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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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unternehmen was!«

    Dann riß er die Schlafzimmertür auf. »Das macht mir die Eifel
so sympathisch: Alle Naselang wirst du nachts aus dem Bett geholt und sollst
die Welt retten. Kein Mensch sagt anschließend danke schön. Wir müssen los,
Baumeister.«

    Â»Wieso denn, wohin?«

    Â»Andreas Ballmann hat sich gemeldet. Drei Männer jagen ihn. Und
er sagt, er kann sie nicht mehr lange abwehren.«

    Â»Wem hat er das gesagt?«

    Â»Mir. So was sagt man immer mir. Weil der gute und
großväterliche Rodenstock sicher irgendeine Rettungsleine ausgraben wird. So
eine verdammte Scheiße!«

    Â»Schick doch Kischkewitz und seine Truppe.«

    Â»Habe ich versucht, kein Mensch zu erreichen. Was ist mit dir?
Bist du jetzt in der Gewerkschaft und streikst? Los, Ballmann ist in Not,
schwing deinen faulen Arsch aus dem Bett.«

    Â»Ruf Hommes an. Der weiß, wo Ballmann das Zelt aufgestellt hat.
Wir können nicht zweitausend Quadratkilometer Wald absuchen. Hol ihn sofort aus
dem Bett, der muß sowieso mit. Im Wald ist der besser als jede Lebensversicherung.«
Während ich vor mich hinbrabbelte, kletterte ich wie ein alter Mann aus dem
Bett und überlegte ernsthaft, ob ich die Jeans von gestern noch einmal anziehen
konnte oder ob es besser war, frischgewaschene zu tragen.

    Emma jubilierte im Flur: »Jetzt lernen wir endlich den Killer
kennen. Wie schön!«

Neuntes Kapitel
    Ich habe nicht die geringste Ahnung, was sich in der nächsten
halben Stunde in der Enge meines Autos abspielte, weil alles überlagert war von
Hektik. Emma hinter mir telefonierte mit Kischkewitz, den sie – welch Wunder –
doch noch in irgendeinem Bett gefunden hatte. Rodenstock redete per Handy mit
Stefan Hommes. Ab und zu erwischte ich ein Funkloch, und dann reagierten beide,
indem sie auf ihre Apparate einhämmerten und ständig lauter werdend brüllten:
»Hallo, hallo, hallooohh!« In solchen Situationen fragt man sich, ob es ein
Leben vor dem Handy gegeben hat.

    Kurz vor Pelm wollte ein wildgewordener Jungeifler in seinem
Golf unbedingt die Linkskurve ganz weit außen auf der falschen Fahrbahn nehmen.
Er hatte seine Anlage so weit aufgedreht, daß wir kurz vor dem vermeintlichen
Aufprall die Bässe hörten. Irgendwie schaffte er es, irgendwie schaffen sie es
alle, irgendwie sind sie die Stütze der Automobilindustrie. Dieser Vogel
rauschte im Rasierklingenabstand an uns vorbei. Friede seinem Hirn.

    Â»Huch!« kommentierte Emma.

    Â»Den zeige ich an!« brüllte Rodenstock. »Nein, nicht dich,
Hommes.«

    Endlich gediehen Rodenstocks Kommunikationsversuche soweit, daß
er Auskunft geben konnte: »Hommes nimmt seinen eigenen Wagen. Er wartet an der
Verbindungsstraße Hillesheim-Oberbettingen-Scheuern-Oos. Rechter Hand auf dem
ehemaligen Eisenbahngelände. Weißt du, wo das ist?«

    Â»Sicher.« Aber da waren wir schon über die Überführung der
Bahngleise in Gerolstein, und ich mußte im Bereich der Ampel wenden, um den
Berg hoch nach Müllenborn zu kommen. Ich hätte gnadenlos meinen Führerschein
auf Lebenszeit abgeben dürfen, falls mich ein Polizist bei der Wende beobachtet
hätte.

    Â»Wieso fährst du um Gottes willen so extrem rechts?« fragte
Rodenstock vorsichtig. »Willst du die Weltmeisterschaft im Pflügen gewinnen?«

    Â»Wo wartet Hommes noch mal?«

    Â»Auf der Landstraße Hillesheim-Oos. Er sagte, du sollst die
Scheinwerfer abschalten, und wir sollen nicht losgehen, ehe unsere Augen sich
an die Dunkelheit gewöhnt haben.«

    Â»Ein kluger Mensch«, lobte Emma von hinten. Dabei ließ sie die
Trommel ihres 38er Special rotieren. Sie war die einzige Frau in meiner Welt,
der ich es zutraute, mit einem leibhaftigen Colt die Nudeln umzurühren und
dabei zu singen: »Mariechen saß weinend im Garten, im Grase da schlummert ihr
Kind ...«

    In Büdesheim zog ich scharf nach rechts auf die Landstraße
durch die Kalkmulde. Gleich rechter Hand liegt eine Gemarkung, die
rührenderweise ›Auf Erden‹ heißt, wahrscheinlich eine Lobpreisung der alten
Bauern wegen der ertragreichen Felder in diesem flachen Land am Oosbach.

    Ich schaltete die Scheinwerfer ab, verscheuchte alle dümmlich
philosophierenden Texte aus meinem Hirn und dachte daran, daß möglicherweise in
zehn Minuten geschossen werden würde und daß ich nicht einmal ein Taschenmesser
bei mir

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