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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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durchfahren.«
    »So könnte es gehen.« Franz neben mir atmete pustend aus: »Und Schaum, was ist mit Schaum?«
    »Noch nicht«, schrie jemand. »Noch keinen Schaum. Erst die Querwände weg und die Teile der Längswände. Nicht zu weit weg, nicht den Herd vergrößern. Dann Wasser, dann die Rammen, dann mit Schaum ersticken. Also, ihr faulen Säcke!«
    Ein paar Leute lachten.
    Die Rammen glitten rückwärts gegen das Wohnhaus aus dem Brandherd, die beiden Fahrer stiegen ab und bewegten sich schwerfällig nach vorn. Sie schleppten jeder eine Kette, bückten sich irgendwo, klinkten die Ketten ein, bewegten sich zurück auf ihre Fahrzeuge und zogen nach Handzeichen vorsichtig an. Die Querwand wurde weggezogen, und das Feuer kam grell und gewaltig wie eine Explosion hoch.
    Es war eine geisterhafte Szene, weil niemand etwas sagte, niemand mehr schrie und alles davon abhing, wie gut die Fahrer der Rammen waren. Das Wohnhaus, das wurde deutlich, stand jetzt abseits wie ein dunkel drohender Klotz und schien nicht mehr zu brennen. Die Rammen bewegten sich gleichmäßig nebeneinander, die Fahrer wiederholten das gefährliche Spiel mit den Ketten und zogen die Längswand vom Feuer. Das Heu loderte, so daß wir die Hitze brennend auf der Haut spürten. Die Rammen arbeiteten unermüdlich weiter.
    Teil zwei der Operation bestand darin, das große Viereck des Feuers aus stark streuenden Düsen unter Wasser zu setzen. Dann Teil drei: Die Rammen mahlten unermüdlich hin- und herfahrend alles zu Schlamm und funkenstiebenden Resten. Das dauerte mehr als eine Stunde. Erst danach belegten die Wehren die Fläche mit Schaum.
    Rodenstock stand plötzlich hinter mir. »Kommen Sie einmal mit.« Er wartete nicht, sondern ging langsam auf das Wohnhaus zu.
    »Wo geht der denn hin?« fragte Elsa ungeduldig hinter mir.
    »Nur die Ruhe«, sagte ich.
    Der Haupteingang des alten Wohnhauses lag auf der vom Feuer abgewandten Seite. An einem Beet mit zwei Rosensträuchern hockten Gitta und Christian auf einer Bank und schwiegen vor sich hin.
    »Es ist gutgegangen mit Ihrem Haus«, erklärte Rodenstock freundlich. Dann ging er langsam weiter in den Vorgarten hinein. Da befand sich ein eiserner Doppelbogen, etwa zwei Meter hoch, an den Christian Daun Pflanzen in Töpfen gehängt hatte.
    Rodenstock drehte sich zu uns herum und bat leise: »Elsa, Sie stehen neben einem großen Topf mit Geranien. Nehmen Sie bitte den Topf ab und marschieren Sie um den alten Stall herum, dann die Wiese hinauf, dann nach Hause. Und nicht fragen, einfach los.«
    Sie nahm den Topf in die Hand, er hängte ihn aus, und sie ging los und atmete augenblicklich schneller. Der Topf war schwer.
    »Es ist ein besonderer Topf«, erklärte Rodenstock. »Es ist der aufgeschnittene Tank eines Motorrades.«
    »Sieh an, sieh an«, sagte ich heiter. »Noch irgend etwas?«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber wir hätten eine Chance, wenn wir die Gelegenheit benutzen würden – alle Häuser im Dorf stehen leer.«
    »Ich verstehe«, meinte ich. »Gehen Sie oder gehe ich?«
    »Ich gehe«, sagte er. »Wenn ich fehle, fällt das nicht so auf.«
    Ich ließ ihn verschwinden und setzte mich dann zu Gitta und Christian.
    »Hast du die Witwe Bolte gesehen? Ich meine, bevor es zu brennen begann?«
    »Ja, ja, sie war da. Aber das war um Mitternacht. Sie hatte die Kerzen brennen lassen. Ich blies sie aus. Sie muß wiedergekommen sein, das ist schon öfter passiert.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Das ist ein Riesenverlust.«
    »Das Wohnhaus steht noch.« Er war verwirrt und fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Ich wollte nie auf dem Hof meiner Eltern leben. Das alte Haus ... es riecht anders, verstehst du? Es riecht ... ich weiß nicht, ich bin hier zu Hause.«
    »Kann ich gut kapieren. Wo wirst du schlafen, du mußt dich irgendwie ausruhen.«
    »Er kann mit zu mir nach Hause«, sagte Gitta sanft und sah ihn dabei an.
    »Das ist gut. Aber achte darauf, daß er wirklich ein paar Stunden pennt. Hier kann er im Moment sowieso nichts machen.«
    Um auszuschließen, daß irgendwo im Geviert der niedergebrannten Scheune noch Brandherde verborgen waren, fuhren die Kettenfahrzeuge weiter hin und her und machten den Schlamm zu Brei. Niemand löschte mehr, niemand schrie Befehle, niemand rannte. Alle hockten total erschöpft in der Wiese und ließen sich bedienen. Sie hatten es sich verdient. Ein paar waren so geschafft, daß sie sich einfach auf die Seite gelegt hatten und schliefen.
    »Gehen wir heim«, sagte ich

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