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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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nennt man wohl Liebe.«

    Â»Und wie schätzt du diesen C 22-Fall ein?«

    Â»Ich habe überlegt, daß möglicherweise das Finanzamt mit Hilfe
von Steuerfahndern die Unternehmensgruppe des Julius Berner jagt. Sie belegen
die Fahndung mit einem absoluten Schweigegebot. Das bedeutet, daß außer einer
Handvoll hoch angesiedelter Beamten und ein oder zwei Fahndern niemand weiß,
was tatsächlich läuft. Sie lassen die gesamte Akte inklusive der Steuernummer
von Berner aus dem Computer verschwinden. Interessant wäre zu wissen, seit wann
das so ist. In diesem Zusammenhang kam mir die Idee, daß Cherie vielleicht
getötet worden ist, weil sie völlig unbewußt etwas über Berner gesagt hat, was
den Fahndern des Finanzamtes entscheidend weitergeholfen hat, eine ganz
wichtige Wissenslücke schloß. Du lieber Himmel, ist das ein Chaos!«

    Â»Noch mal genau: Nehmen wir mal an, ich bin Abteilungsleiter
des Finanzamtes und zuständig für besonders wichtige Steuerzahler, wie Julius
Berner einer ist. Aus irgendeinem Grund will ich wissen, was er im vergangenen
Jahr als persönliches Einkommen erklärt hat. Ich schaue also im Computer nach
und kriege als Antwort C 22. Was passiert dann?«

    Â»Du fragst den Vorgesetzten, der die C 22-Fälle verwaltet,
der genau weiß, welche Fälle unter diesen Code fallen. Du fragst ihn, was damit
ist, und er wird sagen: Das kann ich nicht sagen.« Rodenstock grinste bösartig.

    Â»Wie bitte?«

    Â»Richtig«, sagte er. »Du hörst ganz richtig. Es geht zu wie bei
einem Geheimdienst. Die Regel ist ›need to know‹. Das heißt, jeder weiß nur
das, was ihn beruflich persönlich betrifft, und das ist immer nur ein ganz
schmaler Ausschnitt des vorhandenen Wissens. Der Verwalter der C 22-Fälle
weiß nicht, weshalb Berner ein C 22-Fall ist. Dieser Verwalter wiederum
könnte in einem dringlichen Fall den zuständigen Vorgesetzten fragen, wieso
Berner ein C 22-Fall ist. Aber ich bezweifle, daß er eine Auskunft
bekommen würde. Mit anderen Worten: Wir stehen vor einer Wand. Wir werden sehr
wahrscheinlich nicht einmal in Erfahrung bringen können, wer der
Verantwortliche ist.«

    Â»Kann der kleine Computer-Freak nicht noch einmal einbrechen?
Dann könnten wir vielleicht wenigstens herausfinden, seit wann der Berner
C 22 ist, oder?«

    Â»Diese Idee macht mir Magenschmerzen«, murmelte er. »Aber ich
gebe zu, daß ich auch schon daran gedacht habe. Allerdings verstößt allein der
Gedanke gegen meine Beamtenseele.«

    Â»Dann decke ein Tuch über deine Seele«, riet ich ihm. »Womit
fangen wir an?«

    Er lächelte und verkündete: »Ich fange mit Schinken an. Im
Ernst, wir suchen den Opel und seinen Fahrer, wir machen einen Termin mit dem
Zoll und mit dem Ehemann der Vogt. Die Reihenfolge halte ich für nicht so
wichtig, nur sollte es bald passieren. Ich halte es allerdings für sehr
wichtig, daß wir Kischkewitz umfassend über alles informieren, was wir bisher
wissen. Er muß auch von dem C 22-Fall erfahren, damit er nicht in die
große Bärenfalle tappt. Mit Emma können wir heute kaum rechnen, sie wird mit
Jenny in die Klinik nach Wittlich fahren, um Enzo zu besuchen. Stefan Hommes
wird heute wohl entlassen werden. Den dürfen wir nicht vergessen, denn
wahrscheinlich wird er wieder riechen, wohin sich dieser blöde Botaniker zurückgezogen
hat.«

    Â»Was ist, wenn der inzwischen verschwunden ist?«

    Â»Glaube ich nicht«, schüttelte Rodenstock entschieden den Kopf.
»Der Mann wird nach seinem bisherigen Verhalten die Eifel nicht verlassen, denn
der Fall spielt hier. Und er wirkt wie jemand, der auf etwas wartet.«

    Â»Und wenn er der Killer ist?«

    Â»Unwahrscheinlich, sage ich dir, sehr unwahrscheinlich. Aber
begründen kann ich das nicht, es kommt einfach aus dem Bauch.«

    Â»Für einen beamteten Mörderjäger eine unwahrscheinliche
Begründung.«

    Â»Die einzig mögliche«, sagte er leichthin. »Beamte ohne Bauch
sind schlechte Beamte, ganz egal, was ihre Aufgabe ist. Bleibst du gleich wach,
oder versuchst du noch einmal zu schlafen?«

    Â»Ich bleibe wach, ich kenne mich. Wenn es dir recht ist, rede
ich mit Kischkewitz, du könntest endlich mit dem Zoll sprechen.«

    Ich ging in mein Arbeitszimmer und zog einen großen Bogen
Packpapier über ein

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