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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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der
Stelle, an der Cherie erschossen wurde. Der zweite Standort war westlich von
Zendscheid-Usch, Richtung Erntehof. Falls Sie dorthin wollen, dürfen Sie nicht
erstaunt sein, etwas vorzufinden, was auf keiner Karte eingezeichnet ist: eine
ehemalige amerikanische Basis für den Abschuß von Cruise-Missile-Raketen.«
Hommes lächelte. »Das war eine der wenigen Abschußbasen, die von einer Horde
Gänse bewacht wurde. Gänse sind aufmerksamer als jeder Bluthund. Inzwischen ist
das Gelände von der Gemeinde zurückgekauft worden, jetzt lagern dort Bauern Heu
und Maschinen. Dritte Position war ein Auwaldstück südlich von Michelbach, dann
zog der Botaniker weiter südlich im Salmwald auf einen Berg namens Bradscheid.
Danach wechselte er wieder über die Kyll auf den Prümer Berg, nördlich vom
Kammerwald. Und zuletzt kampierte der Mann eben am Eisenmännchen, wo er mich
erwischte.«

    Â»Sagen Sie mal«, fragte Rodenstock gemütlich, »haben Sie
eigentlich Anzeige erstattet?«

    Hommes schüttelte den Kopf, aber sagte nichts.

    Â»Ergeben diese Standorte einen Sinn? Ist da eine Logik
erkennbar?« fragte ich.

    Â»Anfangs habe ich rumgerätselt und nichts von Logik gefunden.
Aber dann hat es gedämmert. Von den Standorten aus, die der Botaniker gewählt
hat, konnte er jeweils die Hauptzufahrtswege beobachten. Sie wissen schon, wir
bauen bestimmte Wege in den Revieren für den Holztransport aus, um Arbeiter
schnell in die Wälder bringen zu können und um selbst von einem Punkt zum
anderen zu kommen. Und der Mann hockte sich tatsächlich jeweils an eine
Kreuzung dieser Wege. Das kann doch kein Zufall sein.«

    Â»Sie müssen ja ein wahnsinniges Fahrpensum haben, wenn Sie die
Reviere kontrollieren«, sagte ich.

    Â»Stimmt«, nickte er. »Ich schätze, ich fahre im Jahr zwanzig-
bis dreißigtausend Kilometer ausschließlich im Wald. Ich verstehe mich gut mit
den Forstämtern, und die sind dünn besetzt, leiden unter Personalnot. Ich telefoniere
mit denen, wenn mir irgend etwas auffällt. Wir helfen halt alle mit.«

    Â»Glauben Sie, daß der Botaniker noch in der Gegend ist?« kam
Rodenstock wieder zum Thema zurück.

    Stefan Hommes nickte: »Da gehe ich jede Wette ein. Es stimmt,
daß er Waldblumen fotografiert, und seine Fotoausrüstung ist profimäßig. Aber
keiner seiner Standorte glänzte durch besonders viele oder besonders seltene
Blumen. Die Plätze, auf denen er sein Zelt aufgebaut hatte, hatten mit Blumen
nichts zu tun.«

    Rodenstock nickte. »Was sagt Ihnen Ihre Ahnung? Wo wird er
jetzt sein?«

    Emma ergänzte: »Woher bezieht er eigentlich seine Lebensmittel?«

    Â»Gute Frage. Normalerweise kauft er seine Lebensmittel in
Birresborn. Auf der Straße von Kopp herunter habe ich ihn dreimal gesehen.
Vermutlich ist es besser, wenn Sie den Mann suchen, daß Sie nach dem Auto fragen
und nicht nach dem Mann. Der Wagen hat eine Münchner Nummer mit den Buchstaben
Z und den Ziffern 3456. In der Eifel fallen den Leuten immer die Autos ein, die
Menschen weniger.«

    Â»Guter Tip«, nickte Rodenstock.

    Â»Sind Sie heute nachmittag bei meinem Chef und der Clique?«

    Â»Sind wir«, sagte ich. »Müssen wir auf jemand ganz besonders
achten?«

    Hommes schüttelte den Kopf. »Das sind alles ganz furchtbar
nette junge Leute, und einer ist ein besserer Arschkriecher als der andere.«

    Es war still.

    Â»Sie sind sauer auf die Clique?« fragte Emma sanft.

    Â»Ja, eigentlich schon. Ich erlebe meinen Chef, und was er so
alles am Hals hat. Und dann diese Clique. Für die meisten ist es schon ein
Riesenproblem, ein Minikleid oder ein Oberhemd zu kaufen. Sie diskutieren das,
als ginge es um das Überleben der Menschheit. Und sie haben zum Teil einen
Intelligenzquotienten, der etwas niedriger liegt als der einer Kohlenschaufel.
Ja, ich weiß, ich bin ekelhaft, aber mein Chef lacht bloß, wenn ich ihm sage,
daß die für einen braunen Lappen die eigene Mutter verscheuern würden.«

    Â»Was sind denn das für Leute?« fragte ich. »Was sind sie von
Beruf?«

    Â»Sie stammen aus ziemlich begüterten Elternhäusern, und Beruf
ist in der Regel nicht. Einer zum Beispiel redet ständig von seiner
Werbeagentur und den berauschenden Fotos von Mannequins, die er macht. Stellt
sich heraus, daß sein Vater Badeanzüge herstellt und dauernd mit

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