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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Wenn wir eine
Wolldecke besorgen und auf die Hollywoodschaukel legen, könnten wir uns sogar
setzen.«

    Â»Das geht nicht, junge Frau. Ich muß nachdenken, ich habe keine
Zeit für Plaudereien. Du verstehst?«

    Sie verstand und trollte sich, brachte mir aber eine Wolldecke,
ehe sie sich endgültig verzog.

    Doch ehrlich gestanden war ich unfähig nachzudenken, ich glaube
nicht, daß ich das überhaupt wollte. Ich brauchte wahrscheinlich eine
Verschnaufpause, nichts weiter, Ferien von diesem vertrackten Fall.
Gleichzeitig wußte ich, daß Ferien unmöglich waren, weil es durchaus geschehen
konnte, daß ein weiterer Mensch sterben mußte und daß wir dem erschreckend
wenig entgegenzusetzen hatten.

    Rodenstock kam heraus und erzählte, er habe Kischkewitz
angerufen und über Ballmanns Aussage informiert. Emma habe herausgefunden, daß
die Ehefrau von Martin Kleve 1985 begonnen hatte, zuerst das ererbte Geld von
ihren Eltern in die Gründung von Firmen zu investieren, um dann quer über den
Erdball verteilt weitere Holdings zu gründen. 1985 habe sie einen Umsatz von
etwa einer halben Million Dollar gemeldet, zehn Jahre später etwa sechzig
Millionen.

    Â»Da wird einem wirklich schwindelig«, schloß Rodenstock seinen
Bericht.

    Â»Du hast mir noch gar nichts von deinem Gespräch mit dem
Ehemann der Vogt erzählt«, erinnerte ich ihn.

    Â»Ach ja. Du hast mit deinem Anruf vom Adenauer-Haus dieses
Gespräch allerdings sehr früh unterbrochen. Ich kann mit dem Mann einfach
nichts anfangen, ich finde keinen Zugang zu ihm. Er redet davon, daß sein
Herrgott ihn bestrafen will. Er hat sich sogar als Sünder klassifiziert, der
bestraft werden muß. Immer redet er von sich, nie von seiner toten Frau.
Natürlich habe ich ihm nicht gesagt, daß das Baby im Bauch seiner Frau nicht
von ihm war. Vielleicht sollten wir morgen früh beide zusammen zu ihm fahren,
vielleicht findest du einen Weg zu ihm.«

    Â»Von mir aus«, nickte ich, aber ich war nicht ernstlich daran
interessiert, den kleinen Bauunternehmer Vogt zu besuchen. Was da geschehen
war, fand wahrscheinlich eine einfache Erklärung. Wahrscheinlich war die Freundschaft
zwischen Cherie und Mathilde Vogt so eng gewesen, daß Cherie der Mathilde
anvertraut hatte, was sie wußte. Gleich darauf schalt ich mich einen Idioten,
denn solche Überlegungen verstopfen das Hirn.

    Wenn in der stockkatholischen Familie Vogt die Frau ein Kind
erwartete, das nicht von ihrem Ehemann stammte, dann konnte Ungeheuerliches
abgelaufen sein, das jeden Blickwinkel veränderte. Aber katastrophale
Verhältnisse in einer Beziehungkiste waren nicht das, was ich an jenem Abend
klären wollte. Von Beziehungskisten hatte ich die Nase voll, nur nicht von
meiner eigenen. Der ganze Fall interessierte mich im Moment nicht, das einzige,
was mich interessierte, hieß Dinah.

    Mein Handy fiepste, und es war Kalle Adamek von Radio RPR , der wissen wollte, was es
Neues gäbe. Ich erzählte ihm, daß wir uns endlich einem möglichen Motivfeld genähert
hatten, und er fragte, ob er mitschneiden dürfe, was ich sagte.

    Â»Selbstverständlich«, entschied ich und berichtete eine Stunde
lang direkt in sein Mikrofon.

    Â»Das ist ja Wahnsinn«, sagte er mit aufrichtigem journalistischen
Entzücken.

    Â»Du solltest Kischkewitz anrufen. Er kann dir sagen, was du
verschweigen mußt, um weitere Untersuchungen nicht zu gefährden.«

    Â»Das mache ich«, sagte er knapp. »Also, ihr fahrt dann
wahrscheinlich nach Düsseldorf?«

    Â»Ja, bald. Aber zunächst besuchen wir noch mal den Vogt. Und
sei es nur, daß wir seine Akte beiseite legen können.«

    Wir trennten uns, ich hatte meine Ruhe gefunden. Zuweilen ist
es gut, wenn man damit aufhört, sich zu belügen. Julius Berner war nicht
sonderlich wichtig in meinem Leben, Dinah war das einzig Wichtige.

    Irgendwann gesellten sich Emma, Rodenstock und Jenny zu mir,
tranken Weißwein und starrten in den dunkelblauen Himmel. Die Gürtelsterne des Orion
blinkten unendlich weit entfernt. Wir hingen unseren Gedanken nach.

    Ich weiß nicht mehr, wann ich ins Haus schlich, um mich
hinzulegen und ein paar Stunden zu schlafen.

    Es war noch Nacht, als ich davon wach wurde, daß Rodenstock
laut fluchend die Treppe herunter polterte und zu jemandem wild und heftig
sagte: »Ja, verdammt noch mal. Wir unternehmen was, wir

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