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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ich riskierte sie – »... untere Behörden in regional eng begrenzten Räumen verhalten sich immer wie beim Beamtenmikado.«
    »Was ist denn das?«
    »Das ist eine Regel: Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.«
    Da scheint eine starke, heiße Sonne durch die Bäume, und du gehst über weiches, langhalmiges Gras. Du riechst etwas, das dich an deine Jugend erinnert, an deine Kindheit: heiße Sonne auf Gras, auf Heu, Scheunengeruch, irgend etwas wie ein Zuhause. Ein paar Meter entfernt haben vor nicht einmal zwei Stunden Unbekannte zwölf Millionen geklaut. Wenn du aufmerksam hinguckst, dann siehst du die Geldtransportbegleiter trübsinnig im Gras hocken und die Kriminalbeamten sinnlose Gespräche führen. Du siehst Leute, mit denen du seit Jahren zusammenlebst, ein wenig ratlos rauchend, miteinander kichern und flüstern. Und du denkst: Wenn ich jetzt aufwache, war es zumindest ein spannender Traum.
    Ich ließ den Wagen stehen und schlenderte die Straße hinauf Richtung Flesten. Es waren circa einhundert Zuschauer, die, erregt debattierend, in Grüppchen herumstanden.
    Zweihundert Meter weiter befand sich eine Jungtannenpflanzung mit sehr dichtem, sonnendurchtränktem Gras, irgendeine Blauschwengelart. Hier hörte die eine Welt auf, und die andere begann. Ich hockte mich neben eine kleine mannshohe Birke, die in der Sonne träumte. Im Gras zogen Ameisen ihre Bahn, ein stahlblauer kleiner Käfer torkelte durch die Halme, drohte dauernd zu kippen, kippte aber nicht. Eine Hummel machte einen mörderischen Krach, eine Blaumeise kam sehr schnell heran, hockte sich einen Meter über meinem Kopf auf einen dünnen Ast, spürte mich und zuckte blitzschnell davon. Aus irgendeinem Grund summte ich Yesterday von den Beatles.
    Jupp tuckerte auf seinem Trecker heran, anscheinend fand er es doch zu spannend, um heimzufahren. Er bremste quietschend, stellte den Motor ab, kletterte herunter, kam zu mir und fragte: »Glaubst du, daß das Rechtsradikale waren?«
    »Wieso das?«
    »Na ja, die brauchen doch Geld, um alles zu finanzieren: Parteien gründen, Bier ausgeben, jede Menge Bier, Säle mieten und so. Das würde doch passen.«
    »Das war eine kalte, klare, schnelle Sache. Rechtsradikale haben nicht genug im Hirn.«
    »Wir haben hier ja auch keine. Nicht in der Eifel!« gab er mir recht.
    »Hör doch auf«, erwiderte ich wütend. »Natürlich haben wir welche. Vor ein paar Tagen sind morgens um drei Uhr Skinheads in der Disco erschienen, haben >Sieg heil< geschrien und wollten sich prügeln.«
    »Die waren sicher betrunken«, sagte er schnell.
    »Die SA- und SS-Leute konnten anfangs ihre eigenen Schweinereien auch nur besoffen ertragen«, murrte ich.
    Er sah mich an, wandte sich ab und kletterte durch den flachen Graben, warf seinen Trecker an und fuhr langsam los. Ich wollte ihm zurufen, es täte mir leid, aber eigentlich tat es mir nicht leid.
    Ich schlenderte zurück, stieg in den Jeep und fuhr langsam nach Hause. Plötzlich wußte ich, wer mich angerufen hatte. Ich grinste, schob ein Band der neuen Kölner Gruppe LSE ein und ließ den Tommy Engels in einem sanften Swing ersaufen. »Isch bin der Saunaboy ...« Ich gab Gas.
    Krümel hockte in der Haustür und sah mir vorwurfsvoll entgegen. »Wir haben einen Geldraub«, informierte ich sie. »Hören Sie zu, Watson: Stellen Sie fest, wer es war, und wir kassieren die Hälfte.« Ich wollte mich bücken, um sie zu kraulen, aber sie schlug nach mir. »Das ist die Hitze«, mutmaßte ich.
    Ich rief Mutter Melzer an: »Ist denn der Alfred da?«
    »Irgendwo im Stall«, antwortete sie.
    »Kann er mich zurückrufen?«
    »Kann er. – Moment, da ist er.« Der Hörer wurde gewechselt, und mein Freund Alfred sagte: »Na, bist du schon reich?«
    »Du bist ein Sausack«, schimpfte ich. »Wieso rufst du mich an und weißt etwas von zwei Männern, zwei Säcken und zwei Buchen?«
    »Ich? Ich doch nicht.«
    »Doch, du. Du kommst jetzt her und beichtest.«
    Er kicherte sehr hoch und erheitert und hängte ein.
    Ich hatte noch nicht meinen Tee mit Eis und Zitrone in den Garten getragen, da kam er, schmal, drahtig und fuchsig grinsend, um die Ecke. Er hockte sich auf einen Stein am Kräuterbeet, und seine Augen ertranken in Heiterkeit.
    »Bist du da vorbeigekommen?« begann ich das Verhör.
    »Wieso?«
    »Hör mal, du Gauner, das ist gar nicht spaßig. Die beiden, die an den Bäumen festgebunden waren, gehörten zu einem Geldtransporter. Der Transporter hat sich in Luft aufgelöst, die zwölf Millionen,

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