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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sagt, es sei durchaus üblich gewesen, daß seine
Frau morgens gegen vier oder fünf Uhr im Revier war, um Wildwechsel zu beobachten
und dergleichen. Er kann sich dunkel erinnern, daß sie am Vorabend gesagt hat,
sie würde sich gern zwei weibliche Tiere in der Mufflon-Gruppe anschauen.
Mathilde Vogt hat wohl seit zwei, drei Jahren kein Wild mehr geschossen.
Natürlich hatte sie eine Waffe bei sich, eine Langwaffe, eine Repetierbüchse
Sauer 90. Und dann noch eine Faustfeuerwaffe, die Sig/Sauer P226, für eine Frau
eine ungewöhnliche Waffe. Aber die Vogt hatte gut durchtrainierte Hände und war
sehr kräftig.«

    Â»Ist das nicht merkwürdig, daß der Ehemann nicht weiß, wo seine
Frau nachts herumspaziert?«

    Adamek lachte. »Ja, dachte ich auch. Aber Vogt hat das so
dargestellt, daß es eben normal wirkte. Es war Regel, daß die Frau nicht im
Ehebett schlief, wenn sie frühmorgens ins Revier fahren wollte.«

    Â»War das oft der Fall?«

    Â»In der letzten Zeit ja. Vogt hat gesagt, daß seine Frau in den
letzten Wochen sehr nachdenklich wirkte und sehr häufig im Wald war.«

    Â»Weiß er, ob sie dort jemanden traf?«

    Â»Das ist ihm nicht bekannt, normalerweise hat seine Frau ihm
aber wohl erzählt, wenn sie jemanden treffen wollte. Rufst du mich an, wenn du
den Botaniker hast?«

    Â»Falls ich es dann noch kann, tue ich es. Der Junge ist eine
wirklich heiße Nummer.«

    Â 
    Als wir auf den Parkplatz des Krankenhauses in
Wittlich rollten, sagte Emma: »Wißt ihr, wen wir suchen sollten? Jemanden, der
den Julius Berner haßt, regelrecht haßt.«

    Stefan Hommes, so wurde uns freundlich gesagt, liege auf der
Station der Unfallchirurgie, der zuständige Oberarzt sei ein Mann namens
Wesemann.

    Dieser Wesemann hatte nicht das Geringste dagegen, daß wir
Hommes besuchten. Er lärmte etwas, als er sagte: »Das ist ein harter Brocken,
der Junge. Das ist die Sorte Mann, die uns zunehmend fehlt.«

    Emma musterte ihn und bemerkte, ohne das Gesicht zu verziehen:
»Lassen Sie das uns entscheiden, ja?«

    Hommes lag in einem dunkelblauen Trainingsanzug auf dem Bett
und starrte gegen die Decke. Als wir in das Zimmer traten, sagte er: »Ich
brauche nichts, Schwester.«

    Â»Wie geht es Ihnen?« fragte Rodenstock.

    Hommes wandte den Kopf und begann augenblicklich zu grinsen.
»Das ist aber nett. Und gleich eine ganze Abordnung. Ich muß Ihnen noch Danke
sagen, das hätte schiefgehen können.«

    Â»So ist es«, nickte Rodenstock.

    Â»Es gibt hier ein Raucher-Kabuff«, meinte er. »Können wir
dorthin gehen?«

    Â»Klar«, sagte ich. »Was macht die Wunde?«

    Â»Gut versorgt, genäht, keine Komplikationen. Ich kann
spätestens Dienstag nach Hause. Wie geht es meinem Chef?«

    Â»Na ja«, murmelte Rodenstock. »Beschissen eben.«

    Das Raucherzimmer war eine sargähnliche Einrichtung mit dem
Charme einer Topfpflanze aus Plastik. Immerhin gab es drei kleine Sessel und
mindestens zehn volle Aschenbecher.

    Â»Wir wollen es kurz machen«, begann Rodenstock munter. »Können
Sie uns erzählen, warum der Mann mit einem Messer auf Sie geworfen hat?«

    Â»Haben die Bullen mich auch schon gefragt. Weiß ich nicht. Ich
kann nur erzählen, wie es war. Also, ich habe mit Ihnen ja telefoniert, und Sie
sagten, Sie würden diesen Mann aufsuchen. Ich machte mich dann selbst auf den
Weg zu ihm. Der Mann interessierte mich einfach. Ich bin den Berg hoch und habe
meinen Wagen unterhalb der Lichtung geparkt, Sie wissen wo. Oben auf der
Lichtung stand dieser uralte orangefarbene Opel Kombi aus München. Daneben sein
Zelt, übrigens ein Profizelt mit beschichtetem Boden und so. Nichts war
ungewöhnlich. Den Mann habe ich zunächst nicht gesehen. Plötzlich taucht er
hinter dem Zelt auf, sagt keinen Ton, zieht das Messer und wirft. Hört sich
verrückt an, ich weiß. Wer ist dieser Mann?«

    Â»Manfred Boll aus Wuppertal«, erklärte ich. »Sie selbst haben
sich doch seinen Personalausweis zeigen lassen. Botaniker. Schreibt ein Buch
über Waldblumen.«

    Hommes drückte eine Zigarette aus und zündete sich eine neue
an. »Ich grüble die ganze Zeit herum. Kann dieser Personalausweis falsch sein?«

    Â»Warum sollte er?« sagte Rodenstock.

    Â»Ich traue dem Blödsinn mit den Waldblumen nicht mehr. Ich
denke, der Mann hat etwas mit den

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