Eifel-Jagd
schweiÃte auf einem langen Holzbock an
einem kreisförmigen Stahlblech. Er hörte uns nicht und blickte nicht auf.
Rodenstock berührte seinen Arm und nickte, als der Mann sich
herumdrehte. »Sind Sie Adolf Scholzen?«
Der Mann drehte das SchweiÃgerät ab. »Nein, das ist mein Vater.
Ich bin der Sohn, ich heiÃe Michael. Was kann ich für euch tun?«
»Das wissen wir noch nicht so genau«, sagte Emma lächelnd. »Der
Vater ist wahrscheinlich zuständig, oder?«
»Mein Vater ist für nichts mehr zuständig, mein Vater ist
letzte Woche auf den Friedhof getragen worden. Ich bin noch keine
fünfundzwanzig und habe jetzt den Betrieb am Arsch.« Er wirkte verbittert.
Unvermittelt lächelte er wieder. »Vielleicht habt ihr ja einen lukrativen Auftrag
für mich.«
»Nein, leider nicht«, sagte ich. »Wir sind hier wegen Narben-Otto.«
Scholzen blickte konzentriert auf den Brenner in seiner Hand.
»Ich wuÃte, daà das Schwierigkeiten gibt«, bemerkte er trocken. »Ich habe
meinen Vater gewarnt, aber er wollte nicht auf mich hören. Er hat gesagt, es
wäre schlieÃlich für das Vaterland.«
»Können Sie uns das erklären?« fragte Emma.
»Nein, ich weià ja nicht einmal, wer ihr seid.«
»Oh«, murmelte Rodenstock. »Wir entschuldigen uns, Sie haben
recht. Wir kümmern uns um die Morde an den beiden Frauen zwischen Kopp und
WeiÃenseifen.«
»Und was hat Narben-Otto damit zu tun?« fragte Scholzen
schnell. »Ihr kommt von den Bullen, oder?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin Redakteur, ich werde
wahrscheinlich darüber schreiben. Uns ist aufgefallen, daà bei Narben-Otto
mitten im Wald ein Flüssiggastank eingebaut wurde, der einen ganzen Betrieb
versorgen könnte ...«
»Zehntausend Liter«, nickte er, und in seiner Stimme war ein
leiser Stolz. »Die sicherste Anlage, die ich je gebaut habe. Stahlbetonbecken
in Kies von fünffacher Körnung, unten Torf und FluÃsand. Wenn das Ding hochgeht,
dann nach unten. Aber so Dinger gehen nicht mal hoch, wenn du eine Stange
Dynamit drunterlegst.«
»Was kostet denn diese Sicherheit?« fragte Emma.
»Locker 30.000, ohne Mehrwertsteuer«, sagte er nicht ohne eine
Spur Stolz.
»Und weshalb haben Sie dann Ihren Vater gewarnt?« fragte
Rodenstock.
»Weil ...«, er sprach sehr schnell, »... weil keine Genehmigung
da war. Die kam erst später ... sie wurde sozusagen nachgereicht.«
»Es gibt keine Genehmigung«, bluffte ich. »Und was bedeutet
Ihre Bemerkung, Ihr Vater habe gesagt, es sei im Dienste des Vaterlandes?«
Scholzen hatte uns zu Beginn des Gespräches nicht ernst
genommen, jetzt saà er in der Sackgasse und sah keinen Ausweg mehr. Er wirkte
für Sekunden trotzig wie ein kleiner Junge. »Ich gebe keine Auskunft mehr. Das
darf ich auch gar nicht.«
»So geht das aber nicht«, sagte Rodenstock scharf. »Sie knallen
an einem öffentlich als Wanderweg deklarierten Feld- und Waldweg einen
Riesentank in den Boden und weigern sich, Auskunft zu geben. Mein Freund Baumeister
hier ist der Ãffentlichkeit eine Erklärung schuldig, so funktioniert die Presse
nun einmal. Können wir die Genehmigung für die Tankanlage sehen?«
»Nein, nein, wirklich nicht«, antwortete er hastig.
»Sie haben keine«, wiederholte Emma süffisant.
»Doch«, sagte er plötzlich ganz ruhig. »Aber das ist geheim.«
»Das ist was?« fragte ich zornig. »Wollen Sie uns verarschen?
Das Ding ist groÃ, faÃt zehntausend Liter und ragt aus dem Boden heraus wie ein
dickes weiÃes Ei. Und Sie erklären es für geheim?«
»Es ist geheim«, beharrte er störrisch.
»Hat Narben-Otto in bar bezahlt?« fragte ich schnell.
»Der? Ach, du lieber Gott!« Scholzen atmete scharf aus, als
habe seine Lunge Ãberdruck.
»Also war es nicht Narben-Otto«, stellte Emma fest. »Wer war es
dann? Der reiche Julius Berner?«
»Der hat doch null Ahnung«, antwortete er sofort. Seine
Verteidigung bröckelte. Er fragte: »Könnt ihr mich nicht in Ruhe lassen?«
Ich versuchte, mich in das Gespräch mit diesem merkwürdigen
Arzt namens Narben-Otto zurückzuversetzen. Der Mann, der ihn mit einem
weinroten Opel Omega besucht hatte, hatte einen Trainingsanzug mit der Aufschrift Zoll getragen.
Ich riskierte
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