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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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brannten vier Teelichter. »Wollen Sie einen Tee? Ich habe nur Tee.«
    »Tee ist in Ordnung.«
    Der Raum war niedrig, die Tapete war mit Monden und Sonnen bedeckt, dazwischen kleine malvenfarbene Rosen. Es war ein Mädchenzimmer.
    Sie war eine zierliche Frau mit dunklem Haar, Pagenschnitt. Sie trug einen blauen Pulli zu dicken, dunkelroten Leggings und grauen Wollsocken mit einer feuerroten Kappe an den Zehen. Ihr Gesicht war schmal, ihre Augen wirkten ruhig und waren dunkel, die Lippen voll. Ohne Zweifel war sie eine hübsche Frau von dem Typ, bei dem sich Männer zuweilen fragen, wie so ein zierliches Wesen Kinder auf die Welt bringen kann. Vor ihr stand ein Aschenbecher voller Kippen. Sie rauchte Reval, und offensichtlich rauchte sie Kette. Leere Schachteln hatte sie einfach auf den blauen Wollteppich fallen lassen.
    »Ich rauche wieder«, erklärte sie. »Ich habe zehn Jahre nicht geraucht. Jetzt hilft es.«
    Ich stopfte mir eine DC, die ich im KADEWE in Berlin gekauft hatte, und zündete sie an. Ich hatte keine Eile, wußte nicht, was ich sagen sollte.
    »Was wollen Sie denn wissen?«
    »Das weiß ich nicht so genau. Ich möchte Ihnen erst einmal sagen, daß ich nachempfinden kann, wie dreckig es Ihnen geht. Ich werde auch nicht morgen in der BILD darüber schreiben. Können Sie sich einen Menschen vorstellen, der hingegangen ist und Ihren Mann und Frau Kutschera getötet hat?«
    »Ja«, sagte sie. »Mich zum Beispiel. Und Hans Kutschera auch.« Plötzlich brach ein Lächeln durch. »Natürlich waren wir es nicht, aber vorstellbar ist das. Wenn Sie mich sonst fragen: Nein, ich kann mir keinen vorstellen. Meinen Sie, ob ich ihn noch einmal sehen kann?«
    »Das wird sicher möglich sein. Was war er für ein Mann?«
    »Tja, Sie können sich vorstellen, daß ich das heute nicht mehr genau weiß. Ich habe immer gedacht, der Alptraum muß doch mal vorbei sein. Aber er wäre niemals vorbei gewesen. Das weiß ich jetzt. Ich nehme mal an, sie war sexuell ein Luder und mein Pierre war abhängig.«
    Vorsicht Baumeister, sehr dünnes Eis!
    »So etwas habe ich auch bereits gedacht«, log ich. »Hat er sich denn verändert in den letzten zwei Jahren?«
    »Ja, das hat er. Bis dahin war er ein guter Vater gewesen, und meine Ehe war in Ordnung. Nicht aufregend, aber es war eine Menge los, und man konnte sich aufeinander verlassen. Zu den Kindern war er gut, ein Freund. Von heute auf morgen kam die Kutschera, und alles war kaputt. Oh ja, er hat sich verändert, er wurde erst kühl, dann kalt, und er redete nur noch über Geld. Er hat ja gut verdient, aber er konnte immer trennen zwischen Leben und Geld verdienen. Das tat er dann nicht mehr.«
    »Ist das indiskret, wenn ich frage, wann Sie ihn abgeschrieben haben?«
    »Vor einem dreiviertel Jahr. Da habe ich begriffen, daß das alles nichts mehr mit mir zu tun hatte. Da habe ich ihn gebeten, auszuziehen und in die Scheidung einzuwilligen.«
    »Und? Was tat er?«
    »Er zog nicht aus, und er wollte die Scheidung auch nicht sofort.«
    »Kann das sein, daß er mit Rücksicht auf die Bank so gehandelt hat?«
    »Nein. Bei der Bank war sein Ansehen schon schlecht genug.«
    »Hans-Jakob Udler behauptet das Gegenteil. Er sagt, er habe Pierre sehr gemocht, und er sagt, die Bank hätte kein Recht, ihm in sein Privatleben reinzureden.«
    »So ein Scheiß!« rief Kinns Frau. »Die lügen doch alle, die sind doch alle so fromm und edel. Tatsache ist, daß Udler meinen Mann wirklich mochte. Aber da gibt es ja noch andere im Vorstand. Die haben erst mal die Tantiemen meines Mannes beschnitten. Zuletzt kriegte er keinen Siebener-BMW mehr als Dienstwagen, sondern nur einen läppischen Dreier. Pierre hat dann die Differenz selbst bezahlt, weil er sagte, das würden die Kunden sofort merken.«
    »Für Sie ist die Situation jetzt günstiger, oder? Sie bekommen doch bestimmt Versicherungsbeträge.« Ich mußte das fragen, obwohl mir jedes Wort schwer fiel.
    »So ist es«, bestätigte sie sachlich. »Irgendwie ist es so, als habe er etwas geahnt. Vielleicht hat er das.«
    »Hat er nie darüber gesprochen, was er mit Frau Kutschera vorhatte?«
    »Doch, das war ganz klar. Frau Kutschera sollte Weiterbildung machen. Sowohl Computer- wie Pressearbeit. Sie sollte die Öffentlichkeitsarbeit für dieses Bad und Hotel in Kyllheim machen. Ich habe ihm gesagt, das geht nicht gut, ich habe ihm gesagt, er soll um Gottes willen aus der Eifel verschwinden. Aber er lachte nur und antwortete, daß Bargeld sich immer

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