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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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oder mehreren wichtigen Spuren.«
    Rodenstock räusperte sich. »Kann es sein, Herr Kollege, daß dieser anreisende Oberstaatsanwalt die Ermittlungen an sich ziehen will und zunächst einmal jedes Loch dichtmacht, bis er hier ist?«
    »Das kann sein«, nickte Marker.
    »Weiß der Staatsanwalt eigentlich, daß hier Geld verschenkt wird?« fragte Elsa.
    »Das weiß er, das habe ich ihm gesagt.« Marker kratzte sich an der Stirn.
    »Dann fürchtet er politischen Verdruß.« Rodenstock stellte das fest, als gebe es keine andere Möglichkeit.
    »Moment mal«, widersprach Unger heftig, »das läuft nicht, das kann nicht laufen.«
    »Das kann laufen«, sagte Rodenstock. »Die Täter sind offensichtlich an dem Geld nicht interessiert, sie verschenken es. Und sie verschenken es so, daß gleichzeitig hohe politische Funktionsträger blamiert werden.«
    »Ach du lieber Gott«, stöhnte Unger. Seine Zunge spielte über die Lippen, er war betroffen. »Man kann aber doch nicht achtzehn Komma sechs Millionen klauen lassen und hinterher so tun, als wäre nichts passiert.«
    »Es ist sogar mal ein Ministerpräsident in einer Badewanne gefunden worden, und alle Welt behauptete, er hätte Selbstmord verübt, obwohl er so viel Gift im Körper hatte, daß er ohne Hilfe nicht einmal mehr in die Badewanne hätte steigen können«, erklärte ich.
    »Es ist auch passiert«, sagte Elsa, »daß unser Bundeskanzler vor einem Bundestagsuntersuchungsausschuß behauptet hat, er könne sich an diese oder jene höchstwichtige Kleinigkeit nicht erinnern, obwohl ihm das niemand glaubte. Kann mir jemand erklären, wieso die Bundesanwaltschaft das Verfahren so schnell übernehmen kann?«
    »Ziemlich einfach«, antwortete ich. »Der Generalbundesanwalt hat in bestimmten Fällen das Recht, das Verfahren an sich zu ziehen. Es gibt Gesetze und Verordnungen, die das ermöglichen. Wenn wie in Mölln oder Solingen Türken ermordet werden, wenn also erkennbar ist, daß eine Tat einen stark politischen Hintergrund hat, dann darf er das. In diesem Fall ist es so, daß das organisierte Verbrechen in Frage kommt, es ist also ein nationales Problem. Deshalb.«
    In diesem Moment begann das Telefon zu klingeln, und Elsa lachte: »Die Witwe Bolte.« Unger rannte los, um den Apparat zu holen.
    Es war nicht in Sachen Witwe Bolte, es war eine Nachricht für Marker: Der Oberstaatsanwalt hielt Einzug. Marker trollte sich.
    »Wie können wir herausfinden, ob diese Kirchengeläute Geschenke sind?« erkundigte sich Rodenstock.
    »Ich plädiere für den Bürgermeister«, sagte ich. »Der wird es wissen, der weiß meistens alles.«
    »Können wir nicht die Pfarrer fragen?«
    »Die werden nicht antworten. Die werden erst ihren Bischof anrufen, und der wird ihnen befehlen, nichts zu sagen. Können Sie sich vorstellen, wie ein Pfarrer sich fühlt, dem man hunderttausend Mark für die neuen Glocken über die Gartenmauer wirft? Der ahnt sofort, woher der Zaster stammt. Er wird die Augen zumachen und beten, bis es vorbei ist.«
    »Ich bin mir da nicht sicher«, meinte Rodenstock leise. »Aber sei's drum: Wollen wir Ihren Bürgermeister holen?«
    »Das ist nicht gut«, entschied ich. »Wir schlendern hin und fragen ihn einfach.«
    Wir spazierten also in das Dorf hinunter zum Haus meines Bürgermeisters. Er hockte mit dem halben Gemeinderat auf der Terrasse, und sie tranken Flaschenbier. Sie sahen uns so an, als könnten wir für sie alle Rätsel der Welt lösen.
    Ich flüsterte Rodenstock zu: »Kein Wort!«
    »Gut, daß ihr kommt. Wir unterhalten uns gerade darüber, welche Sorte Mafia wohl das Geld geklaut hat«, begrüßte uns mein Bürgermeister.
    Es war eine Botschaft, es war die deutliche Botschaft: Sagt um Gottes willen keinen Ton, die anderen wissen nichts!
    »Wir wollten nur einen schönen Abend wünschen und nach den Neuigkeiten des Tages fragen!« Rodenstock lächelte, wie nur alte Männer lächeln können.
    Alfred, der auch im Gemeinderat saß, entgegnete: »Wir wissen nix, wir müssen tagsüber arbeiten.«
    »Hör dir den an«, sagte ich, »hör dir dieses Monster an!« So fing die Flachserei an, und jede Gefahr war gebannt, bis wir zehn Minuten später erklärten, nun wollten wir aber weiter.
    »Ich komme vorbei«, raunte Willi leise.
    »Bis demnächst«, röhrte ich.
    Wir gingen noch eine Weile in Richtung Hillesheim, bogen dann ab, machten die Runde und kehrten nach Hause zurück.
    »Er hat etwas Neues«, orakelte ich. »Er kommt vorbei.«
    Rodenstock schien gar nicht

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