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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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legte, wehrte er sie ab wie ein Insekt, drehte sich um und schlenderte aus dem Lichtkreis der Lampe über der Haustür.
    Elsa murmelte: »Ich gehe in dein Bett. Du nimmst ja wohl die Birke.«
    Wenig später meinte auch Rodenstock: »Ich versuche mal, etwas zu schlafen.«
    Ich schnappte mir das Telefon für alle Fälle, ging unter die Birke und legte mich auf den Schlafsack. Irgendwann kam Krümel, maunzte hocherfreut und gesellte sich neben mich, nachdem sie die Umgebung abgesucht und alles in Ordnung gefunden hatte.
    Ich erinnerte mich an meine neue Katze Momo, sah aber nicht nach ihr. Junge Katzen bleiben gern im Haus, solange Wände eine Deckung für sie sind.
    Es war drei Uhr, als einige Dinge gleichzeitig in mein Bewußtsein drangen. Das Telefon schrillte, und in der Ferne heulten Sirenen. Die Feuerwehr kam schnell näher. Ich tippte auf den Knopf im Hörer, und Willi, mein Bürgermeister, rief atemlos: »Es hat Christian Dauns Scheune erwischt. Diese doofe Witwe Bolte hat wahrscheinlich wieder mit Maria und dem Erzengel gesprochen.«
    Eine zweite Feuerwehrsirene, höher als die erste, war zu hören, dann eine dritte.
    »Wie groß ist das Feuer?«
    »Weiß ich nicht genau. Der Brandmeister sagt, daß sie es nicht unter Kontrolle kriegen. Alles sei trocken wie Zunder. Kommst du?«
    »Na sicher.«
    Keiner meiner Besucher war ausgezogen, keiner hatte geschlafen. Sie standen im Flur und starrten mich an.
    »Es ist Dauns Scheune. Die mit dem vielen Heu. Laßt uns fahren, nein, laufen, wir versperren ihnen nur den Weg.«

ZWÖLFTES KAPITEL
    Das ganze Dorf pilgerte mit uns, die Kinder machten den Eindruck, als ginge es zu einer Kirmes mit Feuerwerk. Ein leichter Wind stand aus Südwest und wisperte in den Büschen und Bäumen. Als wir die letzten Häuser erreicht hatten und einen freien Blick auf Christian Dauns Anwesen bekamen, wirkte seine Scheune wie ein riesiges rotgeflecktes Tier, das sich zum Sterben niedergelegt hat und gegen den Tod kämpft.
    Das Geräusch war sehr laut, und es war jetzt deutlich auszumachen, daß es zwei Geräusche waren. Männer schrien, die Motoren schwerer Maschinen mahlten, die Klingeln der Feuerwehren waren schrill und aufdringlich. Darüber lag wie ein Stöhnen der Laut, den die brennende Scheune von sich gab. Es war, als atmete sie krampfhaft und kämpfte um Luft.
    »Das Feuer ist da, wo Witwe Bolte den Altar hatte«, sagte Elsa.
    Christian Dauns Scheune lag ziemlich genau in Nord-Süd-Richtung. Am südlichen Ende, dort wo die Witwe Bolte die Jungfrau Maria und den Erzengel Michael getroffen hatte, war das Gebäude vom Erdboden bis hin zu dem flachen Dach grellrot. Dunkelrot nach Norden hin, wo in einer Entfernung von zwanzig Metern das alte Wohnhaus der Dauns stand. Wenn man genau hinschaute, schienen die Konturen der Gebäude zu verschwimmen. Die Hitze flimmerte.
    Ein Mann schrie im höchsten Diskant: »Zwei C-Rohre auf das Wohnhaus. Sonst geht dort alles hoch.«
    »Wieso hochgehen?« fragte Unger.
    »Er meint die Hitze. Es ist alles pulvertrocken«, erklärte Rodenstock.
    Sie hatten eine Batterie greller Scheinwerfer südlich des brennenden Kolosses in ungefähr dreißig Metern Entfernung aufgestellt, und je näher wir an die reichlich dürftige Absperrung aus Autos und dazwischen gespannten Plastikstreifen kamen, umso klarer war zu erkennen, daß die Scheune im Innern längst eine Feuerhölle war.
    »Das ist aussichtslos«, rief Unger und hielt Bettina um die Schultern fest.
    Elsa lehnte sich gegen mich. »Wie viele Feuerwehren sind das denn?«
    »Sicherlich alle, die nahe genug stationiert sind. Mindestens sechs. Berufsfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehren. Die Jungens sind gut und schnell. Aber sie haben bei dieser Hitze keine Chance. Sie haben großes Glück, wenn sie das Wohnhaus retten können.«
    »Woher kriegen sie denn das Wasser?«
    »Sie haben eine schwere Leitung westlich liegen. Und sie pumpen aus dem Greisenbach ab. Ich mache einen Vorschlag: Wir trennen uns und passen auf.«
    »So soll es sein«, stimmte Rodenstock zu. Er wirkte vollkommen entspannt. »Ich gehe zu der Gruppe Männer, die rechts vorne steht. Einsatzleitung«, sagte er.
    »Unger, geh mit Bettina bitte dorthin, wo es am hellsten brennt. Da hatte die Witwe Bolte ihren Hausaltar. Wir gehen rüber zum Wohnhaus.«
    Dann dachte ich an die viele Arbeit des Christian Daun und daran, daß hier mit seiner Heuernte auch sämtliche großen und kleinen Maschinen verbrannten. »So eine Scheiße«, fluchte ich.
    Es

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