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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hehren Deutschen Bauernverbandes. Zum Beispiel wurden Bauern, um die Butterpreise halten zu können, kaum subventioniert. Dagegen wurden die Hallen mit den riesigen Kältemaschinen, in denen die Butterberge aufgetürmt wurden, voll subventioniert. Das alles führte im Laufe der Zeit zu regelrechten Agrarfabriken auf Kosten des Mittelstandes. Dem Bauern wird vorgeschrieben, wie gut seine Milch sein darf. Ist sie besser als erlaubt, gießt er jeden Tag eimerweise die Sahne in den Gully. Das ist ein mieser Alltag, der ihm da zugemutet wird.«
    »Wie kommen die Bauern da klar?«
    »Es passiert, daß der Bauernsohn mit dem meisten Landbesitz im Dorf tagtäglich zur Bundespost nach Köln fährt, um dort Schichtdienst in der Paketabfertigung zu machen. Das ist normal geworden. Vor zwanzig Jahren haben die Bauern es als unter ihrer Würde betrachtet, daß die eigene Frau putzen ging oder die Tochter eine Stelle in Trier annahm. Heute ist auch das normal.«
    »Was machen die ganz jungen Leute, die um die Zwanzig?«
    »Sie sehen in der Regel zu, daß sie zunächst studieren oder eine Arbeit in der Stadt kriegen. Aber dann, nach drei, vier Jahren haben sie oft nur noch eins im Kopf: Wie schaffe ich es, einen guten Job in der Eifel zu bekommen? Sie kehren wieder heim, sie bauen hier ihre Häuser, und ihre Kinder kommen hier zur Welt.«
    »Du magst sie sehr, nicht wahr?«
    »O ja, ich mag sie.«
    »Hat dein Vulkaneifel-Mensch auch Fehler?« Sie lächelte.
    »Sicher hat er die. Er kriegt zum Beispiel Fremden gegen über so lange die Zähne nicht auseinander, bis der Fremde beleidigt abhaut.«
    »Ich habe versprochen, bis Samstag ein Manuskript zu liefern«, kam Elsa zum Punkt.
    »Du wirst es haben.«
    »Ich soll dir sagen, daß wir dir ein anständiges Honorar zahlen, wenn du mich unterstützt.«
    »Das freut meine Katze«, sagte ich. »Laß uns fahren.«
    Marker hockte im Garten in der Laube, die der Haselbusch und der Weißdorn gebildet hatten. Rodenstock hatte sich zwanzig Meter abseits an die Natursteinmauer gehockt, unter den Birken aalten sich auf einer Decke Unger und Bettina.
    Wir gingen zu Rodenstock, weil der den friedlichsten Eindruck machte.
    »Man hat die beiden Herointoten sehr leise entfernt«, erzählte er. »Marker hat nun ein zweites Problem. Er hat nicht nur Nachrichtensperre verhängen müssen, er erwartet einen Oberstaatsanwalt des Generalbundesanwaltes. Damit wird seine Arbeitsmöglichkeit auf etwa zwei Quadratzentimeter eingeengt, ich kenne das.«
    Mit einem lauten Seufzer stand Marker auf und kam heran. »Wir sollten vielleicht überlegen, wo wir stehen. In zwei Stunden ist meine Freiheit gleich Null.«
    Unger erhob sich und näherte sich uns ebenfalls, langsam und nachdenklich. Er fragte mich: »Hast du diese Herointoten fotografiert?«
    »Selbstverständlich, und du kriegst die Fotos.«
    Er hatte vermutlich geglaubt, darum kämpfen zu müssen, und er lächelte flüchtig. »War es ein schlimmer Anblick?«
    »Das kann man sagen«, murmelte Elsa. »Vier Tage in dieser Hitze.«
    »Da gibt es noch zwei Merkwürdigkeiten«, vervollständigte ich den Bericht. »In einem Reisebüro erschien ein Landwirt, um seiner Frau eine Dreißigtausend-Mark-Reise nach Hawaii zu buchen. Ein paar Stunden später versuchte er, diese Reise dem Reisebüro zurückzugeben. Zum zweiten: Man hat mir erzählt, daß zwei Gemeinden ein neues Geläut für ihre Kirche bekommen, urplötzlich. Ich habe diese Punkte noch nicht angetastet, noch nicht nachgefragt. Ich erwähne das nur, um nichts zu vergessen.«
    »Der Alptraum wächst«, flüsterte Marker.
    »Womit begründet denn die Bundesanwaltschaft die Nachrichtensperre?« fragte nun Unger.
    »Gute Frage«, sagte ich.
    Marker überlegte. Er saß in der Klemme. Er hatte seine Kommission unermüdlich auf Tatortspuren und mögliche Zeugen gehetzt, er hatte mein Haus als Ruhepunkt benutzt, er hatte kaum geschlafen und war eigentlich keinen Schritt weitergekommen. Er mußte vorsichtig sein. »Keine Indiskretionen«, bat er matt. »Der Mann der Bundesanwaltschaft begründet das so: Wir haben keine Verdächtigen, aber wir brauchen Erfolge. Der Geldraub beunruhigt die Öffentlichkeit, sie verlangt einen schnellen Erfolg. Also machen wir erst einmal dicht, total dicht.«
    »Das ist eine Begründung für Nachrichtensperre?« rief Unger etwas fassungslos.
    »Es ist eine sehr herkömmliche Begründung«, stellte ich fest. »Dadurch erweckt die Verfolgungsbehörde den Anschein, als sei sie auf einer

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