Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Dreschmaschine die Bretter gelöst und mitten in den Rundballen einen großen Platz freigemacht. Da haben wir den Transporter reingefahren und die Bretter wieder vorgenagelt. Als du mich beim Schweißen besucht hast, mußten die innen drin Pause machen.«
    »Also hatte der Banker nichts damit zu tun?«
    »Der? Oh nein, der wirklich nicht. Der hatte keine Ahnung.« Er überlegte kurz. »Der wäre mir auch zu dämlich gewesen.«
    »Und Peter Blankenheim hat die Hawaiireise wirklich vom Ersparten bezahlen wollen?«
    »Sicher. Es war klar, daß wir keinen Pfennig anrühren würden. Wir haben sogar die Kosten selbst getragen. Also zum Beispiel die zerdepperte Suzuki. Die habe ich für zwanzig Mark einem Händler am Nürburgring abgekauft. Irgend jemand hat sich damit totgefahren, und ich habe gesagt, ich würde sie ausschlachten.«
    »Wie seid ihr denn auf den Geldtransporter gekommen?«
    »Wir wußten, daß er jeden Samstag fuhr, das ist alles. Es war ganz einfach, es war irgendwie schrecklich einfach.« Er wirkte verwundert.
    »Warum nur? Was hat euch dazu getrieben?«
    Er überlegte eine Weile. »Das Übliche. Du ackerst wie verrückt und weißt gleichzeitig, daß deine Kinder den Hof nicht mehr halten können. Zuviel Arbeit, zuviel Dreck, zuviel Mühe. Mein Vater hat die Rente ausrechnen lassen und dann gesagt: Das ist genau so, als hätte ich zwanzig Jahre lang jeden Tag fünf Stunden im Krankenhaus in Daun als Putzfrau gearbeitet. Bei Blankenheims Frau ist es die Mindestrente, irgend etwas knapp über fünfhundert Mark im Monat. Das mußt du dir mal reintun: Von morgens sechs bis abends acht Uhr schuften. Dann kriegst du eine Rente, die nicht mal für ein Bierchen reicht. Dann kommst du ins Altenheim, und sie verscheuern dir den Hof unterm Arsch weg, um deine Pflege zu bezahlen. Du kriegst hundertfuffzig Mark Taschengeld, und sie reden dich mit Opa an, und abends ab fünf Uhr geben sie dir Beruhigungstabletten, damit du schön leise bist.«
    »Wann genau seid ihr auf den Geldtransporter gekommen?«
    »Das war eine Woche vorher. Wir haben uns das überlegt und dann gesagt: Das machen wir. Es war wirklich einfach.« Er begann zu lachen.
    »Warum lachst du?«
    »Ich denke an mein Gesicht, als wir die Karre öffneten und die Säcke Geld ausleerten. Wir haben Geld gezählt, oh Mann, haben wir Geld gezählt. Wir haben gedacht, das wird so eine halbe Million sein. Schließlich haben wir zu dritt die ganze Nacht gezählt, und zuletzt haben wir nur noch ungefähr geschätzt.«
    »Und von Anfang an wolltet ihr Geldgeschenke verteilen?«
    »Nein, nicht von Anfang an. Verteilen wollten wir es schon. Jeder sollte sich einen Empfänger aussuchen, der es wirklich nötig hat. Aber es war so viel.«
    »Und die Politiker, wolltet ihr die von Anfang an blamieren?«
    »Nein, das entwickelte sich so. Schön, nicht wahr?«
    »Habt ihr denn nicht versucht, euch ein Alibi zu verschaffen?«
    Er sah mich an. »Gute Frage. Haben wir. Und wenn ich hier nicht säße und dir alles erzählen würde, könntest du dich nach Alibis totreiten. Wir hatten alle drei Alibis, und zwar wasserdichte.«
    »Wie denn das?«
    »Na ja, wir haben das Ding gedreht und sind dann, wie an jedem Samstagmorgen, durch die Kneipen gezogen und haben ein Bierchen geschlürft. Und zwar so, daß wir erst den Transporter untergebracht haben, dann sind wir getrennt in die Kneipen nach Hillesheim, nach Nohn und nach Walsdorf. Dann haben wir am Transporter weitergemacht. Dann wieder in eine Kneipe und so weiter.«
    »Und Peter Blankenheims Frau Josefa?«
    »Die wußte es, die hat ja die Buchstaben für die Mitteilungen ausschneiden müssen. Ein Geschenk ist euch durch die Lappen gegangen: Herms Mattes in Udler.«
    »Der verrückte Bauer?«
    »So verrückt ist der doch gar nicht. Der weigert sich einfach, Steuern zu zahlen und Strom und all den Kram. Der will aufmerksam machen, sonst nichts. Der hatte hundertsechzigtausend Mark Steuerschulden. Jetzt hat er sie nicht mehr.«
    »Das Finanzamt muß das Geld aber doch zurückgeben«, sagte ich.
    »Hat das Finanzamt aber nicht«, gluckste er. »Das Finanzamt wird es nicht zurückgeben, jedenfalls nicht sofort.«
    »Ach du lieber Gott. Und die Witwe Bolte?«
    »Wieso die?« fragte er erstaunt.
    »Na ja, die hatte die Maria an der Ecke deiner Scheune aufgestellt. Und sie hatte zweimal zerknüllte Geldscheine im Haus, die mit Motoröl verschmiert waren.«
    »O nein«, sagte er und lachte. »Aber, das stimmt, das kann gut sein. Wir haben

Weitere Kostenlose Bücher