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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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in
einem Gerichtsverfahren auf, wurde nie als Zeuge benannt, sein Name existierte
in den Akten nicht.«

    Â»Und sie machten Geschäfte bei dem Geschäft?« wollte ich weiter
wissen.

    Â»Das steht fest, wobei das Ausmaß schwer abzuschätzen ist.
Jedenfalls sind sie beide steinreich geworden. Und zwar, ohne ein Risiko
eingehen zu müssen ...«

    Â»Bis du in den Fall reingegangen bist«, murmelte Rodenstock.
»Meinen herzlichen Glückwunsch. Und was will uns der Dichter damit sagen?«

    Â»Ich habe Cherie noch einmal getroffen und bin dann selbst in
die Eifel gefahren, um zu erleben, was Julius Berner und Martin Kleve
miteinander besprechen, wenn Kleve zu einem einsamen Wochenende nach Mürlenbach
fährt. Doch genau so ein Gespräch fand bisher nicht statt. Ich habe sechs
sauteure Richtmikrofone aufgebaut, die ich nur zu aktivieren brauche.« Er
grinste breit. »Die habe ich im LKA geklaut.«

    In der Stille konnten wir hören, daß der Wind abgeflaut war und
der Regen nur noch spärlich fiel.

    Â»Da mußt du eine Menge schlucken«, bemerkte Stefan Hommes
versonnen. »Für mich war Berner ein idealer Arbeitgeber ...«

    Â»Und? Was schließen wir aus alledem?« fragte Rodenstock. »Wer
hat Cherie, Mathilde und Narben-Otto nun getötet?«

    Niemand mochte antworten, wir waren verunsichert, wir schwammen
in einem Meer an Informationen, die zum Teil nicht miteinander zu verknüpfen
waren. Auf der einen Seite wußten wir zuviel, auf der anderen zu wenig.

    Ich riskierte es trotzdem. »Berner und Kleve waren es beide.
Aber sie haben es in Auftrag gegeben.«

    Â»Das klingt sehr logisch«, bestätigte Rodenstock. »Ich neige zu
der gleichen Theorie, und das bedeutet, daß wir die schwerste Strecke noch vor
uns haben.«

    Ballmann murmelte: »Ich bleibe jedenfalls hier, ich muß
hierbleiben.«

    Â»Warum denn das?« fragte Stefan Hommes.

    Â»Weil er mit Sicherheit getötet werden soll«, sagte Rodenstock
sachlich. »Und es ist nur eine Frage von Tagen, bis wir drei ebenfalls auf der
Liste stehen. Das ist das Fatale an brutalen Lösungen: Sie gebären sich ständig
selbst.« Er wandte sich an Andreas Ballmann. »Du solltest aber in jedem Fall
deinen Standort wechseln.«

    Â»Das tue ich sowieso«, nickte er.

    Â»Warum denn?« fragte Hommes wieder.

    Â»Weil hier ein Feuer brennt, das du kilometerweit riechst«,
grinste Ballmann. »Und damit ihr wißt, wo ich bin, zeige ich Stefan den Punkt
auf der Karte. Einverstanden?«

    Wir brachen auf, wir hatten es plötzlich eilig. Jeder von uns
wollte nachdenken, und jeder wollte es allein tun. Ich zog Rodenstocks Wagen
mit der Winde von dem Erdwall herunter, auf dem er festgefahren war. Glücklicherweise
war nur die Frontschürze leicht eingedellt. Wir luden Stefan Hommes zu Hause ab
und fuhren weiter nach Brück. Hommes hatte kein Wort mehr gesagt, sein Gesicht
war grau, und seine Augen verrieten eine große Hilflosigkeit. Vor Pelm gab
Rodenstock plötzlich Gas und zog an mir vorbei.

    Er reagierte sich wahrscheinlich ab, wollte nicht nach Brück
zockeln, er wollte nach Brück fliegen. Und er brauchte wohl dringend seine
Emma, um wieder Boden unter den Füßen zu spüren.

    Ich ging gar nicht in das Haus, sondern direkt in den Garten
und fand sämtliche Polster auf den Sitzgruppen klatschnaß vor. Ich nahm die
Kissen und legte sie einfach in das nasse Gras. Mutter Natur würde schon dafür
sorgen, daß sie trockneten. Dann hockte ich mich auf einen Brocken aus rotem
Sandstein am Teich und starrte in das Wasser.

    Es dauerte nicht länger als dreißig Sekunden, da wurde ich
plötzlich Opfer einer Halluzination: Goldfische. Nicht einer, sondern
mindestens ein Dutzend. Sie zogen gemächlich an mir vorbei. Ich kniff die Augen
zusammen und fühlte mich wie der Säufer, der plötzlich kleine blaue Elefanten
sieht und genau weiß, daß es jetzt nur noch bergab geht.

    Â»Gott verdammich!« flüsterte ich, und in meinem Rücken
brummelte Jenny gemütlich: »Sind die nicht süß? Wir kamen an so einem Tierladen
vorbei, und Emma konnte nicht widerstehen.«

    Â»Sehr süß«, seufzte ich. »Ganz reizend, allerliebst, so
himmlisch kindlich.«

    Â»Du verscheißerst mich.«

    Â»Etwas schon«, gab ich zu. »Wie geht es Enzo?«

    Â»Immer besser. Morgen fahre ich wieder hin.

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