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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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inständig um meiner Ruhe willen, er würde sie mitnehmen. Meine Gebete wurden erhört, er nickte, und sie machten sich auf den Weg.
    »Was sagt Marker? Was meint sein Oberstaatsanwalt?«
    Rodenstock neigte den Kopf. »Der glaubt, wir hätten es mit strikt logistisch arbeitender organisierter Kriminalität zu tun. Auf die Geldgeschenke will er nicht eingehen. Vielleicht kann er nicht? Der Landrat, Bundestagsabgeordnete, Landtagsabgeordnete, die Caritas, ein Wirtschaftsmagnat, der Golfclub, die katholische Kirche. Vielleicht einigt man sich.«
    »Was soll das heißen: Man einigt sich?«
    »Man löst den Fall nicht, man läßt ihn auslaufen.«
    »Mann, in sieben Jahren haben wir das Jahr 2000.«
    »Ja und?« lächelte er. »Glauben Sie im Ernst, die Menschheit hätte sich geändert?«
    »Das kann nicht sein«, sagte ich. »Soviel kann man nicht übersehen.«
    »Sie sind naiv«, stellte er trocken fest.
    »Das macht mich so wertvoll«, nickte ich. »Was können wir noch tun? Hat dieser Täter, hat diese Tätergruppe Fehler gemacht? Paßt irgendeiner der Beschenkten nicht ins Programm? Vielleicht dieser sogenannte Pater Leppich?«
    Cosima, Nora und Elsa tanzten heran und schleppten die neue Katze Momo durch meinen Garten. Krümel kam um die Ecke und wirkte vor Eifersucht rosarot. Dahinter erschien ein strahlender Veterinär aus Gerolstein namens Dr. Schneider und trompetete: »Die Katze ist kein Weibchen, die Katze ist ein Männchen.«
    »Dann kann der Name bleiben. Herzlich willkommen, Momo«, sagte ich.
    Wenig später hockte Rodenstock mit den beiden Mädchen im Gras und hatte Momo im Schoß. Sein Gesicht wirkte ganz sanft und gelassen, es war voll Freude.
    Langsam fuhr ich zum Tatort, als könnte ich nachvollziehen, was sich ereignet hatte. Ich erreichte diesen Tatort, hielt an, hockte mich auf einen liegenden Baumstamm und stopfte bedächtig die Camargue von Butz Choquin. Ich rauchte und dachte darüber nach, was ich mit so einem Transporter tun würde. Und was mit dem Motorrad?
    Moment: Markers Leute hatten alle Scheunen durchsucht. Was war dabei herausgekommen? Es konnte nicht viel sein, denn Marker hatte nichts erwähnt – also Fehlanzeige. Was tut ein international arbeitender Gangster mit einem Geldtransporter? Er versenkt ihn in einem Fluß, in einem Baggersee. Er denkt nicht daran, das Ding auf ewig verschwinden zu lassen, es reicht, wenn es ein paar Wochen, ein paar Monate vielleicht verschwunden ist. Was wird er mit dem Motorrad machen? Dasselbe vermutlich. Also vielleicht irgendwo zwischen hier und Köln oder hier und Trier einen Fluß suchen, ein großes Wasserloch.
    Was tut ein Mann aus der Eifel, der aus irgendeinem Grund furchtbar wütend ist, einen Geldtransporter klaut, das Geld verschenkt ... was tut der mit diesem Transporter, mit diesem Motorrad?
    Bleib auf dem Boden, Baumeister. Laß deine Phantasie nur in den Grenzen spielen, die der Alltag dieser Leute zieht. Nicht herumspinnen, einfach nachdenken. Dann wußte ich plötzlich, daß wir alle an einer sehr naheliegenden Idee vorbeigerannt waren, und ich mußte lachen. Es war wie eine Befreiung.
    Ich stieg in den Jeep und fuhr gemächlich auf den Hof. Rodenstock schlug wieder Holz und fühlte sich offenkundig prächtig, die Mädchen hockten auf dem Holzstoß und kraulten Momo – sie ließen ihn nicht auf die Erde, sie ließen ihn nicht laufen. Elsa kam in die Sonne und brachte ein Tablett mit Kuchen und Kaffee. Sie sah mich, kam heran und sagte: »Ich machte mir Sorgen. Dir geht es nicht gut, oder?«
    »Jetzt geht es mir wieder gut«, erklärte ich. »Papa Rodenstock, lassen Sie uns eine Weile reden. Ich habe eine Idee.«
    Wir drei gingen also hinein, sperrten Kinder und Katzen aus, und ich erklärte: »Es war immer ein Rätsel, was die Täter mit dem Transporter und dem Motorrad gemacht haben. Ich habe vielleicht eine Idee. Die Eifel war immer ein armes Land. Besitz, gleich welcher Art, wurde ängstlich gehütet, niemals vernichtet. Da wir annehmen müssen, daß es Eifler waren, müssen wir also mit Eifler Augen sehen. Die Männer werden den Transporter zerlegen, nichts wegwerfen, den Motor in eine andere Karre umbauen, die Achsen für irgendein anderes Fahrzeug gebrauchen können. Ist das einleuchtend?«
    »Sehr«, sagte Rodenstock sofort.
    »Und wie!« nickte Elsa.
    »Aber wie setzen wir das um?« fragte Rodenstock. »Sollen wir systematisch suchen?«
    »Ja«, nickte ich. »Jeden Wasserwagen bei den Kühen auf den Wiesen prüfen, jeden

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