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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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es: »Falls Sie meinen, junger Mann, wir wüßten
das mit dem Zoll nicht, so irren Sie sich. Ich frage mich nur, warum Sie ein
Geheimnis daraus machen? Und meine Antwort ist ziemlich einfach: Ihr steuert
die 30.000 plus Mehrwertsteuer am Finanzamt vorbei.«

    Â»Wieso fragen Sie dann überhaupt, wenn Sie das mit dem Zoll
schon wissen?« Scholzen sah uns nicht an, er starrte auf den Brenner in seiner
Hand, und seine Stimme war zittrig. »Kann ich mal eben ins Büro gehen?« fragte
er dann, als hätten wir die Macht, ihn davon abzuhalten. »Sie können ja
mitkommen, es ist hinten in der Halle.«

    Er ging vor uns her, und unsere Schritte auf dem Betonboden klackten
merkwürdig hell.

    Das Büro war nichts anderes als ein Glaskasten mit einem
Schreibtisch und einer Computeranlage, ein Regal mit Aktenordnern, ein anderes
mit Bauzeichnungen und Zeichnungen von technischen Geräten.

    Michael Scholzen zog einen Aktenordner heraus, auf dem nichts
stand. Er klappte ihn auf und blätterte in den Papieren. Dann nahm er ein
Schreiben heraus und legte es auf den Tisch.

    Â»Das ist die Genehmigung«, sagte er.

    Es war ein Schreiben des Regierungspräsidenten, eine Vorläufige Erteilung einer Genehmigung zum
Betrieb einer Flüssiggasanlage auf dem Gebiet der Gemeinde Kopp. Der
Nutznießer der Anlage war mit Dr. Markus Kaiserswerth angegeben.

    Â»Sie haben gesagt, es ist geheim«, begann er mit trockenem Mund
und leckte sich die Lippen.

    Â»Wer ist sie?«

    Â»Na ja, die vom Zoll.«

    Â»Haben die bar bezahlt?«

    Â»Richtig. Hier auf dem Schreibtisch war das. Und ... Moment.«

    Er kramte in einem anderen Aktenordner. »Hier ist unsere letzte
Zahlung der Einkommensschätzung an das Finanzamt. Wir schulden denen keine müde
Mark.«

    Â»Dann jetzt die Frage«, sagte Emma. »Was macht der Zoll mit
einem Flüssiggastank bei Narben-Otto?«

    Â»Das weiß ich nicht«, murmelte Scholzen und sah sie gequält an.
»Ich weiß es wirklich nicht. Ich hab versucht, auf den Busch zu klopfen, aber
Narben-Otto stellte sich stur und wußte von nichts. Ich habe mir schon gedacht,
daß irgend etwas an der ganzen Scheiße faul sein muß. Ich habe meinem Vater
gesagt, er soll die Finger davon lassen.«

    Â»Aber warum denn?« fragte ich aufgebracht.

    Â»Weil du in der Eifel niemals ein so geheimes Ding durchziehen
kannst, ohne Stunk zu kriegen. Richtig geheim ist in der Eifel nichts. Und dann
dieser Typ vom Zoll. Kommt her und bestellt. Wir machen es. Und der Typ kommt
noch einmal und legt uns das Geld auf den Tisch. Bar! Und das ist eine Behörde,
eine deutsche Behörde? So was gibt es doch gar nicht. Ich habe sofort gedacht:
Da ist was kriminell!«

    Â»Das ist verständlich«, sagte ich. »Danke für die Auskunft und
nichts für ungut.«

    Â»Sie sind eigentlich sehr nett«, versuchte Emma seinem
angeschlagenen Ego zu Hilfe zu kommen.

    Â»Na ja«, murmelte Scholzen verlegen.

    Rodenstock legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Sie haben nur
Ihren Beruf ausgeübt. Ich würde Ihnen raten, nicht darüber zu sprechen und auch
nicht zu erwähnen, daß wir hier waren.«

    Der junge Mann nickte, sagte aber nichts mehr.

    Wir marschierten durch die Halle in die grelle heiße Sonne, und
Emma stellte sich selbst verwundert die Frage: »Was haben wir da eigentlich
entdeckt?«

    Â»Frag mich etwas Leichteres«, sagte ich.

    Â 
    Wir fanden uns pünktlich um 16 Uhr vor Berners
Haus ein, und nun stand der Parkplatz voller eleganter Blechbüchsen, deren
einzige Aufgabe es zu sein schien, dem Besitzer den Status des Teuren und
Elitären zu geben. Bei diesem Wetter waren natürlich Cabrios angesagt.

    Â»Wir sollten zunächst über die Geschichte mit dem Zoll und
Narben-Otto nicht reden. Mit niemandem.« Rodenstock starrte auf das Haus.
»Wahrscheinlich ist unser Kandidat hier. Und es ist gut, wenn wir Hintergrundwissen
haben, von dem der Gegner nichts weiß.«

    Der Kandidat war dort. Er hockte in einem riesigen Kalbsledersessel,
um sich versammelt vier junge Frauen, die seltsam uniformiert aussahen.

    Mit Ausnahme von Narben-Otto und seinem Gönner Julius Berner
sowie einigen Eiflerinnen mittleren Alters, die als Kellnerinnen fungierten,
waren die Gäste jung und austauschbar. Bleiche Flüstertüten, in deren Leben
plötzlich der Tod aufgetaucht war, und die nun aufgeregt

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