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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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fast vegetarisch.«
    »Wer ist wir?«
    »Na ja, diese Kommune in Niederstadtfeld.«
    »Kommune in der Eifel klingt nach sittlichem Zerfall.«
    »Wir sind aber genauso harmlos wie ein Haufen Pflastersteine. Nur der Pfarrer ist der festen Überzeugung, wir seien Kommunisten. Dabei haben wir alle Bausparverträge.« Sie lachte.
    »Aber todsicher habt ihr alle ein zerrüttetes Privatleben, oder?«
    »Zerrüttet irgendwie schon, aber schön. Sie müssen jetzt die nächste Ausfahrt nehmen, dann links ungefähr einen halben Kilometer. Oben auf der Kuppe dann rechts in den Wald.«
    Anfangs ging es durch einen Tannenhochwald, dann wurde der Weg kurvenreich und schmal, rechts Krüppeleichen, links junge Buchen. Es folgten beidseitig Kiefernpflanzungen mit hohen Zäunen, eine Senke mit einem Bach, der laut schäumte, schließlich eine Steilstrecke in den Hohlweg.
    »Jetzt scharf rechts«, dirigierte Dinah Marcus.
    Ich schaltete die Scheinwerfer ein. Das Holzhaus lag geduckt unter einer Gruppe haushoher Buchen. Es sah so aus, als sei es aus der Erde gewachsen, und es hatte einen Hauch von Schneewittchen.
    »Traumhaft«, seufzte die Soziologin. »Ich habe keine reichen Freunde.«
    »Das kann sich ändern, bis Sie achtzig sind«, sagte ich. »Kommen Sie, wir schauen uns an, was wir tun können.«
    »Was wird Wiedemann sagen, wenn wir hier einbrechen?«
    »Ich möchte vermeiden, daß er es erfährt.«
    Sie zuckte zusammen, als ein kurzer hoher Schrei erschallte.
    »Schleiereule«, erklärte ich. »Wir müssen erst die Tür untersuchen.«
    Das Vorhängeschloß hielt einen schweren handgeschmiedeten Riegel vor der Tür fest. Außerdem hatte die Tür ein Sicherheitsschloß.
    »Das ist schlecht«, stellte ich fest. Das Fenster rechts davon war lückenlos in die Holzwand gefügt. Wahrscheinlich war es von innen verriegelt, und wahrscheinlich war nicht feststellbar, in welcher Höhe der Riegel saß.
    »Haben Sie bei Tageslicht irgendeine Schwachstelle entdeckt?«
    »Auf der Rückseite ist ein Fenster, an dem die Läden nicht schließen«, erzählte sie. »Da müßte es irgendwie gehen.«
    Ich stopfte mir die Prato von Lorenzo und schmauchte eine Weile. »Also gehen wir hinten rein«, sagte ich. »Fahren Sie den Wagen mal auf die Rückseite, damit wir Licht haben.«
    Ich nahm den Werkzeugkasten und ging um das Haus herum. Als die Soziologin den Jeep langsam zwischen drei Baumstämmen durchlotste, sah ich den VW-Polo neben einem Gebüsch stehen und wollte entsetzt abwinken. Es war zu spät.
    Jemand atmete hinter mir und befahl zittrig: »Stehenbleiben.« Es war eine sehr junge Stimme, männlich. »Nicht umdrehen!«
    Rechts von mir war eine zweite Figur, ungefähr zehn Meter entfernt.
    Die Stimme hinter mir rief aufgeregt: »Wir haben ihn! Hol die Frau aus der Karre raus.«
    Die Figur rechts von mir bewegte sich auf Dinah Marcus zu und riß die Tür auf. »Komm raus. Schluß jetzt.«
    Dinah Marcus stieg aus, stand dann sehr still.
    »Der hinter mir hat ein Gewehr oder sowas«, sagte ich laut. »Seien Sie ruhig, nicht nervös werden.«
    »Es ist Schrot«, ergänzte die Stimme hinter mir. »Ich kann dich damit totblasen.«
    »Sehr eindrucksvoll«, entgegnete ich. »Seid ihr von eurem Kindergarten geschickt worden?«
    Es gibt Bemerkungen, die einfach dumm sind, meine war sehr dumm. Zuerst trat er mir mit aller Gewalt in den Hintern, dann schlug er zu und traf in die linke Halsbeuge. Es schmerzte ekelhaft.
    »Marcus, seien Sie ruhig«, nuschelte ich.
    »Scheißkerl«, zischte der hinter mir. »Du gehst allen auf den Wecker, sonst nichts.«
    Ich kniete auf dem weichen Waldboden, und mein Kopf schmerzte sehr intensiv. Irgend etwas lief auf mein Hemd und war warm und klebrig.
    »Baumeister«, die Stimme der Marcus war sehr schrill. »Was ist los?«
    »Nichts«, sagte ich gepreßt.
    Der, der bei der Marcus stand, fragte heftig: »Und jetzt?« Es klang ratlos.
    Der hinter mir wußte keinen Rat. »Sind zwei Arschlöcher«, sagte er verächtlich. »Wußten wir doch. Abreibung reicht.« Er atmete jetzt schneller, er bereitete sich auf irgend etwas vor.
    »Aber doch keine Frau«, sagte der andere ängstlich.
    Ich spuckte ein bißchen Blut. »Wer eine Frau schlägt, bezahlt bar«, sagte ich undeutlich.
    Der hinter mir verstand es gut, und er trat zwischen meine Beine. Er traf punktgenau, weil ich ohnehin kniete. Der Schmerz kam mir wie eine langgezogene Explosion vor. Der Schmerz blieb. Dann sah ich rechts von mir den Doppellauf des Gewehres auf dem

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