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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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denkst du?«
    Langsam konnte ich ihn erkennen, langsam schälten sich seine Umrisse heraus. Bis jetzt hatte ich gestanden, jetzt setzte ich mich auf einen Schemel. Charlie lag nackt auf einer Holzbank. »Es sieht alles nach einem Liebesdrama aus. Aber die Erschießung selbst war unheimlich perfekt. Das paßt nicht zusammen, verstehst du?«
    »Verstehe ich nicht«, meinte der kleine fettige Berg auf den Holzlatten. »Stell dir vor, ein Ehemann ist stinksauer, dann erledigt er das vielleicht ganz cool. Oder er beauftragt jemanden. Ich sage dir: Ich würde jemanden beauftragen. Es gibt solche Leute, ich weiß das.«
    »Was kostet das?«
    »Du findest Kosovo-Albaner, die das für fünfhundert erledigen. Westeuropäer sind teurer. Bis zu zwanzigtausend. Aber gut.«
    »Ein Eifler Handwerker, der einen Mordauftrag vergibt?« zweifelte ich.
    »Warum nicht?« fragte er kühl. »Wir sind doch lernfähig. Im Ernst, Baumeister, das Motiv ist doch verdammt stark. Bei euch Pressefritzen kann man nie sicher sein. Endlich habt ihr ein Liebesdrama, dann wollt ihr eine Verschwörung daraus machen. Das ist doch unlogisch!«
    »Kennst du den Tötungsvorgang? Ich meine, hast du dir genau berichten lassen?«
    »Der Geschäftsführer hat was geschwafelt. Aber nichts Klares. Wie ist es abgelaufen?«
    »Bahn sechzehn«, sagte ich und berichtete. »Und dann ging er seine Pfeile suchen und verschwand. Das ist nicht kühl, das ist unterkühlt. Ein eifersüchtiger Ehemann kann das gar nicht. Kommt hinzu, daß der Mörder mit irgendeinem Gift arbeitet, das wir noch nicht genau kennen.
    Das setzt eine verdammt lange Planung voraus, denn Gifte – egal welche – kannst du nicht in der nächsten Apotheke kaufen.«
    Charlie lachte leise und sehr satt. »Warum kann ich das nicht, Baumeister? – Sei ganz sicher, daß eine Schubkarre Bares dein ganzes Lebensbild verändert. Wenn das Wort ›cash‹ aufkommt, ist das ganze Abendland im Eimer, mein Guter. Nee, nee, Baumeister, Liebe ist Liebe, ich sehe nichts anderes. Ich will ja meinen eigenen Golfclub nicht niedermachen, aber einen Mörder sehe ich da nicht, soviel Intelligenz könnten wir auch nicht gebrauchen. Lang mal auf das Regal da. Da steht eine Pulle.«
    Ich goß ihm etwas von dem Whisky ein und reichte ihm das Glas. »Hattest du jemals mit Pierre Kinn beruflich zu tun?«
    »Sicher. Laufend in den letzten zwei Jahren. Er hat das Tropicana gesteuert, er hat es verdammt gut und straff gemacht. Der Junge hatte Talent. Zwar noch ein paar Stellen, die zu weich waren, aber das hätte sich gegeben.«
    »Hättest du ihn angestellt?«
    »Niemals. Ich hatte noch nie im Leben einen Angestellten fürs Geschäftliche und werde auch niemals einen haben. Irgendwann fangen sie alle an, den Chef zu hassen. Ich bin doch nicht verrückt! Aber der Junge war gut. Am Anfang hatten wir Schwierigkeiten mit der Finanzierung. Der Junge hat das schnell und effektiv gedreht. Richtig gut.«
    »Hast du Kapital drin?«
    »Ist das eine Frage oder ein Verdacht?« Er kicherte plötzlich im Falsett.
    »Eine Frage, Charlie, nur eine Frage.«
    »Ich habe Freitag meine Einlage rausgenommen. Aber das hat mit Pierre Kinn und seiner schnuckeligen Geliebten nichts zu tun.«
    »Womit hat es denn zu tun, Charlie?«
    »Das ist schwer zu erklären. Ich hatte nicht viel drin, drei Festmeter, also drei Millionen. Ich habe sie rausgenommen, weil ich im Urin hatte, daß es nun genug ist.«
    »Das ist mir zu schwammig. Was ist denn genau passiert?«
    Charlie hielt die Augen geschlossen und die Hände brav auf dem weißen Bauch gefaltet. »Passiert ist nix, Baumeister. Wenn ich im Urin habe, daß ich rausgehen soll, gehe ich raus. Natürlich willst du wissen, warum ausgerechnet Freitag. Also, weil ich dachte, genug ist genug. Und weil es was anderes gab, was mir besser erschien.«
    »Du kannst aber doch nicht einfach mit drei Millionen aus so einem Objekt rausgehen. Die sind doch verplant, mit denen wird kalkuliert.«
    »Freitag endete die zweite Finanzierungsstrecke. Ganz offiziell. Und weil jemand anders bereit war, meine drei zu ersetzen, habe ich sie rausnehmen können. Ganz einfach. Niemand ist nervös deswegen. Außerdem mag ich Hotels nicht. Ich bin mal mit einem baden gegangen. Sowas merkt man sich.«
    »Hast du mit den drei Millionen gut verdient?«
    »Peanuts. Aber was tut man nicht alles für die Eifel.«
    »Du hättest dein Geld aber nicht abgezogen, wenn die Sache bombensicher ertragreich sein würde, oder?«
    »Ein bombensicheres

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