Eifel-Jagd
raten: Ihr habt schon geheiratet.«
»Richtig«, strahlte er. »Vor drei Wochen. Es dauerte zwanzig
Minuten, und es hat gar nicht weh getan.«
Vielleicht hätte ich ihn unter normalen Umständen umarmt, aber
wann herrschen schon normale Umstände.
»Herzlichen Glückwunsch! Dann spendiere ich euch das
Gartenfest. Wieviele Leute kommen denn?«
»Keine Ahnung, vielleicht von meiner Seite zwanzig und von
Emmas Seite so ungefähr achtzig. Sie hat eine verdammt groÃe Mischpoke in
Europa.«
»Ach, du lieber mein Vater«, seufzte ich ehrfürchtig. »Das
wären dann runde hundert. Wenn wir sie am Efeu stapeln, bleiben sie schön
kühl.«
»Bekommen wir den Garten?« fragte Emma plötzlich hinter uns.
»Ja«, nickte Rodenstock. »Und Baumeister richtet die Feier
aus.«
»Habt ihr denn eigentlich einen Pfarrer oder Priester oder
irgend jemand sonst vom Bodenpersonal?«
»Ich habe da einen im Visier«, sagte Emma. »Ich muà ihn nur
noch ein wenig weichkochen. Ich will nicht unhöflich sein, aber ich möchte
schlafen. Morgen wird es anstrengend.«
Sie ging mit ihrem Rodenstock ins Haus, und ich sah ihnen nach
und war stolz darauf, daà sie unter meinem Dach zu Hause waren.
Ich tat das, was ich gern in warmen Sommernächten tue, ich
legte mich wieder auf die Hollywoodschaukel. Im Halbschlaf spürte ich, daà die
Katzen zu mir hochsprangen. Bis vier Uhr ging das gut, dann wurde ich wach und
fühlte mich sehr klamm. Tau war in der Luft, die Polster waren feucht und die
Katzen verschwunden. Schlaftrunken torkelte ich ins Haus und fläzte mich auf
eine Couch im Wohnzimmer. Aber leider gehöre ich nicht zu den Leuten, die
nahtlos weiterschlafen können. Ich geriet ins Dösen und wachte gegen sechs Uhr
endgültig auf, nachdem ich schweiÃgebadet erlebt hatte, daà Dinah zurückkehrte,
ihr Auto auslud und mir dann einen Mann vorstellte, von dem sie mitteilte: »Das
ist Thomas, genannt Tom, er wird eine Weile bei uns wohnen.«
Mit mir ging es bedenklich bergab.
Gegen sieben Uhr rumorte es über mir, Rodenstock stand auf.
Emma rief: »Ich mache schon mal Kaffee. Willst du Eier?«
»Ich will auch Eier!« schrie ich. Eier waren etwas VerläÃliches,
Eier kamen niemals mit einem Tom nach Hause.
Um acht Uhr räumten wir den Kaffeetisch ab und machten uns auf
die Fahrt in die Klinik nach Wittlich. Der Praktiker Rodenstock hatte gesagt:
»Wir erledigen am besten Punkt für Punkt. Und ein gefährlicher Punkt ist der
Botaniker, der mit Messern um sich wirft.«
Wir fuhren über Dreis und Rengen nach Daun und dann auf die
neue Autobahn, die im Dreieck Vulkaneifel an die 48 angeschlossen ist.
Rodenstock und Emma vor mir waren schweigsam, und ich versuchte, Karlheinz
Adamek von Radio RPR zu erreichen.
»Ja, bitte?« fragte er etwas mufflig.
»Ich bin es, dein Retter.«
»Ach Gottchen«, brummte er. »Ich versuche dauernd, dich zu
erreichen. Was hast du bisher?«
Ich erzählte es ihm.
Zuletzt fragte er: »Glaubt ihr denn im Ernst, daà dieser
Botaniker noch in der Eifel ist?«
»Ja, das glauben wir im Ernst, weil wir nicht glauben, daà er
ein Botaniker ist. Jetzt eine Frage an dich: Wie sieht der Fall Vogt aus?«
»Die Mordkommission rätselt. Die Frau ist wirklich über eine
Distanz von rund zweihundertfünfzig Metern durch einen Kopfschuà getötet
worden. Sie war wirklich im zweiten Monat schwanger, und sie starb wohl nach
Cherie. Wenn wir den Tod Cheries ungefähr um sechs Uhr morgens ansetzen, kam
Mathilde Vogt rund eine halbe Stunde später um. Und es ist durchaus möglich,
daà die beiden Frauen sich getroffen haben und dann ihren Mörder trafen. Aber
kein Mensch hat eine Ahnung, warum und wo und wann. Der Ehemann der Vogt ist
gestern aus dem Krankenhaus entlassen worden, und er ...«
Funkloch.
»Kannst du auf einen Parkplatz fahren, bitte?«
Rodenstock nickte, und ich stellte die Verbindung wieder her,
als wir standen.
»Du warst bei dem Ehemann der Vogt?«
»Ja. Das arme Schwein ist vollkommen von der Rolle. Die beiden
Kinder wurden erst einmal zu Verwandten nach Saarbrücken geschafft, nachdem
herauskam, daà der fünfzehnjährige Sohn einer Yellow-Press-Tante gegen ein
Honorar von zweitausend in bar Auskunft über seine tote Mutter erteilen wollte.
Der Ehemann weià nichts. Er
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