Eifel-Gold
verbesserte er schnell. »Einmal im Sommer, einmal zu Weihnachten.«
»Wie alt ist Klärchen eigentlich?«
»Sechsundachtzig. Naja, hör dich mal um.« Er hängte ein.
Krümel tauchte auf, lief in die Küche, stellte sich vor ihren leeren Napf und maunzte wie das heulende Elend. Da schellte das Telefon erneut.
»Mein Name ist Karmann«, sagte ein Mann mit einer gutgeölten Stimme. »Guten Tag, Herr Kollege. Ich vermute, Sie wissen, weshalb ich mich melde?«
»Vermutlich wollen Sie etwas von dem Zaster abstauben.«
»Das wäre schön«, seufzte er. »Nein, nein, ich rufe an, weil wir den Titel rausschmeißen und mit dem Geldraub aufmachen wollen. Was haben Sie?«
»Sie können einen Satz Fotos vom Tatort mit den beiden Fahrern haben. Kostet zweitausend. Die Summe des geklauten Geldes ist nicht klar, aber Sie können davon ausgehen, daß es um die zwölf Millionen sind.«
»Wer ermittelt?«
»Der Bundesanwalt mit dringendem Verdacht auf organisierte Kriminalität und/oder Terrorismus-Szene.«
»Konkrete Verdächtige?«
»Nicht der Hauch davon. Wer sind Sie?«
»Bild am Sonntag. Unsere Reporter sind unterwegs. Beschreiben Sie bitte den Tatort? Ich muß diesen gottverdammten Text machen. Reuter meldet nur den Raub ohne Einzelheiten. Helfen Sie mir?«
»Ich helfe. Soll ich den Text faxen? Und machen wir einen Gesamtpreis? Sagen wir viertausend, und Sie haben in zwei Stunden alles. Wie kommen Sie an die Fotos?«
»Wir schicken einen Kurier. Ist das okay?«
»Das ist okay. Können Sie den Preis bestätigen?«
»Einverstanden. Danke. Da ist noch etwas, Herr Kollege. In der nahen Vergangenheit gab es das häufiger, daß ein Geldtransporter überfallen wurde und sich dann herausstellte, daß die Wachleute beteiligt waren. Auf eine andere Weise hätte der Coup auch gar nicht klappen können. Nun halte ich es für leichtsinnig, von Beginn an zu sagen: Deren Weste ist rein, die waren es nicht! Wie, um Gottes willen, ist es denn möglich gewesen, die mattzusetzen?« Er suchte nach möglichen Schuldigen für die Schlagzeile.
Ich erklärte es ihm. Nachdem er aufgelegt hatte, rief ich Gabi an und bat: »Tut mir leid, aber könntest du schnell nach Hillesheim fahren? Sag Bescheid, daß das Wochenende ausfällt. Ich brauche noch acht Sätze Fotos. Und paß bitte genau auf: Es gibt ein paar Bilder mit den beiden Transportbegleitern als Säcken an den Bäumen. Die nimmst du erst gar nicht mit.«
»Gut«, sagte sie. »Eigentlich wollte ich baden.«
»Das tut mir leid. Wenn du jemanden weißt, der für dich einspringen kann ...«
»So war das nicht gemeint. Endlich ist was los ...«
In den nächsten zwei Stunden riefen sechs Redaktionen an, und ich tanzte mit Krümel auf dem Arm um den Küchentisch und jubelte: »Zweimal im Jahr so ein Ding, und ich habe eine Rente.« Krümel sah mich sehr mißtrauisch an, und ich beruhigte sie hastig: »Na ja, bis jetzt sind das ungefähr sechzehn Tonnen Whiskas.«
Ich gab jeder Redaktion über Fax mit leichten Änderungen einen vier Seiten langen Text durch. Eigentlich stand nichts drin. Es war eine hervorragende Übungsaufgabe, aus Nichts etwas zu machen. Gegen sieben Uhr kam der Anruf, auf den ich schon den ganzen Tag gewartet hatte.
Er lärmte, er lärmt immer: »Ich weiß, ich weiß, du hast viel zu tun, du bist überlastet. Jemand hat zwölf Millionen geklaut, und du hast Hochkonjunktur. Sag mal, mein Lieber, was hast du den anderen verkauft?«
»Texte und Fotos.«
»Und welche Fotos hast du nicht verkauft?«
»Ein paar von den beiden Fahrern.«
»Sind die hübsch?«
»Sehr hübsch, würde ich sagen.«
»Kann ich die haben? Und habe ich sie allein?«
»Ja!«
Er machte mir ein gutes Angebot und informierte mich: »Ich lege dir einen jungen Mann namens Unger ans Herz. Er kommt irgendwann in der Nacht an, er wird sich melden. Unger, Herbert Unger.«
»Die Blaskapelle meines Musikvereins wird spielen, wenn er einläuft«, erwiderte ich.
Wenig später teilte mir Freddie Seiters von der Polizei mit, die Pressekonferenz werde gegen 22 Uhr in der Bank sein.
»Habt ihr schon einen Verdacht?« erkundigte ich mich.
»Nicht den geringsten«, seufzte er. »Nicht mal die Transportbegleiter geben was her. Familienväter, wenig Schulden, keine boshaften Bekannten, keine habgierigen Ehefrauen. Nichts, verstehst du, einfach gar nichts.«
»Wie schön!«
»Hast du schön gesagt?« fragte er wütend.
»Das habe ich gesagt«, gab ich zu. »Das hält mein Geschäft am laufen.«
»Du
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