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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Traumland.«

    Â»Richtig«, murmelte ich zufrieden. »Als der liebe Gott den
Landschaftsarchitekten gab, machte er hier sein Meisterstück.«

    Das Haus des Julius Berner war nicht zu sehen. Zu sehen war nur
ein sehr massiver, etwa drei Meter hoher Zaun, der rechts und links von der Einfahrt
mit Videokameras bestückt war. Dahinter ragten Weymouthskiefern hoch.

    Es gab eine Klingel an einem Pfosten, die Autofahrer betätigen
konnten. Rodenstock drückte auf den Knopf, und jemand fragte metallisch: »Ja,
bitte?«

    Â»Besuch«, sagte Rodenstock. »Baumeister und Rodenstock.«

    Â»Nehmen Sie die rechte Auffahrt. Herzlich willkommen.« Das Tor
schob sich lautlos beiseite.

    Das Haus war riesig und vollkommen aus Holz gebaut, mit extrem
großen Fenstern. Vor der Gebäudefront ein mit Rasen bedeckter Parkplatz, auf
dem nur zwei dunkelblaue Mercedes 300 GD standen. An der Haustür erwartete uns
ein junger Mann. Er war schlank, sehr groß und trug Jägerkleidung, sein Gesicht
war freundlich und gleichzeitig nichtssagend. Seine Haut war braungebrannt wie
bei jemandem, der dauernd im Freien ist.

    Er stellte sich nicht vor, höflich sagte er nur: »Guten Abend.
Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«

    Es ging in einen sehr breiten, langen Flur, dann rechter Hand
in einen hallenartigen Raum, der bis zum First hin nach oben offen war und sich
im Dunkel der Hölzer ein wenig verlor. Die Balken sahen aus wie von Eichen und
Buchen, sie waren massiv, wirkten aber gleichzeitig filigran, sparsam gesetzt.
Ich blieb unbewußt stehen und atmete den Raum ein. Er war einfach schön,
menschengemacht und von großer Eindringlichkeit – und es gab keinerlei
Jagdtrophäen an den Wänden.

    Â»Das hat mir ein Freund aus Finnland gebaut«, sagte ein Mann im
Hintergrund, der nicht gleich auszumachen war, weil er klein und verloren in
einem großen Ledersessel hockte. Er trug so etwas wie einen Trainingsanzug in
Dunkelblau, war sicher nicht größer als 170 Zentimeter, und als er aufstand,
erkannte ich Filzpantoffeln mit den brauen Karos der Urahnen an seinen Füßen.
Es wirkte irgendwie rührend.

    Er schlurfte uns entgegen: »Ich bin Julius Berner, guten Tag.
Und das da ist mein Wildhüter Stefan Hommes aus Gerolstein.«

    Der große Schlanke machte die Andeutung einer Verbeugung und
sah seinen Arbeitgeber an.

    Â»Vielleicht ein bißchen Wein, oder nein, eine Flasche Sekt, ich
kann es vertragen. Wasser auch. Oder wollen Sie etwas Warmes?«

    Â»Das ist in Ordnung so«, sagte Rodenstock liebenswürdig. »Wir
bedanken uns. Wir wollen Ihre Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen.«

    Â»Nehmen Sie ruhig davon«, entgegnete der Hausherr mit trockenem
Humor. »Zur Zeit habe ich viel auf meinem Zeitkonto. Ich kann nicht arbeiten,
also versuche ich es nicht einmal.« Er hatte eine trockene, tiefe, angenehme
Stimme, sein Gesicht war schmal mit hellen grauen Augen, seine Haare weiß und
voll. »Setzen Sie sich doch.« Berner rutschte in seinen Sessel und war
augenblicklich wieder klein und unscheinbar. »Was haben Sie gesagt? Sie seien
Amateure? Was heißt das?«

    Rodenstock lächelte. »Das heißt, daß wir uns rein privat um
diesen Fall kümmern. Siggi Baumeister hier neben mir ist Journalist, ich bin
Kriminalrat a. D. Wir sind Freunde und kümmern uns um solche Fälle. Herr Baumeister
schreibt darüber, aber grundsätzlich erst dann, wenn unsere Informanten den
Text geprüft haben. Wir vermeiden dadurch falsche Aussagen, die auf Kosten der
Informanten gehen könnten.«

    Er nickte und sah mich an. »Entschuldigen Sie, ich habe im
Internet geblättert, Sie genießen den Ruf eines ziemlich harten Reporters. Sie
sind spezialisiert auf Verbrechen und Sozialreportagen? Stimmt das?«

    Â»So ist es«, sagte ich. Dann sah ich den großen Bilderrahmen
auf dem Tisch genau vor ihm. »Ist das Cherie?«

    Er nickte. »Ich habe ein Foto in den Rahmen gesteckt und grüble
darüber nach, warum unser Herrgott zuweilen so brutal ist. Wenn Sie sie
anschauen wollen, bitte sehr!« Er drehte den Rahmen herum, und Cherie sah uns
an. Sie trug bis zu den Knien aufgekrempelte Jeans und war barfuß. Die Jeans
wurden von einem gewaltigen genieteten Lederriemen gehalten, und ihr Oberkörper
war unbekleidet. Sie lachte ein unbeschwertes, fröhliches Lachen, und hinter
ihr war das Haus zu sehen, in

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