Eifel-Jagd
Cherie gesehen hat. Beide Frauen wurden nicht weit voneinander entfernt
gefunden ...«
»Das könnte sehr gut sein«, sagte ich elektrisiert. »Natürlich,
das könnte sein.«
Eine Weile war es still.
Rodenstock begann behutsam: »Wie Sie wissen, ist eine Frage
noch offen. Sie wissen, was ich meine: Wurde irgendwann männliche Liebe aus
Ihren väterlichen Gefühlen für Cherie?«
Berner kroch noch mehr in sich zusammen, beugte sich vor, zog
das Foto von Cherie an sich, drehte es um, so daà er in ihr Gesicht sehen
konnte. »Ich habe mich für diese menschliche Schwäche gehaÃt«, begann er. »Ja,
ich muÃte irgendwann akzeptieren, daà ich sie liebte. Das Verrückte ist nun,
daà sie auch mich liebte und daà sie das für vollkommen normal hielt.«
Drittes Kapitel
Sein Gesicht war sehr grau, und eine Weile herrschte ein fast
verbissenes Schweigen. Dann setzte er hinzu: »Ich habe das bei der Kripo
entschieden abgestritten. Ich muà die Leute anrufen und denen das sagen. Geht
ja nicht, die müssen das wissen, oder?«
»Sie sollten das wissen«, nickte Rodenstock. »Aber vielleicht
spielt diese Tatsache überhaupt keine Rolle. Was glauben Sie, was Ihre Rolle in
diesem brutalen Spiel ist? Und seit wann gibt es diese Liebesgeschichte?«
»Ganz genau seit dem 1. Mai 1996.« Die Antwort kam schnell und
sicher. »Wir waren hier in diesem Haus, wir waren allein.« Er drehte sich
leicht zu Stefan Hommes. »Selbst mein Stefan war nicht da, obwohl er sonst
immer da ist. Ich erinnere mich, daà ich den Tag über dauernd sagte: Kind, das
geht nicht, das bringt Unglück! Doch sie lachte: Sei froh, daà es so ist, und
nörgel nicht herum. Sie sagte immer: Nörgel nicht rum!, wenn mir etwas auf der
Seele lag. Ich habe keine Rolle in diesem Spiel, glaube ich. Da ist etwas
abgelaufen, von dem ich nicht den Hauch einer Ahnung habe.« Er zuckte mit den
Achseln. »Wissen Sie, es kommt mir vor, als wäre da eine Art Leben neben meinem
Leben gewesen.«
»Haben Sie mit Ihrer Frau gesprochen?« fragte ich.
»Natürlich.« Ein flüchtiges Lächeln tanzte in seinen Augen.
»Meine Frau hörte sich alles an und sagte: Da muÃt du durch! Kein Vorwurf,
nichts.« Wieder das flüchtige Lächeln. »Es gibt Leute, die behaupten, meine
Frau sei ein harter Besen. Ist sie auch irgendwie. Aber wenn es um solche
Sachen geht, ist sie absolut solidarisch. Und ich bin ihr dankbar.«
»Also keine Bedrohung von Seiten Ihrer Frau?« fragte
Rodenstock.
»Keine!« antwortete Berner. Dann begriff er, was die Frage
bedeutete, und er zuckte zusammen und wiederholte: »Absolut keine!«
»Was ist mit Konkurrenten?« sagte ich.
Der Unternehmer überlegte lange. »Die Welt der Geschäfte ist
immer hart und meistens sehr rücksichtslos. Ich bin in Düsseldorf
wahrscheinlich der Erfolgreichste. Und es gibt Neider. Wahrscheinlich wünschen
sie mir pro Tag zehnmal die Pest an den Hals, aber es ist mir nicht vorstellbar,
daà sie Cherie töten, um mich zu treffen. Nein, das glaube ich nicht.«
»Kann es sein, daà Cherie und Mathilde Vogt etwas in Erfahrung
gebracht haben, was sie nicht wissen durften?« Rodenstock machte eine schnelle
Handbewegung, als wolle er sich für die Frage entschuldigen.
»Natürlich. Aber was sollte das sein?« Er drehte sich wieder zu
Stefan Hommes. »Was glaubst du?«
»Nein«, antwortete er sicher. »Dann hätte sie etwas gesagt,
oder jemand aus der Clique hätte etwas gesagt.«
»Was ist mit Narben-Otto?« fragte ich.
Stefan Hommes bewegte sich unruhig.
»Der?« fragte Berner erstaunt. »Niemals. Das kann man
ausschlieÃen. Er ist ein sehr guter Arzt, er würde so etwas nicht einmal
denken.«
»Sie haben ihm ein richtiges Paradies geschenkt«, erklärte ich
nebenbei.
Er nickte. »Der Mann hat das verdient. Das Leben hat ihm übel
mitgespielt, sehr übel.« Berner schaute Rodenstock an. »Wann kriege ich sie?
Wann können wir sie beerdigen?«
»Das wird noch eine Weile dauern«, erwiderte Rodenstock. »Es
ist möglich, daà die Obduktion Fragen aufwirft, es ist sogar möglich, daà in
drei Wochen entschieden wird, gewisse Details noch einmal zu prüfen. Nicht in
den nächsten vier Wochen, denke ich. Das führt mich zu einer Frage, die ich
nicht
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