Eifel-Jagd
Bücherregal. Dann versuchte ich systematisch aufzuzeichnen,
was wir bisher wuÃten, was wir vermuteten, was wir miteinander in Verbindung
bringen konnten. Ein chaotisches Diagramm entstand, weil die meisten
Begebenheiten einfach nicht zuzuordnen waren. Ich rià das Packpapier wieder
herunter und warf es in den Papierkorb.
Um acht Uhr bekam ich eine Verbindung zu Kischkewitz, der mit
den Worten begann: »Falls Sie schlechte Nachrichten haben, rufen Sie bitte in
einer Stunde an, dann bin ich fort.«
»Berner ist ein C 22-Fall«, sagte ich.
Er schwieg unerträglich lange, ehe er bedächtig antwortete:
»Das weià ich schon seit gestern. Und ich denke, über diese Mauer können wir
nicht steigen.«
»Aber warum nicht, Sie sind Leiter einer Mordkommission?«
»Weil irgendein hoher Beamter, dessen Name ich nicht kenne und
von dem ich nicht weiÃ, wo sein Schreibtisch steht, entschieden hat, daà diese
Mordfälle damit, daà Berner ein C 22-Fall ist, absolut nichts zu tun
haben. Er sagt, es handelt sich um streng abgetrennte Problemkreise.«
»Und? Glauben Sie das?«
Kischkewitz antwortete nicht sofort, er atmete schwer. »Nein,
das glaube ich nicht. Ich vermute eher, daà es ein untrügliches Zeichen ist,
daà wir das Zentrum der Schweinereien in Düsseldorf suchen müssen. Im Moment
gehe ich auf dem Diplomatenweg vorwärts, ich habe den leitenden
Oberstaatsanwalt eingeschaltet. Der versucht es über interne Verbindungen. Haben
Sie Radio RPR gehört? Nein? Nun,
Adamek hat eben den orangefarbenen Opel Kombi ins Spiel gebracht. Wir rechnen
damit, daà ihn sehr schnell jemand meldet. Wenn es soweit ist, rufe ich Sie an.
Nun erzählen Sie mal, was ihr wiÃt und was ich nicht weiÃ.«
Ich erzählte alles, was wir von Enzo und Jenny erfahren hatten.
Ich lieà auch den Computer-Hacker nicht aus.
Er lachte. »Manchmal ist es ganz gut, von Kleinkriminellen zu
lernen. Ach übrigens, Sie können sich wahrscheinlich die Kontaktaufnahme zum
Zoll sparen. Das ist auch ein CÂ 22-Fall. Nur heiÃt der da nicht CÂ 22,
sondern SKÂ 1. SK bedeutet Sonderkommission, und die Numerierung deutet an,
daà der Fall Narben-Otto höchste Priorität hatte. Auch da bemühe ich mich um
Informationen.«
»Irgendwo muà ein Nest sein«, murmelte ich. »Wir wollen
versuchen, noch heute mit dem Ehemann Vogt zu sprechen. Müssen wir dafür etwas
wissen, was wir noch nicht wissen?«
»Nein. Der gehört in die Schublade verantwortungsvoller
Mitbürger, der macht nicht die geringsten Schwierigkeiten. Aber wie lange noch?
Das Kind, das Mathilde Vogt erwartete, war nämlich nicht sein Kind. Das weiÃ
ich selbst erst seit zwei Stunden. Wir haben einen Gentest gemacht. Kein
Zweifel, der Ehemann ist nicht der Vater. Seien Sie vorsichtig, Baumeister, das
klingt wie eine Sensation, aber es braucht keine zu sein.«
»Weià der Ehemann schon davon?«
»Das ist mein Problem. Er weià es nicht, und eigentlich bin ich
nicht gewillt, es ihm zu sagen. Wenn Sie also mit ihm sprechen, verschweigen
Sie diesen Punkt.«
»Einverstanden.«
Wir trennten uns, und ich ging zu Rodenstock, der im Garten
hockte und sein Handy bediente. Ich berichtete ihm, daà auch Narben-Otto einem
Code unterliege, und er antwortete bedacht: »Das wundert mich eigentlich nicht.
Doch ich denke, diese Nuà kann ich knacken. Wir haben um zehn Uhr einen Termin
beim Hauptzollamt in Trier. Emma und Jenny schlafen endlich, wir können also
los. â Ãbrigens solltest du dir wirklich ein paar Goldfische zulegen. Trotz der
Katzen. Das macht den Teich bunter. Aber wahrscheinlich bin ich nur
hoffnungslos konservativ und halte einen Teich ohne Goldfische für keinen
richtigen Teich. WeiÃt du übrigens, was ein Goldfisch ist?«
Wahrscheinlich machte ich nur ein dummes Gesicht.
»Eine reich gewordene Sardine«, sagte er. »Der Scherz ist so
alt wie meine UrgroÃmutter. Jetzt hoffe ich, daà ich den Stefan Hommes im
Krankenhaus erreiche.«
Als ich ihn fragend ansah, erklärte er trocken: »Wenn du einmal
überlegst, daà Cherie vielleicht getötet wurde, weil sie etwas wuÃte, was sie
nicht wissen durfte, wirst du zugeben, daà Stefan Hommes möglicherweise das
Gleiche weiÃ, ohne daà es ihm selbst bewuÃt ist.«
Ich muÃte ihm nicht recht geben, er hatte recht.
Zehn
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