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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hatte.

    In diesem Augenblick sagte Rodenstock neben mir: »Was ich jetzt
tue, verstößt gegen sämtliche Regeln meines hochedlen Charakters. Ich gebe dir
eine Beretta, mein Freund. Schön flach, schön handlich, schön im kaum vorhandenen
Rückschlag. Wenn du schießen mußt, leg vorher den Sicherungshebel um. Du hast
sieben Schuß.«

    Â»Danke«, murmelte ich. »Eine Zigeunerin hat mir einmal
prophezeit, ich würde durch eine Kugel sterben. Vielleicht ist das heute.«

    Â»Nein, nicht heute«, widersprach Emma hinter uns trocken. »Das
kann gar nicht heute sein, denn am Freitag müssen wir alle zusammen auf eine
Beerdigung. Und zwar nicht auf unsere.«

    Ich rollte jetzt ganz langsam dahin und richtete eine intensive
Bitte an den alten Mann, mir keinen wild gewordenen Milchfahrer zu schicken,
der die Bauern der Umgebung abgraste. »Seid gleich keine widerlich deutschen
Helden. Denkt daran, ihr wollt demnächst heiraten.«

    Â»Ha, ha, ha!« machte Rodenstock.

    Emma widersprach sanft: »Also, ich finde das schön.«

    Rodenstock konnte es nicht lassen: »Bestimmt wirst du bei der
Trauung den Colt hinterm Strumpfband tragen.«

    Â»Na sicher, du brauchst doch einen Salut!« erwiderte sie spitz.
»Guck mal, da steht der Wagen von Hommes.«

    Das Auto stand an der Mündung eines Feldweges, die
Straßenlaternen von Oos zur rechten Hand sandten ein mageres Licht. Der Himmel
war noch nachtblau, hatte aber schon Lichtspuren des kommenden Tages. Ich fuhr
an Hommes Wagen vorbei in den Feldweg und parkte dann.

    Â»Bitte, die Türen nicht knallen. Wo ist Hommes?«

    Â»Er muß da auf dem Erdwall sein, direkt an der Straße.«

    Â»Auf was für einem Gelände bewegen wir uns hier überhaupt?«
fragte Emma.

    Â»Büsche, ziemlich viele kleine Birken, kleine Eichen. Erst im
Hintergrund Waldung. Kiefern, sehr hohes Gras, dichte Weiden, Ginster, massives
Gestrüpp. Aber erst einmal kommt eine Art Schlucht. Steile Wände, ungefähr
fünfzig bis sechzig Meter Sohlenbreite. Dann ein schwieriger Steilanstieg,
dahinter erst das eigentliche Gelände. Sagt Hommes.« Rodenstock lud seine Waffe
durch.

    Â»Können wir Ballmann anrufen? Per Handy?« fragte ich.

    Â»Besser nicht«, antwortete Rodenstock. »Wenn dieses Ding
aufjault, haben seine Jäger einen Hinweis, wo er ist.«

    Wir querten die Straße, stiegen durch den Graben und dann die
kurze, steile Böschung hoch. Rechts wie links federartig stehende
Ginsterbüsche, der Geruch von wildem Thymian war sehr dicht. Die Neigung bis
zum Boden der Schlucht war fast senkrecht. Ich hatte irgend etwas davon gehört,
und plötzlich fiel es mir wieder ein. Die Großväter der jungen Elterngeneration
aus Oos hatten hier mit der Hand Kalk abgebaut, der als Zement auf die
Eisenbahn verladen worden war.

    Plötzlich tauchte Stefan Hommes links von uns auf und kam
langsam auf uns zu.

    Rodenstock atmete scharf ein, da war Entsetzen.

    Hommes trug eine kleine Uzi in der rechten Armbeuge, eine
Waffe, die in Lizenz in Israel hergestellt worden war und von der Abertausende
schwarz in Europa kursieren. Die Waffe war sehr effektiv, konnte mit einem
gebogenen 70er-Magazin geladen werden und war auf Distanzen unter dreißig
Metern bei Streufeuer absolut tödlich. Kurz, das ist eine Waffe, bei der ich
automatisch an Massaker denke.

    Hommes deutete mit dem Kopf zurück auf die Straße, also
schlichen wir die Böschung wieder hinunter.

    Â»Er steckt wahrscheinlich im hinteren Bereich, da wo die Bäume
dicht stehen und höher sind als auf der ersten Strecke.« Der Wildhüter
flüsterte.

    Â»Wieso setzt er sich nicht auf sein Mountainbike und verschwindet?«
fragte ich. »Wieso läßt er sich auf so einen Scheiß ein? Das kann sein Tod
sein.«

    Â»Richtig«, nickte Hommes. »Das habe ich mich auch gefragt. Aber
die Lösung ist ganz einfach: Er hat das so gewollt. Er wollte die Killer auf
sich ziehen, er ist eben verrückt.« Er schaute Rodenstock an. »Ich habe keine Erfahrung.
Wie gehen wir vor?«

    Â»Wie lang erstreckt sich das Gelände? Und wie tief ist der
Waldgürtel?«

    Â»Ich würde schätzen, das Kernstück ist etwa vierhundert Meter
lang, der Waldgürtel dreihundert Meter tief.«

    Â»Wir müssen uns trennen«, entschied Rodenstock nach kurzem
Überlegen. »Ich gehe links außen, du

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