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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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bessere Wärmedämmung zu bekommen, hatte jemand Rolläden eingebaut, die allesamt geschlossen waren. Es machte den Eindruck, als sei es ein sehr totes Haus, als sei das Leben vor sehr langer Zeit daraus entwichen. Kein Auto vor der Tür, kein Hinweis auf Menschen, kein Briefkasten, keine Türklingel.
    »Da meldet sich bestimmt keiner«, rief eine alte Frau von einem Fenster gegenüber, als ich an die Haustür klopfte.
    Ich antwortete nicht, ich klopfte erneut.
    Ein junger Mann öffnete, er war vielleicht dreißig Jahre alt, und es war unverkennbar, daß er ein Bruder von Pierre war. Er murmelte ohne Gruß: »Vater wartet in der Küche. Er... er weint viel. Haben Sie eine Ahnung, wann wir Pierre zur Beerdigung kriegen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Sie untersuchen wohl noch. Wie geht es Ihrer Mutter?«
    »Sie liegt im Bett, sie sagt gar nichts mehr. Aber sie war schon immer krank. Das gibt ihr den Rest. Es ist wirklich scheiße, weil er war doch ihr Liebling. Haben Sie... ich meine, haben Sie ihn tot gesehen?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Können meine Eltern ihn sehen? Ich meine, man weiß ja nicht, was solche Schüsse anrichten, oder...«
    »Sie können ihn sicher sehen«, meinte ich. »Sie wissen doch, man braucht nur ein winziges Loch zum Tod.«
    »Ja. Ich kenne das ja nur aus dem Fernsehen, aber so ist es wohl.«
    »Können Sie sich denn vorstellen, wer so etwas hat tun können?«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte er. »Nein, wirklich nicht. Außer vielleicht, man denkt an Pierres Nachfolger.«
    »Nachfolger? Gibt es einen Nachfolger?«
    Der Bruder hatte leicht rötliches Haar und ungewöhnlich helle Augen; er war einer dieser Typen, die an unsere Urväter in der Eifel erinnern, die Kelten. Er nickte und sah mich dabei unverwandt an. »Sicher wird von einem Nachfolger geredet. Es hieß schon immer, daß der Glauber von der Raiffeisenkasse in Cochem an der Mosel Pierres Nachfolger werden würde. Das ist wirklich ein eiskalter Hund. Ich meine, ich habe nichts gesagt, denn ich weiß auch nichts. Aber der Glauber – na ja, der könnte was gedreht haben.«
    Es war sehr still, aus irgendeinem Raum kam ein leises Summen, irgendwo lief ein Eisschrank.
    »Kennen Sie diesen Glauber? Halt, erst eine andere Frage. Ihr Bruder ist nicht einmal vierundzwanzig Stunden tot. Wieso gibt es schon einen Nachfolger?«
    »Wegen der Frau«, sagte er. »Das mit Pierre und der Frau konnte doch nicht gutgehen. Vor einem Jahr schon hat man erzählt, der Udler, der Direktor hätte diesen Glauber als Nachfolger für Pierre ausgeguckt. Ich kenne Glauber, ich weiß, der ist hart, der ist sozusagen... ich rede zuviel.«
    »Sie reden nicht zuviel, das ist schon in Ordnung. Also: Udler hatte den Glauber aus Cochem zum Nachfolger erwählt. Richtig? Und Pierre wußte das. Auch richtig?«
    »Auch richtig. Aber Pierre hat sich nichts daraus gemacht. Er grinste immer nur, wenn man ihn darauf ansprach. Wir haben mal vor dem Haus Tischtennis gespielt. Ich habe gefragt, was er mit dem Gerede um den Glauber macht. Er lachte und sagte: Wenn Glauber mein Nachfolger wird, bin ich schon Kilometer weiter. Wörtlich: Kilometer weiter. Irgendwie war ihm das völlig egal. Glauber ist wirklich ein Schwein. Jedenfalls in Banksachen brutal.«
    »Mit anderen Worten: Sie haben daran gedacht, daß Glauber Ihren Bruder getötet haben könnte, um schneller an seinen Schreibtisch zu kommen?«
    »Also, wenn ich ganz ehrlich sein will, habe ich das gedacht. Aber Sie erzählen das doch nicht? Oder schreiben drüber?«
    »Um Gottes willen, nein. Aber warum sollte Glauber auch die Geliebte Ihres Bruders umbringen?«
    »Darauf habe ich keine Antwort. Ein Aufwasch vielleicht. Seit es im vorigen Februar an der Mosel zu der Schlägerei kam, glaube ich erst, daß Glauber hinter sowas stecken könnte.«
    »Was war an der Mosel?«
    »Da hat die Freiwillige Feuerwehr Cochem ein Karnevalsfest veranstaltet. Und uns von der Freiwilligen Feuerwehr hier eingeladen. Wir sind hin, alle Mann. Dann kam es spät in der Nacht zu einer Schlägerei zwischen Glauber und Pierre. Wie das genau angefangen hat, weiß kein Mensch. Das war in der Sektbar. Ich weiß nur noch, daß Glauber schrie: Ich mache dich platt, du Schwein, ich zeige dir, daß ich besser bin. Ich kriege deinen Job, du Schwein, und so weiter. Dann schlug er auf Pierre ein.«
    »Und wie hat Pierre sich verhalten?«
    »Er stand da und grinste sich eins. Aber so war er immer. Als wäre Glauber ein kleiner, wütender

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