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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Diese Typen aus dem Revier kenne ich, die waren es nicht.«
    »Bei zwölf Millionen wäre ich nicht sicher«, argwöhnte Jupp. »Du kannst bei so 'nem Wetter so einen Transporter überallhin fahren. Irgendwo in den Wald, zwanzig, dreißig Kilometer nur durch den Wald. Du räumst ihn aus und läßt ihn stehen. Ehe die den finden, ist es Weihnachten.« Er hob seinen knolligen, dreckigen Zeigefinger: »Von hier bis Adenau und weiter über den Nürburgring ist nix als Wald. Wer will dich da finden?«
    Ich antwortete nicht, weil ich wußte, daß er recht hatte. Ich nahm den Film heraus, spannte einen neuen ein, fotografierte sicherheitshalber alles noch einmal und schlenderte herum.
    »Das war Spitzenarbeit«, verkündete ich laut.
    »Das bewundern Sie, nicht wahr?« fragte der jüngere Polizist aggressiv.
    »Irgendwie schon«, gestand ich. »Einfach so und schwuppdiwupp sind zwölf Millionen verschwunden. Da muß irgendwer Köpfchen haben.«
    »Die Bullen werden meinen Kohlenkeller filzen, in dem keine Kohlen sind«, klagte Emil müde. »Eigentlich bin ich ja dankbar, daß die mir keine Beule geschlagen haben. Aber alle werden sagen: Na klar, Komplizen schlagen sich nicht die Köpfe ein. Ich wette, das genau werden alle sagen.«
    »Also, ich nicht«, versprach der ältere Polizist.
    »Kann ich das schriftlich haben?« fragte Jonny.
    »Wie lange dauert das denn, bis die Spezialisten hier sind?« erkundigte ich mich.
    »Wissen wir nicht«, entgegnete der jüngere Polizist. »Warum?«
    »Ganz einfach«, erklärte ich. »Ihr habt nicht einmal genügend Plastikstrippe, um diesen sogenannten Tatort abzusperren. Ich wette, daß jetzt, um sechs Minuten vor zwölf, mindestens dreihundert Leute bereits wissen, daß hier zwölf Millionen geklaut wurden. Sie werden gleich aus den Wäldern kommen. Scharenweise.«
    Sie kamen fünf Minuten später, und sie kamen wirklich scharenweise, mit allem Denkbaren, was vier Räder hat: Sportlich getunte Golfs, Mantas, niedrig wie Flundern, uralte Unimogs, Trecker, Jeeps. Sie schoben sich etwa auf einhundert Meter heran, stiegen dann aus und schlenderten unendlich langsam auf uns zu. Hätten sie alle in die Luft geguckt und ein Liedchen gepfiffen, hätte es mich auch nicht gewundert.
    »Heh, Leute«, klärte der jüngere Polizist sie jovial auf, »bis hierher, bis zu dieser Linie. Nicht weiter. Das ist ein Tatort!«
    Sie blieben alle an dieser nicht existierenden Linie stehen, und Gabi fragte laut: »Siggi, stimmt das, daß der ganze Zaster futsch ist?«
    »Ja«, nickte ich, »alles verschwunden.«
    Traurig klang ich nicht. Alle lachten mit frischgewaschenen Samstagsgesichtern. Ein paar rückten weiter nach vorn, und der jüngere Polizist bat inständig: »Leute, denkt an die Linie.«
    Ich schlenderte zu ihnen hin und winkte Gabi zu. Sie war gerade über zwanzig und hatte den Vorzug, vor fast nichts Angst zu haben. »Tu mir einen Gefallen. Nimm die Filme, die ich dir gebe. Laß sie entwickeln. Sofort und egal, was es kostet. Geht das klar?«
    »Was ist denn hier passiert?« wollte sie wissen.
    »Bitte, ich erzähl dir später alles. Mach dich erst einmal auf die Socken.«
    »Ich brettere durch die Äcker«, versprach sie und verschwand. Es war sicher, daß sie tatsächlich brettern würde. Langsam ging ich zu der Stelle zurück, die sie den Tatort nannten. Ich legte mich neben Emil und Jonny in das Gras und paffte vor mich hin.
    Um Punkt ein Uhr kam der Hubschrauber. Es war eine Riesenbiene aus den Beständen des Bundesgrenzschutzes, und sie ging etwa zweihundert Meter entfernt auf einer großen Lichtung nieder. Zwanzig Männer und eine Frau kletterten heraus, die alle wie eine etwas zögerliche Prozession auf uns zukamen, als bestehe die Gefahr, daß wir wie eine Erscheinung wieder verschwinden könnten.
    Vorneweg ging ein Mann in meinem Alter, mit Schnäuzer und einer lächerlich hellblauen, irisierenden Krawatte auf einem dunkelblau gestreiften Hemd. Er redete ununterbrochen mit weit ausholender Gestik, und die Leute um ihn herum sagten dauernd: »Jawohl, Herr Oberstaatsanwalt« oder »Natürlich, Herr Oberstaatsanwalt.«
    Als er uns erreicht hatte, machte er drei schnelle Schritte nach vorn, wandte sich zu den Polizisten und rief: »Rapport, meine Herren, Rapport!«
    Der Oberstaatsanwalt bewegte sich mit den beiden Polizisten ein paar Schritte zur Seite und hörte angestrengt zu. Das dauerte ein paar Minuten. Dann drehte er sich abrupt herum und sagte in unsere Richtung: »Ich brauche Sie

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