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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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bist ein Abstauber!«
    »Für so viel Bares bin ich alles, was du möchtest«, erwiderte ich brav.
    Ich hatte den Hörer kaum wieder eingehängt, da ging es weiter. Diesmal war es eine Stimme, die schwache Erinnerungen in mir weckte und die ungefähr nach meinem Opa klang, wenn er gut gelaunt gewesen war.
    »Ich grüße Sie, Herr Baumeister«, sagte die Stimme einleitend. »Jetzt hat das internationale Gangstertum auch Ihre verträumte Hütte erreicht. Was halten Sie davon?«
    »Was halte ich wovon?« fragte ich vorsichtig.
    Mein Gesprächspartner am anderen Ende lachte sanft. »Sie wissen nicht, wer ich bin, nicht wahr? Ich bin der Rodenstock.«
    Rodenstock, Rodenstock? Rodenstock! »Etwa der Kripomensch aus Trier?«
    »So ist es.«
    »Wie geht es Ihnen?«
    »Ich bin pensioniert, ich ...«
    »Aber Sie trinken noch Kaffee, essen Bitterschokoloade, trinken Cognac und rauchen dazu eine Zigarre?«
    »Ja, das ist mir geblieben. Wer ermittelt in dem Fall?«
    »Der Generalbundesanwalt, es riecht nach Organisiertem Verbrechen. Leben Sie noch in Trier?«
    »Nein, ich lebe jetzt in Cochem an der Mosel. Ich weiß nicht einmal, warum. Es ergab sich so ...«
    »Wenn Sie Lust haben, kommen Sie her. Wenn Ihre berufliche Neugier ...«
    »Ja, ja, deswegen rufe ich an. Ich meine, falls ich Ihre Familie nicht störe.«
    »Ich habe keine Familie, immer noch nur eine Katze.«
    »Könnte ich, ich meine, macht es Ihnen ehrlich nichts aus ... Ich würde morgen gegen Mittag vielleicht..., ich interessiere mich für den Fall, ich denke, da muß man dabeisein.«
    »Kommen Sie ruhig her«, sagte ich. »Haben Sie keine Hemmungen.«
    »Das ist sehr liebenswürdig«, stelzte er.
    Schließlich kam der Kurier der Bild am Sonntag, tat geschäftig, sah sich um und murmelte verachtend: »Komisch, das ist hier doch am Arsch der Welt. Woher kommen denn hier zwölf Millionen her?«
    »Langsam angespart«, schlug ich vor und drückte ihm den Umschlag in die Hand.
    Nachdem wieder etwas Ruhe eingekehrt war, ließ ich die Badewanne vollaufen, um mich für die Pressekonferenz auf Vordermann zu bringen. Sicherheitshalber nahm ich das Telefon mit. Gerade als ich mich im Schaum suhlte und langsam wieder atmen konnte, schrillte das Ding, und eine muntere Stimme parlierte: »Baumeister, ich hörte gerade im Fernsehen, daß irgendwer in deiner Gegend ein paar Millionen geklaut hat. Da dachte ich an dich. Wie hast du das gedreht?«
    »Ganz einfach: Ich habe den Transporter angehalten, habe mich hinter das Lenkrad gesetzt, und die ganze Kiste voll Geld steht jetzt in meiner Garage und wartet auf mich. Wer bist du?«
    »Eine Frau.«
    »Das ist keine erschöpfende Auskunft, das höre ich.«
    »Die Bettina.«
    »Aha.« Bettina? Bettina? Ihrem Ton nach zu urteilen, hatte ich augenblicklich zu wissen, wer Bettina war. Ich wußte es nicht.
    »Wir haben im letzten Sommer ... also wir haben uns in München getroffen, und du hast mir eine Stunde lang erklärt, wieso und warum du so gern allein lebst.«
    »Aha.« Ich erinnerte mich immer noch nicht. »Und jetzt?«
    »Jetzt dachte ich, ich rufe mal an. Wie geht es dir denn so?«
    »Gut, ausgesprochen gut, aber ich muß gleich weg. Pressekonferenz, weißt du?«
    »Ja. Ich dachte, ich komme mal vorbei.«
    »Das ist jetzt schlecht, es ist...«
    »Ich bin hier in Daun, oder wie das heißt. Ich könnte ja mal reinschauen.«
    »Aber nicht vor elf abends, bitte.«
    »Also, um elf dann«, sagte sie erleichtert.
    »Es war jemand, den ich nicht kenne«, erklärte ich meiner Katze, während ich das Telefon wieder beiseite stellte. »Du brauchst gar nicht beleidigt zu sein.«
    Aber natürlich war sie beleidigt und schlich hinaus, als sei ich tätlich geworden.
    Ich war sauber, ich roch gut, ich fühlte mich sehr gelassen, hockte mich in den Jeep und fuhr nach Hillesheim zur Bank. Der abendliche Sommerhimmel bot alle Rottöne an, die man sich vorstellen kann, und ein paar Kameraleute drehten munter mitten in den Kitsch hinein. Es waren mehr Kolleginnen und Kollegen da, als normalerweise Presseausweise in der ganzen Eifel zu finden sind. Sie waren alle gutgelaunt, und ein paar von ihnen grinsten mich freundlich an, weil sie wohl wußten, daß ich als erster am Tatort gewesen war. Sicherheitshalber rief ich laut: »Ich weiß rein gar nichts.«
    Der Kundenraum der Bank war zu einem kleinen Vortragssaal umfunktioniert worden. Es standen zwanzig Stühle vor zwei erhöht aufgebauten blanken Tischen mit vier Stühlen dahinter. Jemand mit Sinn für

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