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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Ruhrgebiet wälzten sich die Kurzurlauber heran, Menschen in Dosen, die sich irgendwann fragen würden, was sie eigentlich hier wollten, und die todsicher muffig irgendwelche Bedienungen anmachen würden, weil das Jägerschnitzel in Köln in drei Minuten auf dem Tisch war und nicht erst in zwanzig.
    Lieber Himmel, wem gehörte diese Stimme?
    Ich bog links nach Wiesbaum ab, fuhr schnell durch das Dorf am anderen Ende hinaus in Richtung Flesten, durch das Neubaugebiet, dann auf die Waldstrecke. Zuerst kam die breite Trasse, die der Sturm mit dem schönen Namen Wiebke gerissen hatte. Es folgte der Hochwald zur Rechten mit wunderschön gewachsenen Buchen über moosigen Teppichen.
    Zwei Kilometer hinter Wiesbaum sah ich die Szene. Sie wirkte grotesk und völlig unglaublich, so, als habe ein vollkommen nervenkranker Regisseur einen vollkommen neurotischen Film zu drehen.
    Der sehr verehrte Leser möge sich vorstellen, auf einer ziemlich breiten, hervorragend asphaltierten Straße durch sonnendurchfluteten deutschen Hochwald zu gleiten. Teilen wir dann den Blick voraus in drei Sektionen. Sektion eins zur Linken: Da war, außer Sonne und flirrender Hitze, nichts zu sehen. Sektion geradeaus: Die Straße. Darauf kam ein Streifenwagen der Dauner Polizei herangerollt. Die beiden Beamten sahen mich nicht, weil sie von keines Gedankens Blässe gestreift auf Sektor drei, also nach rechts starrten. Ich muß betonen: Intelligenter als die beiden Uniformierten sah ich auf keinen Fall aus.
    Ich bremste und blieb regungslos sitzen.
    Da waren zwei umfangreiche Kartoffelsäcke an zwei wunderschön gewachsene Buchen mittleren Alters gebunden. Beide Säcke bewegten sich heftig, als bestehe ihr Inhalt aus Anakondas oder Ähnlichem. Aus beiden Säcken ragte unten je ein Beinpaar. Erkennbar waren dunkelgraue, sehr ordentliche Hosen sowie blitzblank gewienerte schwarze Halbschuhe.
    Beide Säcke waren jeweils in Brusthöhe mit kräftigen Paketschnüren an die Bäume gebunden, eine zweite Schnur hielt sie in Höhe der Waden eng am deutschen Holz.
    Die Polizisten stiegen aus und machten ein paar sehr hilflos wirkende Schritte auf die Säcke zu. Dann stoppten sie, weil ein Beamter etwas Bedrohendes niemals direkt und schnell angeht.
    Der, der den Streifenwagen gesteuert hatte, nahm die Mütze vom Kopf und kratzte sich ausgiebig. Endlich sagte er entschlossen: »Das glaubt uns kein Mensch, das fotografiere ich erst mal.« Der andere Beamte antwortete: »Hm.«
    Der Mutigere von beiden ging zum Streifenwagen und kam mit einer Kamera wieder zum Vorschein. Er richtete das Objektiv auf die beiden Säcke, die immer noch sehr heftig zuckten. Zwischendurch war aus den Säcken eine Folge unbeschreiblicher Laute zu vernehmen. Nun stieg ich aus und begann ebenfalls zu fotografieren.
    Während der eine Polizist in die Knie ging, um die Szene besser mit der Kamera festhalten zu können, wandte sich der andere blitzschnell zum Streifenwagen um, tauchte in dessen Inneres, und augenblicklich begann sich das Blaulicht zu drehen. Dann fragte er kummervoll: »Sag mal, sollen wir die nicht langsam losbinden? Die kriegen doch einen Herzschlag, oder was?«
    »Sofort, sofort«, antwortete der andere. »Ich wußte, daß irgendwas passiert, mein Kaffee heute morgen war schon nicht in Ordnung.«
    Ich ging knipsend in die Szene hinein, und der Blaulicht-Polizist seufzte: »Der schon wieder! Sie können doch nicht einfach so fotografieren!«
    »Wieso denn nicht?« fragte ich. »Was sind das für Säcke?«
    Der Fotograf-Polizist stöhnte: »Das wissen wir noch nicht.« Er machte den Eindruck, als wolle er übergangslos einen Nervenzusammenbruch hinlegen. Er brachte die Kamera zum Streifenwagen zurück und sagte dann gönnerhaft: »Du kannst sie jetzt losschneiden. Sonst kriegen die echt noch 'nen Herzinfarkt.« Dann wandte er sich mir zu: »Wer hat Sie bestellt?«
    »Ein anonymer Anrufer.«
    »Wollen Sie uns verarschen?«
    »Es war so«, versicherte ich.
    »Wann war das?«
    »Vor fünf Minuten, schätze ich. Und Sie?«
    »Wir sind zufällig hier, obwohl uns das kein Mensch glauben wird. Wirklich zufällig. Mensch, Karl, steh nicht rum, schneid die los.« Der, der Karl hieß, ging auf den linken Sack zu und durchtrennte zuerst die Beinfessel.
    Der Sack gab eine wirre Serie von Lauten von sich.
    Dann die Brustfessel. Schließlich faßte der Polizist den Sack unten und zog ihn nach oben. Heraus kam eine merkwürdige Erscheinung. Dunkelgraue Tuchhose, blaue, uniformähnliche Jacke,

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