Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Art war,
übersprudelnd und viel zu reden. Und auf der Fahrt hat sie so gut wie nichts
gesagt. Für sie ganz ungewöhnlich.«

    Â»Was ist mit dieser Mathilde Vogt?«

    Â»Ich stehe gerade vor ihrer Leiche, Sie haben mich in der
Pathologie des Krankenhauses erwischt. Aber die Obduktion beginnt erst in einer
Stunde. Jedenfalls kannten sich die beiden Frauen, also Cherie und die Vogt.
Und zwar von Festen und gemeinsamen Jagden her.«

    Â»Was erzählt denn dieser Julius Berner aus Düsseldorf?«

    Â»Sind Sie allein?«

    Â»Nein. Ich bin bei Dr. Kaiserswerth, bei Narben-Otto.«

    Â»Rufen Sie mich an, wenn Sie allein sind. Bis später.«
Kischkewitz trennte die Verbindung.

    Â»Cherie ist mit dem Taxi gekommen. Vorgestern, also einen Tag
vor ihrem Tod. Sie hat sich in Daun absetzen lassen. Wissen Sie, ob sie Freunde
dort hatte oder Bekannte?«

    Narben-Otto schüttelte den Kopf.

    Â»Dann stelle ich die Frage anders: Wenn Cherie allein in die
Eifel kam, wo wohnte sie dann, wenn sie keinen Schlüssel für das Jagdhaus
hatte?«

    Â»Das weiß ich nicht«, sagte er und starrte wieder aus dem
Fenster. »Wirtschaftlich war sie unabhängig, schließlich war sie ein gefragtes
Model.«

    Â»Sie wird sicherlich auch Geld von den reichen Männern bekommen
haben, oder?«

    Â»Mag sein, das weiß ich nicht«, antwortete er. »Aber eigentlich
glaube ich, daß sie kein Geld nahm. Wofür auch immer.«

    Â»Mein Gott, Sie kennen nur Edelmenschen. Sind Sie selbst auch
einer?«

    Â»Durchaus nicht«, sagte er leicht lächelnd. Da war wieder das
Zucken um die Augen und die Mundwinkel. »Aber wir sind eben eine große Familie
hier in den Wäldern.«

    Â»Wie groß ist diese Familie, wie viele Leute gehören dazu,
abgesehen von Berner?«

    Â»Ich denke, die Clique umfaßt alles in allem zwanzig Leute.«

    Â»Und wem von diesen zwanzig Leuten trauen Sie zu, Cherie
erschossen zu haben?«

    Â»Keinem«, antwortete Narben-Otto schnell. »Ich denke
ununterbrochen darüber nach. Für mich sieht das aus wie ein Verbrechen aus
Leidenschaft. Das ist ja möglich, oder? Jemand liebt sie, jemand liebt sie ganz
verrückt. Und weil er sie nicht kriegen kann, lockt er sie in die Eifel und
tötet sie. Sieht das für Sie anders aus?«

    Â»Ich habe noch kein Bild«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Zum
Verbrechen aus Leidenschaft paßt aber Mathilde Vogt nicht. Die beiden Frauen
kannten sich, sagte Kischkewitz mir eben. Wenn er das sagt, kann das heißen,
daß sie sich gut kannten, einander also vertrauten. Vielleicht wußten beide
etwas, das ihren Tod bedeutete.«

    Â»Mathilde Vogt hat zusammen mit ihrem Mann und einem Zahnarzt
die Jagd nebenan. Auch sie gehörten zu unserer Familie. Es gab keinen Streit
zwischen den Familienangehörigen. Wir nannten die Familie den Club, und wir
sagten immer, daß das der bestgelaunte Club der Welt ist. Und ich kann mir
nicht vorstellen, daß es große Geheimnisse gab. Vielleicht war der Tod von
Mathilde Vogt ein Unglück.«

    Â»Vielleicht«, murmelte ich. Ich wollte plötzlich raus aus
diesem Bauwagen, ich konnte Narben-Ottos geballte Harmlosigkeit nicht mehr
ertragen. Er redete seine Familie schön.

    Â»Wann kommt denn Berner?« fragte ich.

    Â»Der ist schon hier, der ist heute morgen sofort nach Wittlich
gefahren, um seine Aussage zu machen. Er wird später hier vorbeikommen. Warten
Sie doch einfach, dann können Sie gleich mit ihm reden.«

    Â»Ich habe keine Zeit mehr«, log ich.

    Â»Noch eine Tasse Kaffee zum Abschluß?«

    Â»Nein, danke.« Ich stopfte mir die Bianco/Nero von Lorenzo und
zündete sie an.

    Â»Das riecht gut«, sagte er. »Was werden Sie tun? Mit wem werden
Sie sprechen?«

    Â»Das weiß ich noch nicht. Mit allen erreichbaren möglichen
Leuten. Wie immer.«

    Â»Sie dürfen wiederkommen«, sagte er etwas großspurig. In diesem
Moment fuhr draußen ein Auto vor, der Motor erstarb.

    Narben-Otto stand so heftig auf, daß sein Stuhl umkippte. Er
murmelte »Entschuldigung« und stellte den Stuhl wieder auf. »Einen Augenblick
bitte, das ist ein Kumpel.« Er ging hinaus und machte die Tür des Bauwagens
hinter sich zu.

    Es war ein Opel Omega, drei Liter Kombi, weinrot. Der Mann
hinter dem Steuer stieg aus. Es war ein schlanker, kleiner Mann, etwa 170
Zentimeter groß. Er trug

Weitere Kostenlose Bücher