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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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Aber wir hassen es, wenn jemand sich nicht benehmen kann.«
    »Ich habe hier einen Ballermann, Opa«, verriet der mit dem Pferdeschwanz.
    »Das beeindruckt uns nicht«, sagte ich. »Die machen immer so einen Lärm. Also, was wollt ihr denn? – Liebling, du solltest vielleicht doch rausgehen.«
    »Ich gehe nicht raus«, fauchte die Soziologin. »Ich will was lernen.«
    Der mit dem Pferdeschwanz legte die Unterarme auf die Stuhllehne. »Wir sind Freunde von Natascha«, erklärte er. »Natascha sagt, ihr habt ein Video bei ihr abgestaubt. Natascha sagt, ohne zu bezahlen. Das ist doch nicht gut, oder?«
    »Das kommt drauf an«, lächelte Rodenstock. »Hier ist das Ding. Schiebt es euch sonstwohin, marschiert raus und feiert euren Sieg.« Er legte das Video auf den Tisch.
    »So geht das aber nicht«, sagte der Dicke mit leicht kicksender Stimme.
    »Doch, so geht das«, versicherte ich.
    Der Schmale hatte eine Serviette genommen und tupfte sich sanft wie ein Schmetterling das Blut aus dem Gesicht. Er konnte es nicht fassen.
    »Tut weh, nicht?« fragte Dinah schamlos.
    »Also, da ist der Film, und nun laßt uns in Ruhe«, murmelte Rodenstock.
    »So war das nicht gemeint«, erwiderte der mit dem Pferdeschwanz. »Wir müssen ein bißchen Schmerzensgeld für Natascha kassieren.«
    »Du bist dumm«, stellte Rodenstock fest. »Am besten ist, du trocknest ihre Tränen und schenkst ihr einen Heiermann, du Versuchslude.«
    »Ich höre wohl nicht richtig«, japste der Dicke.
    Ein Kellner lief hinter mir durch die Reihe, und ich sagte laut: »Zahlen, bitte.«
    Der Kellner blieb stehen und rechnete auf seinem Block.
    Rodenstock stand auf, Dinah stand auf, ich holte Geld aus der Hosentasche. Der Kellner nannte eine Zahl, ich reichte ihm einen Geldschein, bekam das Wechselgeld zurück, legte ein Fünfmarkstück auf den Tisch und lächelte: »Für Klein-Natascha.« Dann stand auch ich auf.
    Vor dem Lokal starrte Rodenstock in den herbstlich dunklen Himmel. »Das war eine Amateurtruppe.«
    »Ich möchte die Profis erst gar nicht kennenlernen«, sagte Dinah. »Das war doch ekelhaft.«
    Wir beobachteten durch die Kneipenfenster, wie die drei zusammenstanden und erregt miteinander redeten.
    »Wir sollten verschwinden«, meinte ich. »Haben Sie den Film?«
    »Na sicher«, nickte Rodenstock. »Wahrscheinlich hat Natascha nur mal telefoniert, um zu demonstrieren, wieviel gute Freunde sie hat. Das braucht man in dem Metier.«
    »Ein harmloses Nebenspiel?« fragte die Marcus, und Rodenstock nickte wieder.
    »Schönen Dank auch«, sagte ich.
    Wir fuhren in die Nacht, und wir schwiegen vor uns hin.
    Als ich auf den Hof rollte, verkündete die Soziologin: »Ich müßte mal nach Hause und andere Sachen anziehen.« Sie stakste müde zu ihrem silbernen Golf und winkte uns zu, bevor sie wendete und vom Hof fuhr.
    »Netter Mensch«, sagte Rodenstock. »Wer ist sie eigentlich?«
    »Das weiß ich noch nicht genau«, antwortete ich. »Wenn mich nicht alles täuscht, wollte sie ursprünglich nur wissen, wie man journalistisch arbeiten kann und dafür auch noch bezahlt wird.«
    »Sie bekam eine ausführliche Antwort«, stellte er fest.
    Aus irgendeinem Grund ärgerte mich das, aber ich sagte nichts und bückte mich, um Paul und Momo zu streicheln, die um unsere Beine wedelten.
    »Haben Sie jetzt eine blasse Vorstellung, warum Pierre Kinn und Heidelinde Kutschera sterben mußten?« fragte Rodenstock.
    »Nein«, gab ich zu. »Das ist alles sehr verwirrend.«
    »Wir haben wirklich nichts«, klagte er. »Da wird ein Pärchen umgebracht. Der Mann war Sparkassenmächtiger, verscherbelte windige Apartments, aber letztlich nichts Illegales. Sein Chef will ihn seit langem ersetzen, weil in diesen konservativen Landstrichen verbotene Liebe eine Art Selbstmord ist. So weit, so gut. Wer, verdammt noch mal, hat denn nun in diesem Filz ein wirkliches Motiv?«
    »Gehen wir ins Bett.«
    Gründlich, wie ich nun einmal bin, fütterte ich die Katzen und sah ihnen zu, wie sie heißhungrig fraßen und sich anknurrten, als sei nicht genügend da. Dann kontrollierte ich den Anrufbeantworter, und selbstverständlich waren vier Anrufe drauf. Der erste Anrufer meldete sich erst gar nicht und beeindruckte nur durch zwei tiefe Seufzer. Der zweite war meine hoch zu verehrende Bank, die fröhlich röhrte, ich solle gefälligst keine Schecks mehr ausstellen, weil Ebbe sei. Dann war Alfred drauf, der ebenso fröhlich wie die Bank mitteilte, er fahre jetzt ins Gran Dorado an den Heilbachsee

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