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Eifel-Filz

Eifel-Filz

Titel: Eifel-Filz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Berndorf
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ein bißchen Erpressung?« Sie griff nach dem Glas auf dem Tischchen und zog es mit viel zu viel Schwung an die Lippen. Das Glas entleerte sich auf ihrem Bademantel. Sie kickste »Huch!« und wischte die rote Soße elegant und nachdrücklich mit dem Ärmel des Bademantels ab.
    »Also, weiter, Flora. Dann kam also vermutlich Pierre Kinn, oder?«
    »Richtig, dann kam Pierre. Aber natürlich nicht hierher, wir trafen uns auf neutralem Boden in einer Kneipe in Trier. Pierre kam mit einem wirklich guten Vorschlag.« Sie kicherte. »Er war wirklich ein Schätzchen, wenn es um Zaster ging. Er sagte, ich solle der Gesellschaft die beiden Grundstücke im Dorfkern verkaufen. Und zwar so, daß ich sie erst an den Verbandsbürgermeister abgab, der mir dafür seine drei Stücke in dem Bebauungsgebiet überließ. Dann würde der Bürgermeister der Gesellschaft die beiden Grundstücke weitergeben. So weit, so gut. Dann sollte ich ein Apartment für mich und eines für meinen Bruder zeichnen. Dafür bekäme mein Bruder den Auftrag des Innenausbaus der gesamten Nebenräume des Bades und der Wirtschaftsräume des Hotels. Also eine Verdoppelung des Auftrages. Weil ich dem Verbandsbürgermeister für drei Grundstücke hunderttausend Mark zusätzlich bezahlen sollte, aber nicht soviel auf der hohen Kante hatte, wollte die Sparkasse mir entgegenkommen und meine neuen drei Grundstücke in dem Siedlungsgebiet mit Vorkaufsrecht sofort übernehmen und dafür runde hundertachtzigtausend hinlegen. Das wäre zunächst mal ein Reingewinn von achtzigtausend. Klingt gut, Baumeisterchen, nicht?«
    »Klingt gut«, nickte ich. »Wir haben jetzt also die Grünen in trauter Verbindung mit der SPD und der regierenden CDU. Wo bleibt die FDP und der Freie Wählerverband?«
    »Kommt noch, kommt noch«, gluckste Flora, goß sich erneut Rotwein ein und trank, als sei sie zwei Tage lang wasserlos durch die Wüste Gobi gelaufen. Sie drehte sich eine Zigarette, und ich nahm das als Aufforderung, mir die neue Stummelpfeife von DC zu stopfen.
    »Weißt du eigentlich, daß Pierre Kinn selbst Apartments gekauft hat?« fragte ich sie.
    »Aber sicher weiß ich das«, nickte sie. »Er glaubte an das Projekt.«
    »Glaubst du denn nicht daran?« fragte ich schnell.
    »Später, später«, winkte sie ab. »Ich begriff also bei dem ganzen Grundstücksdurcheinander nur eins: Sie konnten mir mit so viel Angeboten und Krediten kommen, wie sie wollten: Wenn Flora Ellmann nein sagte, waren sie echt aufgeschmissen, denn dann konnten sie das gesamte Projekt vergessen. Also fing ich an zu überlegen.« Sie starrte rotweinblind in die trübe Funzel der Stehlampe.
    »Flora, du bist ein Aas«, sagte ich anerkennend, denn ich wußte genau: Wenn Flora mit all ihrer Kaltschnäuzigkeit zu planen begann, mußte sich jedermann hinter dem Schreibtisch ducken. »Also gut, du hast die beste Position gehabt. Und wie hast du das ausgenutzt?«
    »Alles für die Partei, Baumeister, alles für meine geliebte Partei. Du weißt doch, ich wollte schon immer ein Tagungshaus für alternative Vereine und Verbände. Ich wollte das schon immer, und jedermann spottete über mich. Jetzt habe ich euch! dachte ich. Ich hatte sie wirklich.«
    »Flora, es ist bald Morgen, und ich muß irgendwie ins Bett. Also, sei lieb und laß deine Katzen aus dem Sack.«
    »Ich zitierte also wieder den Pierre zu mir. Pierre, sagte ich zärtlich, ich habe eine Bitte. Ich brauche ein günstiges altes Bauernhaus, und ich weiß, daß die Sparkasse sowas in der Schublade hat. Ich brauche den Ausbau des alten Bauernhauses mit einem Unterkunftsteil und einem Tagungsteil. Ich brauche überhaupt sehr viel Kies für das Projekt. Ich möchte, daß die Bank mich dabei heftig materiell unterstützt. Dann noch was, Pierre, weil du so ein hübscher Knabe bist: Ich brauche natürlich Sonderkonditionen, ich brauche auch einen ordentlichen Verein mit einem richtigen Vorsitzenden. Das sollst du werden, Pierre. Dann habe ich noch eine Bitte an den Verbandsbürgermeister: Ich hätte gern einen Sitz im Finanzausschuß. Falls die FDP nicht zustimmen sollte oder der Freie Wählerverband sich querstellt, dann könnten wir doch erreichen, daß die mich unterstützen, wenn ihr ihnen im Preis bei den Apartments entgegenkommt. Die Ratsherren sind doch hauptberuflich Handwerker. Oder, Pierre?« Sie war wie ein kleines zärtliches Mädchen, das genau wußte, sie würde alles kriegen, was sie wollte.
    »Also hängen alle drin?«
    »Sicher«, bestätigte

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