Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Kleve.

    Er nahm es, hielt es nach unten, so daß die Öllampe ihm Licht
gab. Dann nickte er. »Ohne Zweifel. Das ist der Mann, der Cherie erschossen
hat.«

    Â»Haben Sie das beobachtet?«

    Â»Ja«, sagte er einfach.

    Â»Wie weit waren Sie entfernt?«

    Â»Vielleicht fünfzehn, zwanzig Meter. Nicht mehr.«

    Â»Und dieser Mann hat Sie bemerkt, nicht wahr?«

    Â»Ja. Er mußte mich bemerken. Er hat versucht, mich zu
erschießen, aber er verfehlte mich. Er wollte auch Mathilde töten, aber die
rannte ein paar hundert Meter entfernt ihrem Mann über den Weg. Da hat der das
erledigt.« Trierberg sah sich in der Hütte um. »Die Behausung hier hat mich gerettet.
Ist Mathilde ... ist Mathilde schon beerdigt?« Er wollte gar keine Antwort, er
verlor die Beherrschung, fing an zu weinen. Unter Schluchzen kramte er einen
Hocker unter dem Tisch hervor, setzte sich darauf, legte die Arme auf den Tisch
und den Kopf in die Arme. Er weinte hemmungslos.

    Als Emma und Rodenstock in der Tür auftauchten, schaute er kurz
auf, aber sie interessierten ihn nicht.

    Â»Das sind Freunde«, sagte ich hastig. Ich hatte Angst, er würde
wieder dichtmachen, nichts mehr sagen. »Er hat gesehen, wie Martin Kleve Cherie
erschoß.«

    Â»Haben Sie einen Verbandskasten hier?« fragte Rodenstock grob.
»Schließlich haben Sie meine Frau angeschossen.«

    Â»Da hinten«, sagte ich. »Auf dem Regal.«

    Trierbergs Kopf kam unendlich langsam hoch. »Das tut mir leid«,
sagte er tonlos. »Soll ich Ihnen eine Schmerzspritze setzen?«

    Â»Das wäre nicht schlecht«, murmelte Emma. Sie wirkte nicht
einmal unfreundlich.

    Dann entdeckte sie das Bett. Sie sagte: »Oh!« und betrachtete
es, als entstamme es einer ihr befreundeten Kultur. Es war das Bett eines
Jägers, gebaut neben dem Kamin, der eine große Fläche an der Stirnseite der
Hütte einnahm. Die Bretter waren handverschraubt, das war deutlich zu sehen,
und die Bettwäsche war aus rot-kariertem Bauernstoff.

    Â»Ihre Spritze«, sagte Trierberg schüchtern.

    Â»Machen Sie mal«, antwortete sie aufmunternd. »Nehmen Sie aber
die richtige Schulter. Wer hat das Bett gebaut?«

    Â»Ich«, sagte er. »Das alte Bett haben wir verbrannt. Dann haben
wir dieses gebaut, meine ... Mathilde und ich. Sie hat das Bettzeug selbst
genäht, die Tagesdecke auch. Wir wollten etwas Eigenes.«

    Er gab ihr die Spritze in den Oberarm, er wirkte sehr geschickt
dabei. Dann murmelte er: »Sie werden mich natürlich anzeigen, und
selbstverständlich komme ich für alles auf. Auch für die Arztkosten und so.«

    Â»Ich zeige Sie nicht an«, sagte Emma hell. »Man soll niemanden
anzeigen, der ein solches Bett gebaut hat. Sie hatten viel Angst, nicht wahr?«

    Er nickte. Sein Gesicht war grau.

    Rodenstocks Handy meldete sich. Er sagte: »Ich gehe schnell.
Die Leute von Kischkewitz sind da.« Er drehte sich zu Trierberg. »Sie werden
einige Auskünfte geben müssen.«

    Â»Natürlich«, sagte Trierberg mechanisch. Dann wandte er sich an
Emma. »Es war die schönste Zeit meines Lebens. Und sie war verdammt kurz, viel
zu kurz.«

    Â»Sie sind uns etwas schuldig«, erwiderte Emma. »Sie müssen uns
erzählen, was in jener Nacht passierte.«

    Â»Das tue ich ja. Jetzt? Hier?«

    Â»Jetzt und hier«, bestimmte Emma. Dann schaute sie hinauf an
die Decke. Über dem Kamin baumelte ein Schinken. »Haben Sie auch ein Brot da?«

    Â»Ja, Schwarzbrot aus der Dose. Und gesalzene Butter.« Trierberg
holte sich einen Stuhl, stieg hinauf und holte den Schinken vom Haken.

    Â»Ich mache einen Kaffee oder Tee«, sagte ich. »Sagen Sie,
Trierberg, haben Sie einen Menschen getötet? Irgendeinen?«

    Â»Jede Nacht, in der ich nicht schlafen konnte. Und ich habe nie
nachts geschlafen.« Dann hielt er inne und sah mich scharf an. »Sie meinen das
wörtlich, nicht wahr?«

    Â»Ich meine das wörtlich«, nickte ich. Ich fand Becher, Kaffee
und Teebeutel. »Und wie komme ich an kochendes Wasser?«

    Â»Das dürfte schwierig werden«, sagte er. »Dazu brauchen wir ein
Feuer. Ich habe keine volle Gasflasche hier. Um auf Ihre Frage zurückzukommen:
Nein, ich habe keinen Menschen getötet. Sollen wir nicht einfach Quellwasser
trinken?«

    Â»Aber ja«, nickte ich. »Können wir diese verdammten Schießeisen
mal

Weitere Kostenlose Bücher