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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Bücherregal. Dann versuchte ich systematisch aufzuzeichnen,
was wir bisher wußten, was wir vermuteten, was wir miteinander in Verbindung
bringen konnten. Ein chaotisches Diagramm entstand, weil die meisten
Begebenheiten einfach nicht zuzuordnen waren. Ich riß das Packpapier wieder
herunter und warf es in den Papierkorb.

    Um acht Uhr bekam ich eine Verbindung zu Kischkewitz, der mit
den Worten begann: »Falls Sie schlechte Nachrichten haben, rufen Sie bitte in
einer Stunde an, dann bin ich fort.«

    Â»Berner ist ein C 22-Fall«, sagte ich.

    Er schwieg unerträglich lange, ehe er bedächtig antwortete:
»Das weiß ich schon seit gestern. Und ich denke, über diese Mauer können wir
nicht steigen.«

    Â»Aber warum nicht, Sie sind Leiter einer Mordkommission?«

    Â»Weil irgendein hoher Beamter, dessen Name ich nicht kenne und
von dem ich nicht weiß, wo sein Schreibtisch steht, entschieden hat, daß diese
Mordfälle damit, daß Berner ein C 22-Fall ist, absolut nichts zu tun
haben. Er sagt, es handelt sich um streng abgetrennte Problemkreise.«

    Â»Und? Glauben Sie das?«

    Kischkewitz antwortete nicht sofort, er atmete schwer. »Nein,
das glaube ich nicht. Ich vermute eher, daß es ein untrügliches Zeichen ist,
daß wir das Zentrum der Schweinereien in Düsseldorf suchen müssen. Im Moment
gehe ich auf dem Diplomatenweg vorwärts, ich habe den leitenden
Oberstaatsanwalt eingeschaltet. Der versucht es über interne Verbindungen. Haben
Sie Radio RPR gehört? Nein? Nun,
Adamek hat eben den orangefarbenen Opel Kombi ins Spiel gebracht. Wir rechnen
damit, daß ihn sehr schnell jemand meldet. Wenn es soweit ist, rufe ich Sie an.
Nun erzählen Sie mal, was ihr wißt und was ich nicht weiß.«

    Ich erzählte alles, was wir von Enzo und Jenny erfahren hatten.
Ich ließ auch den Computer-Hacker nicht aus.

    Er lachte. »Manchmal ist es ganz gut, von Kleinkriminellen zu
lernen. Ach übrigens, Sie können sich wahrscheinlich die Kontaktaufnahme zum
Zoll sparen. Das ist auch ein C 22-Fall. Nur heißt der da nicht C 22,
sondern SK 1. SK bedeutet Sonderkommission, und die Numerierung deutet an,
daß der Fall Narben-Otto höchste Priorität hatte. Auch da bemühe ich mich um
Informationen.«

    Â»Irgendwo muß ein Nest sein«, murmelte ich. »Wir wollen
versuchen, noch heute mit dem Ehemann Vogt zu sprechen. Müssen wir dafür etwas
wissen, was wir noch nicht wissen?«

    Â»Nein. Der gehört in die Schublade verantwortungsvoller
Mitbürger, der macht nicht die geringsten Schwierigkeiten. Aber wie lange noch?
Das Kind, das Mathilde Vogt erwartete, war nämlich nicht sein Kind. Das weiß
ich selbst erst seit zwei Stunden. Wir haben einen Gentest gemacht. Kein
Zweifel, der Ehemann ist nicht der Vater. Seien Sie vorsichtig, Baumeister, das
klingt wie eine Sensation, aber es braucht keine zu sein.«

    Â»Weiß der Ehemann schon davon?«

    Â»Das ist mein Problem. Er weiß es nicht, und eigentlich bin ich
nicht gewillt, es ihm zu sagen. Wenn Sie also mit ihm sprechen, verschweigen
Sie diesen Punkt.«

    Â»Einverstanden.«

    Wir trennten uns, und ich ging zu Rodenstock, der im Garten
hockte und sein Handy bediente. Ich berichtete ihm, daß auch Narben-Otto einem
Code unterliege, und er antwortete bedacht: »Das wundert mich eigentlich nicht.
Doch ich denke, diese Nuß kann ich knacken. Wir haben um zehn Uhr einen Termin
beim Hauptzollamt in Trier. Emma und Jenny schlafen endlich, wir können also
los. – Übrigens solltest du dir wirklich ein paar Goldfische zulegen. Trotz der
Katzen. Das macht den Teich bunter. Aber wahrscheinlich bin ich nur
hoffnungslos konservativ und halte einen Teich ohne Goldfische für keinen
richtigen Teich. Weißt du übrigens, was ein Goldfisch ist?«

    Wahrscheinlich machte ich nur ein dummes Gesicht.

    Â»Eine reich gewordene Sardine«, sagte er. »Der Scherz ist so
alt wie meine Urgroßmutter. Jetzt hoffe ich, daß ich den Stefan Hommes im
Krankenhaus erreiche.«

    Als ich ihn fragend ansah, erklärte er trocken: »Wenn du einmal
überlegst, daß Cherie vielleicht getötet wurde, weil sie etwas wußte, was sie
nicht wissen durfte, wirst du zugeben, daß Stefan Hommes möglicherweise das
Gleiche weiß, ohne daß es ihm selbst bewußt ist.«

    Ich mußte ihm nicht recht geben, er hatte recht.

    Zehn

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