentlich war es absolut nichts, was ihre Ermordung rechtfertigen würde.«
    »Wollten die beiden die Eifel verlassen?«
    »Das ist mir nicht bekannt. Sie wollten aus dem Bereich Hillesheim-Daun weggehen, aber nicht weit.«
    »Sie meinten es also ernst miteinander?«
    »Todernst«, murmelte Walburga. Dann geschah etwas Bedrückendes, sie begann lautlos zu weinen.
    »Es tut mir leid, ich wußte nicht, daß sie Ihre Schützlinge waren.«
    »Ist schon in Ordnung«, schnaufte sie. »Es ist so elend, zu lieben und dafür getötet zu werden.«
    »Haben die beiden sich bedroht gefühlt?«
    Walburga ging schnell auf ein Fenster zu und starrte hinaus. »Es wird kühl«, meinte sie. »Dann kommt der Winter, alles geht schlafen. Nur ich kann nicht mehr schlafen.« Sie wandte sich mir wieder zu. »Wenn so etwas geschieht, fragt man sich verzweifelt, ob man sich an irgendeine Bemerkung erinnern kann, die auf eine Bedrohung schließen läßt. Ist die Polizei gut?«
    »Ich denke, ja. Die Mordkommission ist schnell, und außerdem ist der alte Rodenstock bei mir zu Besuch, ein Profi.«
    »Sind die menschlich?«
    »Sehr.«
    »Werden sie hier auftauchen?«
    »Mit Sicherheit. Ebenso wie meine Kollegen von der schreibenden Zunft. Und die vom Fernsehen. Die Geschichte riecht nach Drama, und Dramen werden gefressen.«
    »Sollte ich wegfahren? Was meinen Sie?«
    »Ich würde Ihnen raten, selbst die Mordkommission zu rufen. Dann haben Sie es hinter sich, werden nicht gesucht und können verschwinden. Sagen Sie mir, wohin?«
    Sie lächelte. »Ich werde einen Monat früher nach Chamonix gehen als sonst.«
    »Sie wollten noch etwas sagen zu der Frage möglicher Bedrohung.«
    »Sie sind ekelhaft beharrlich«, sagte sie und drehte sich wieder zum Fenster. »Da war eine Bemerkung von Heidelinde. Die beiden waren hier, weil sie hier Zusammensein konnten, ohne sich verstecken zu müssen. Heidelinde sagte zu Pierre: Wenn unser Baby das erfährt, schleift er die Messer. Sie lachten beide. Das ist alles.«
    »Baby?... Haben Sie sonst den Mäzen gespielt, irgend etwas finanziert, irgendwie geholfen?«
    »Ich habe ihnen eine Jagdhütte bei Bleialf geschenkt.«
    »Geschenkt? Das waren Sie?«
    Walburga drehte sich nicht um. »Was soll ich mit einer Jagdhütte? Ich habe sie damals einem Freund abgekauft, als der klamm war. Ich bin keine Jägerin, und Bambis im Wald finde ich lächerlich. Also habe ich die Hütte der Heidelinde geschenkt. Ganz offiziell mit Papieren. Falls etwas geschieht: Würden Sie mich anrufen? Ich gebe Ihnen die Adresse in Chamonix.«
    Ich reichte ihr meinen Block und Schreiber, und Walburga schrieb die Adresse auf. Dann reichte sie mir die Hand. Es war so, als wollte sie mich zu ihrem Verbündeten machen. Sie murmelte: »Verurteilen Sie die beiden nicht. Sie hatten anderes verdient.«
    »Schon gut«, meinte ich und ging.
    Ich hockte mich in meinen Wagen und schrieb erst mal auf, was Charlie, Klunkerchen und Walburga erzählt hatten, ehe ich mich auf die Heimreise machte.
    Es war sehr kühl geworden, und plötzlich war ich müde.
    Rodenstock saß mit der Soziologin am Küchentisch und sagte gerade: »Sieh mal an, da studieren Sie und wissen, daß es keinen Job geben wird. Wie lebt man damit?«
    »Beschissen«, antwortete die Soziologin trocken.
    »Ich grüße euch«, gesellte ich mich zu ihnen. »Haben Sie die Hütte gefunden?«
    »Kein Problem«, sagte sie. »Eine richtig schöne Hütte mit einem richtig schönen Kamin und einem Wasserbett und mit überhaupt allen Schikanen. Keiner weiß so richtig, wem sie gehört.«
    »Ich weiß es«, erwiderte ich. »Waren Sie drin?«
    »Nein«, sie schüttelte den Kopf. »Ein Waldarbeiter turnte da rum. Der hat erzählt, was er

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