Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
mit der Mafia und mafiosen Strukturen zu leben. Er listete auf, wem ein solcher Geldraub zuzutrauen wäre: Anhänger der kurdischen Freiheitsbewegung könnten ebenso die Täter sein wie Ableger der Mafia. Das Verbrechen zeige die Handschrift hochspezialisierter Gangs aus den Staaten des Kaukasus, die der IRA und die arabischer Terroristen. Auch die Rote-Armee-Fraktion könnte eine neue Gangsterabteilung gebildet haben, es sei jedoch auch denkbar, daß Rechtsextreme auf diese Weise versucht hätten, sich Kapital zu verschaffen. Der Kommentator wirkte sehr kühl, sehr gekonnt und sehr eindrucksvoll.
    Lustlos aßen wir und redeten kaum. Dann tauchte Rodenstock wieder auf und hockte sich an den Gartentisch. »Ich habe diese sogenannten Theorien bedacht. Organisiertes Verbrechen hin, organisiertes Verbrechen her: Die Planung war vor allem deshalb perfekt, weil niemand die Räuber behinderte. Glauben Sie im Ernst, daß bei diesem strahlenden Sommerwetter mehr als fünfzehn Minuten lang kein Tourist diese Straße befährt?«
    »O ja, zuweilen vergehen Stunden, in denen dort niemand auftaucht. Was machen wir mit Wassi? Einfach hingehen und ihn fragen?«
    Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Würde ich nicht befürworten. Ich bin eher dafür, ihn langsam einzukreisen, also festzustellen, welcher seiner Genossen wirklich ohne Alibi ist. Und erst wenn sie alle keines haben, kommt Wassi wirklich in Frage.«
    »Aber wie sollen Rußlanddeutsche das drehen? Wie, um Himmels willen, können die einen ganzen Geldtransporter verschwinden lassen?«
    Er lachte leise. »Auf genau die gleiche Art und Weise, in der westeuropäische Gangster so etwas drehen würden. Oder glauben Sie etwa, Kasachstan sei in Sachen Verbrechertum eine nachholbedürftige Gegend?«
    »Ich würde gern wissen, was Wassi wirklich angestellt hat – daheim in Kasachstan.«
    »Das kann ich herausfinden«, erwiderte Rodenstock nicht sonderlich interessiert. »Ich rufe morgen jemanden an, der es mir sagen kann. Was ist mit diesem Wolfgang Schuhmacher, diesem Bankleiter?«
    »Er gilt als arrogant, wenn man über Konten verfügt, die nicht ständig anwachsen. Ich habe nichts mit ihm zu tun und möchte auch nicht in die Lage geraten. Er empfindet sein Management auf eine dubiose Weise als gottgewollt. Das tun viele hier und ersaufen in Mittelmäßigkeit«, erkärte ich.
    »Nein, nein, ich meine persönlich. Wie ist er persönlich?«
    »Das weiß ich nicht, ich kenne ihn nicht.«
    »Ist er Mitglied einer Partei?«
    »Glaube ich nicht. Viel zu ängstlich. Er ist eher einer von denen, die nach einer Wahlniederlage behaupten: Ich wußte doch gleich, was los ist. Nein, kein Politkopf, eher einer, der sich niemals festlegen wird, solange es nicht um Zinsen geht. Er würde bestenfalls den Prinzen Karneval machen, wenn ihn die Gemeinde subventioniert, aber auch nur dann.«
    »Also bleibt uns nichts anderes übrig, als zu warten, bis ein Hinweis von außen kommt«, sinnierte er. Als die Sonne ihre stechende Glut verlor, kamen die Anrufe der Tageszeitungen und Presseagenturen. Ich gab Auskunft, so gut ich es vermochte, aber im Grunde konnte ich nicht einmal einen Nebensatz von Bedeutung ablassen. Dann erinnerte ich mich, daß der BKA-Mann Marker kommen wollte, und ich fragte Unger, ob er möglicherweise dagewesen sei, als ich mit Rodenstock im Ahrtal war. Unger wußte von nichts.
    »Die werden unermüdlich tagen«, meinte Rodenstock, »und er wird erst kommen, wenn er begreift, daß sie am grünen Tisch nicht weiterkommen.«
    Marker kam um neun Uhr. Angriffslustig wie ein Bulle schoß er um die Hausecke und fragte quer durch den Garten: »Habt ihr ein Bier für einen Bundeskriminalisten?«
    »Na sicher«, begrüßte ich ihn und stellte ihm meine Gäste vor. »Was ist los, was haben Sie herausgefunden?«
    »Nichts! Absolut nichts. Wir haben die Computerauswertung. Nichts deutet auf eine Gruppe hin, die irgendwo in der Welt bereits auf diese Weise gearbeitet hat.«
    »Was ist mit den Wachleuten?« hakte ich nach.
    Er zuckte mit den Schultern. »Wir haben sicherheitshalber alle Übungen durchgespielt, weiches Verhör, hartes Verhör. Wir haben die so weichgeklopft, daß sie freiwillig zugaben, mit dreizehn Jahren mal onaniert zu haben. Nichts, absolut nichts. Da existiert nicht einmal eine Querlinie zu einer geldgeilen Kioskbesitzerin in Dortmund, nicht mal eine Bekanntschaft mit einer ehrgeizigen Nutte in Wanne-Eickel, einfach nichts. Ausgehend von der Vorgehensweise, traut der

Weitere Kostenlose Bücher