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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Bürgern zu tun, bei denen sich herumgesprochen hat, daß das Geld möglicherweise nicht koscher ist. Die Bevölkerung wird das melden, und Marker bleibt ja noch ein paar Tage hier.« Er war rundum mit sich zufrieden. Er stand auf und verbeugte sich kurz und mit sehr steifem Rücken. »Es hat mich gefreut«, sagte er aufrichtig.
    Als er gegangen war, meinte Elsa: »Sagen Sie, Marker, was soll das Theater?«
    »Stellen Sie mir nie mehr diese Frage«, erwiderte er müde und strich sich über das Gesicht. »Er bekam einen Anruf vom Innenministerium in Bonn. Man legte ihm nahe, das internationale Verbrechertum zu bekämpfen. Und jetzt kein Wort mehr. Ich schlafe erst einmal zwei Tage.« Dann sah er Rodenstock an: »Können Sie mich noch kurz über alles informieren, was hier zuletzt geschah?«
    »Aber sicher«, nickte Rodenstock. »Ich erzähle es Ihnen. Gehen wir in den Garten?«
    Als die beiden abgezogen waren, schrie Elsa zornig: »Die schmettern den Fall ab, Baumeister!«
    »Rodenstock hat es gerochen, Marker hat es gerochen. Das ist nicht neu und nicht überraschend. Als sie merkten, daß die ganze politische Eifel bloßgestellt wird, legten sie los ...«
    »Aber irgendwo sind noch mehr als fünfzehn Millionen!« rief sie wild.
    »Richtig«, gab ich zu. »Aber wer will das hören, wenn Kurden in Frankfurt Waffen kaufen und bar bezahlen? Sie wollten das internationale Gangstertum.«
    Wir schwiegen und hörten, wie Rodenstock und Marker im Garten miteinander sprachen, wie Marker sich verabschiedete, wie er sagte: »Ich gehe die paar tausend Meter zu Fuß, wird mir guttun.«
    »Ich schlafe unter der Birke«, brach ich das Schweigen.
    Aber ehe ich verschwinden konnte, kamen Unger und Bettina auf den Hof gefahren, und sie sahen sehr glücklich und erregt aus.
    »Junge, Junge«, sagte Unger hoch, »das ist vielleicht ein Ding!«
    »Laß es raus«, forderte ich. »Nein, halt, warte noch, bis Rodenstock kommt. Dann mußt du es nicht zweimal erzählen.«
    Unger setzte sich auf die Bank vor dem Haus, und Bettina nahm neben ihm Platz. Er war jetzt ein Teil von ihr, und das wirkte sehr tröstlich.
    Rodenstock kam. »Ist der Pfarrer durchleuchtet?«
    »Und wie«, behauptete Unger. »Also, die Sache begann vor etwa einem Jahr. Da kam ein Student zu dem Pfarrer ins Haus. 25 Jahre alt, studierte Germanistik und Politologie. Er wollte eigentlich eine Examensarbeit schreiben, irgend etwas untersuchen: Die Stellung katholischer Priester in der Dorfgemeinschaft von heute. Irgend so etwas in der Art. Er blieb. Es war überhaupt nicht schwer herauszufinden, was da passiert ist. Also nehmt um Gottes willen nicht an, daß es eine schwule Liebe wurde oder so. Aber eine Liebe war es wirklich. Das ganze Dorf wußte Bescheid. Der Student ergriff Besitz von Pater Leppich. Stück um Stück sozusagen. Es war einfach für uns, das meiste erzählten die Verkäuferin in einem Tante-Emma-Laden, ein Kneipenwirt und ein Gemeindeangestellter. Der Pater Leppich kaufte dem Jungen erst einmal eine Einrichtung für zwei Zimmer, dann ein altes, gebrauchtes Auto, dann ein neues Auto. Dann fuhren sie zusammen in Urlaub, einmal, zweimal, dreimal. Immer teurer und immer weiter weg. Ein paarmal haben ältere Männer aus dem Dorf versucht, mit dem Jungen zu reden, ihn aus dem Dorf zu scheuchen, aber der Junge hat nur gelacht und gesagt: Besser werde ich es nie mehr im Leben haben! Irgendwie sind einhundertsechzigtausend Mark zusammengekommen. Ich habe einige Posten notiert, es ist kein Kunststück gewesen, so viel Geld auszugeben. Der Priester wurde depressiv, er sprach von Selbstmord. Und was passiert? Schwuppdiwupp ist der Student verschwunden. Aber ich habe seine Adresse, das wird eine verrückte Geschichte.«
    »Das wird vermutlich keine«, widersprach Rodenstock und berichtete kurz vom Besuch des Oberstaatsanwaltes.
    »Aber das ist Wahnsinn«, reagierte Unger, »das ist doch völlig verrückt.«
    »Nein«, sagte ich, »das ist der Staat. Haben Sie den ... entschuldige, hast du mit dem Pfarrer sprechen können?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das wollte ich nicht, weißt du. Er ist wirklich krank, der Arzt kommt jeden Tag und spritzt ihm irgend etwas. Eine ältere Frau aus dem Dorf paßt auf ihn auf. Der Mann ist kaputt! Der ist sechzig, hatte einen Liebsten, der ihn ausnahm, und jetzt ist er kaputt.«
    Es war seltsam, niemand sprach ein Wort, wir zerstreuten uns auf meinem Hof, als hätten wir nichts miteinander zu tun. Als Bettina ihre Hand an Ungers Gesicht

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