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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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dem wir saßen.

    Â»Sie ist ... sie war schön«, murmelte Rodenstock höflich. »Herr
Berner, wir wissen bereits, daß Sie ihr fünftausend Mark im Monat zahlten. Wie
lange schon und warum? Und entschuldigen Sie diese direkten Fragen, aber das
muß sein.«

    Er warf beide Hände etwas nach vorn und antwortete: »Das ist
eine Zuwendung. Da ich die Frage auch bei der Kriminalpolizei in Wittlich
beantworten mußte, habe ich mich bei meinem Chefbuchhalter klug gemacht. Ich
zahle ihr das seit ihrem 21. Geburtstag. Wir verbuchen es unter
Ausbildungsbeihilfe.«

    Â»Was hatte sie dafür zu liefern?« fragte ich.

    Er kniff die Lippen zusammen, als habe ihn die Frage wie ein
körperlicher Schlag getroffen. Zittrig murmelte er: »Sie gab dafür ihr Lachen.«
Dann weinte er und zischte mehrmals hintereinander: »Scheiße! Scheiße!
Scheiße!«

    Stefan Hommes schob einen Teewagen voller Flaschen in den Raum
und zuckte zusammen, als er seinen Arbeitgeber weinen sah. Den Bruchteil einer
Sekunde lang hatte ich den Eindruck, er wolle auf uns losgehen, aber Berner
sagte hastig: »Schon gut, schon gut.«

    Er schniefte, und glücklicherweise entschuldigte er sich nicht.
»Fragen Sie nur weiter.« Er preßte die Fingerspitzen gegeneinander und seine
Finger wurden weiß. Väterlich sagte er: »Stefan, du brauchst nicht zu warten,
du kannst gehen. Und grüß deine Mutter.«

    Stefan Hommes musterte ihn aufmerksam, drehte sich um und
marschierte zu einer Reihe von vier Stühlen, die etwas motivationslos an der
Querwand aufgereiht waren. Der Wildhüter setzte sich und verschmolz fast mit
dem Hintergrund aus dicken Balken.

    Berner lächelte kurz. »Fragen Sie all das, was Sie fragen
müssen. Vielleicht zu Cherie, weil natürlich jedermann annimmt, ich hätte sie
mit Haut und Haar für fünftausend Mark im Monat gekauft. Sie ist die Tochter
meines tüchtigsten Poliers in Firma Nummer sechs. Ich habe sechzehn Firmen und
numeriere sie der Einfachheit halber. Nummer sechs heißt Sozialbau. Weil ich
den Vater mochte, war sie schon als Kind dauernd in meiner Nähe, ich habe sie
wachsen sehen. Anfangs sagte sie Opa Julius zu mir, später nannte sie mich
Jules, französisch gesprochen. Sie war in dem Karnevalsverein, dessen Vorsitzender
ich bin, sie tanzte als Funkenmariechen, sie raubte so ziemlich allen Männern
den Verstand. Da war sie erst sechzehn. Ich erinnere mich an einen Oberstudienrat
am Gymnasium, der sich versetzen ließ, weil sie für ihn zur Obsession wurde.
Ich finanzierte ihr die Lehrgänge in New York und Miami Beach, in Paris und
Hongkong, sie nahm ihren Beruf sehr ernst.«

    Â»Können Sie sich einen Menschen vorstellen, der Cherie
erschossen hat?« fragte Rodenstock.

    Â»Nein«, sagte er heftig. »Absolut nicht. Sie hatte keine
Feinde, ich kann mir jedenfalls Feinde für Cherie nicht vorstellen. Es gab
immer Männer, die sie anschmachteten wie geile Dackel – entschuldigen Sie –,
und es mag hier und da einen Mann gegeben haben, dessen Liebe sich zu Haß
wandelte. Aber ich denke, die meisten haben sich doch im Griff, oder?«

    Â»Anscheinend nicht«, murmelte Rodenstock. »Haben Sie denn gar
keine Idee, was da abgelaufen ist?«

    Â»Nein!« Berner schrie fast. »Genau das ist es. Mir ist vollkommen
unerklärlich, was da geschehen ist.«

    Â»Und dann ist da ja auch noch die tote Mathilde Vogt«, sagte
ich in die Stille. »Die beiden Frauen kannten sich nach Angaben des
Kriminalbeamten Kischkewitz sehr gut. Wie paßt Ihrer Meinung nach Mathilde Vogt
in diese traurige Szenerie?«

    Â»Ich weiß, daß die beiden sich mochten.« Er sprach ganz
langsam. »Frau Vogt hatte zusammen mit ihrem Mann und einem befreundeten
Zahnarzt aus Wittlich die Nachbarjagd. Sie war eine der seltenen Jägerinnen und
perfekt in der Hege und Pflege des Wildes. Und sie war eine Eiflerin, wie sie
im Buche steht, eine Powerfrau. Der Mann besitzt eine kleine Hochbaufirma, und
ich mag ihn, weil er genauso wie ich praktizierender Katholik ist. Ich gab ihm
Aufträge noch und nöcher. Und er arbeitet verdammt gut und verantwortungsvoll.
Und jetzt das. Fragen Sie mich nicht, weshalb die beiden Frauen tot sind, fragen
Sie mich das nicht. Ich weiß es nicht, ich ahne es nicht, ich fühle mich
vollkommen hilflos. Vielleicht mußte Mathilde Vogt sterben, weil sie den Mörder
von

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