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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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doch nicht ganz von der Hand zu
weisen.«

    Â»Warum sollte jemand das tun? Ich lebe hier allein, und ich bin
sehr friedlich. Ich hüte keine Geheimnisse. Warum also?«

    Â»Cherie wurde erschossen. Die Leute von der Kripo sagen, es sah
aus wie eine Hinrichtung. Bei Mathilde Vogt das gleiche Bild. Können Sie mir
noch etwas erzählen über Cherie? Wenn sie Sie hier besucht hat, müssen Sie mehr
wissen. Daß sie ein Spielmädchen war, dürfte nicht der Grund gewesen sein, sie
zu töten.«

    Er sah mich an und bekam schmale Augen. »Oh, doch«, widersprach
er. »Sie war der Typ, Leidenschaften zu entfesseln. Früher hätte ich es
wahrscheinlich so ausgedrückt: Sie war eine ganz heiße Nummer.«

    Â»War Sie die Geliebte Ihres Unternehmerfreundes?«

    Â»Julius Berner ist durch und durch Katholik«, antwortete er
schnell. »Nein, das glaube ich nicht. Sie gehörte zu seiner Clique, das ist
klar, aber Berner ist ein Mann um die Sechzig, der gern junge Leute um sich
hat. Er hat Geld, er schwimmt drin und ...«

    Â»Ehrlich gestanden scheint mir Ihr Bericht über Cherie
irgendwie zu edel. Sie sagen, daß sie Leidenschaften entfesseln konnte. Das
heißt doch, daß Sie so etwas erlebt haben, oder? Haben Sie selbst mit ihr etwas
gehabt?«

    Â»Nein, da ist nichts passiert.« Er lächelte wieder sein
Nette-Leute-Lächeln. »Manchmal hat sie mich Papi genannt.«

    Â»Man kann auch mit Papi schlafen«, sagte ich. »Sie hat ja nicht
im luftleeren Raum gelebt. Also: Mit wem hatte sie was?«

    Â»Das weiß ich nicht, das weiß ich wirklich nicht.«

    Â»Aber wenn Sie von Leidenschaften sprechen, dann müssen Sie
Phantasien in diese Richtung haben. Schildern Sie mir diese Frau, ich will doch
nur versuchen, sie kennenzulernen.«

    Â»Sie tanzte durch das Leben«, erklärte Narben-Otto und sah aus
dem Fenster. »Ja, das ist die richtige Formulierung: Sie tanzte durch das
Leben. Sie war eine schöne Frau, richtig schön. Und ob Sie es glauben oder
nicht, sie war voller Unschuld. Sie war so, als könne sie eigentlich niemand berühren,
niemand wirklich berühren. Ich glaube, sie konnte Männer total verrückt
machen.«

    Â»Haben Sie das einmal erlebt?«

    Â»Ja. Da gibt es einen jungen Förster in der Nähe von Monschau.
Verheiratet, zwei Kinder. Der hat beinahe seine Frau wegen Cherie verlassen. Er
ist regelrecht ausgeflippt, hat sich benommen wie ein Minnesänger, total den
Kopf verloren, ihr angeboten, mit ihr nach Australien zu gehen, den Mond vom
Himmel zu holen ...«

    Â»Also großes Gefühl?«

    Â»Großes Gefühl«, bestätigte er. »Und Cherie war sich absolut
nicht klar darüber, was sie da anrichtete.«

    Â»Ich nehme mal an, jemand von der Mordkommission war gestern
hier.«

    Â»Richtig. Ein Mann namens Kischkewitz. Er wollte wissen, mit
wem sie in die Eifel kam, mit wem sie lebte, wo sie schlief, wenn sie hier
war.«

    Â»Konnten Sie ihm helfen?«

    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe gar nicht gewußt, daß Cherie
in der Eifel war. Wenn Berner mit seiner Clique kommt, schläft sie in seinem
Jagdhaus wie die anderen auch. Ich weiß nicht, mit wem sie dieses Mal gekommen
ist. Mit Berner jedenfalls nicht, denn der ist in Düsseldorf. Kann sein, daß
sie allein hier war und irgendwo ein Zimmer genommen hat, kann sein, daß sie
wieder nach Düsseldorf zurückkehren wollte. Kann auch sein, daß sie ihren
Mörder in die Eifel begleitete. Oder? Aber vielleicht haben Kischkewitz‘ Männer
das längst herausgefunden, und wir wissen es nur noch nicht.«

    Diese Überlegung war stichhaltig. Ich nahm das Handy und rief
Kischkewitz an. Er meldete sich sofort.

    Â»Wissen Sie inzwischen, wie Cherie in die Eifel gekommen ist?«

    Â»Ja, mit einem Taxi. Und zwar vorgestern. Der Fahrer behauptet,
er hat sie über die Autobahn nach Daun gefahren. Direkt nach Daun. Er hat sie
abends gegen 18 Uhr in der Einkaufsmeile von Daun abgesetzt. Sie hat bar
bezahlt. Den vorher ausgemachten Preis von 250 Mark. Wohin sie ging, ob sie
jemanden traf, ob sie ein Zimmer gebucht hat, weiß der Fahrer nicht. Er sagt
glaubwürdig aus, daß sie ungewöhnlich schweigsam war, daß sie kaum einen Satz gesprochen
hat.«

    Â»Woher weiß der Fahrer denn, daß sie normalerweise mehr redet?«

    Kischkewitz lachte. »Wir wissen, daß es ihre

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