Eifel-Gold
habe ihr vergebens erklärt, daß das wegen des Ozonlochs Mist ist«, gab Marker Auskunft. »Vielleicht sagen Sie es ihr noch mal.«
»Dann wird sie bissig. Was macht Frau Schuhmacher? Hat sie was gesagt? Hat sie ihren Mann getötet?«
»Einer der behandelnden Psychiater meint, ja«, berichtete Marker. »Aber ein Geständnis liegt nicht vor. Ich gehe jetzt eine Runde schlafen.«
»Wir suchen einen Geldräuber, der Geld raubt, um es zu verschenken«, überlegte Rodenstock. »Ist der nun verrückt oder nur gut?«
Ich ging hinauf ins Badezimmer, rasierte mich und aalte mich genußvoll unter kaltem Wasser. Dann machte ich mich landfein.
Elsa klopfte und fragte: »Bist du nackt?«
»Nein, würde es dir etwas ausmachen?«
»Nackt wäre mir lieber«, erklärte sie. Sie kam herein. »Was machen wir jetzt?«
»Ich würde mich gern um die Heroin-Brüder kümmern.«
»Aber die scheiden doch aus. Solche Leute kommen doch nicht in Betracht.«
»Als Täter? Als Täter stelle ich sie mir gar nicht vor. Aber da gibt es eine andere Frage. Sie waren in der Kneipe neben der Bank. Ungefähr eine Stunde vor der Tat. Dann tuckerten sie mit ihrem Trecker in Richtung Wiesbaum. Wir wissen von Wassi, daß unmittelbar nach dem Geldraub irgendwo in der Gegend ein kleiner Trecker tuckerte. Und seitdem sind die Treckerfahrer spurlos verschwunden. So irre das auch klingen mag: Aber vielleicht sind die beiden volles Rohr in diesen Coup hineingefahren?«
»Das ist aber eine sehr verzweifelte Konstruktion«, meinte sie rücksichtslos.
»Das gebe ich zu. Aber erst einmal besuchen wir die Frau in der grünen Tonne!«
Sie sah mich an, als zweifelte sie an meinem Verstand. »Wen, bitte?«
»Die Frau in der grünen Tonne.«
»Und wer, bitte, ist das?«
»Eine sehr nette, eine sehr feine und außerdem eine sehr kluge Frau.«
»Soviel Lob würde mir angst machen. Im Ernst, wer ist das?«
»Sie ist jemand, der viel hört, viel erfährt. Sie ist jemand, der niemals einen anderen verraten würde, selbst dann nicht, wenn er neuerdings achtzehn Millionen im Keller verstecken würde.«
»Was soll das mit der grünen Tonne?«
»Na ja, sie ist aus Köln, und sie frönt dem gesunden Leben. Das brachte es mit sich, daß sie hinter ihrem Haus eine riesige Plastiktonne aufgestellt hat, um das Regenwasser zu sammeln. Und jetzt kommt's: Vornehmlich in kalten Jahreszeiten steigt sie morgens splitterfasernackt in diese grüne Tonne.«
»Und sie lebt noch?«
»Sehr sogar.«
»Dann will ich sie kennenlernen.«
Wir fuhren also langsam in Richtung Schloßthal. »Es ist einfach schön hier!« seufzte Elsa.
Ich nickte. »Das sagt auch unser Oberförster, wenn er traumverloren seinen Dackel leckt.«
Sie lachte, reckte sich und zündete sich eine Zigarette an.
Die Frau in der grünen Tonne hieß eigentlich Conny. Sie war zu Hause und bastelte an ihrem frischgebauten Teich herum. Sie drehte sich herum, sah uns kommen und sagte: »Ich habe keinen Kuchen zu Hause. Grüßt euch, Spätzelein.«
Sie sagt immer Spätzelein oder Liebchen. Ich stellte Elsa vor und erklärte: »Wir kommen vorbei, um mit dir über das geklaute Geld zu reden. Weißt du irgend etwas?«
»Wollt ihr einen Saft oder so was? Nein? Na gut. Also, ich weiß nichts von dem Kies, außer daß ich ihn gut gebrauchen könnte. In meinem Teich ist übrigens schon ein Molch, nein, halt, zwei Molche. Und eine Kröte, buffo buffo, im Regenerationszustand. Sie hat ein Bein verloren, aber sie scheint sich wohl zu fühlen. Nein, Liebelein, ich weiß wenig, und ihr wißt sicher viel, viel mehr.«
»Das ist es eben. Eigentlich wissen wir auch nichts. Was sagen deine Flüstertüten?«
»Sie malen sich dauernd aus, was sie mit achtzehn Komma sechs Millionen alles anfangen würden. – Hast du den Kommentar von dem Bundestagsabgeordneten gelesen? Titel: Meine Landsleute sind redlich! Hast du das?«
»Nein. Das Fernsehen ist voll, die Tageszeitungen sind voll. Ich kann nicht alles lesen. Was sagt der Mann?«
»Er sagt, die Menschen in der Vulkaneifel sind redlich, ehrlich, hart arbeitende Menschen. Sie überlegen nicht einmal, wie sie dem Staat ans Bein pinkeln können. Der Arsch behauptet, sie kämen nicht einmal auf die Idee zu überlegen, wie man soviel Geld klaut.«
»Der Arsch lügt.« Elsa lächelte feinsinnig. »Irgendeiner ist auf die Idee gekommen.«
»Ja, ja, aber der Abgeordnete schreibt, es seien garantiert internationale Gangster, die die Naivität der Provinz benutzt hätten, dieses
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