Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Stunde.
»Und es wäre sehr, sehr gut, wenn wir diesen orangefarbenen Opel Kombi finden
würden und diesen komischen Messer werfenden Botaniker.«

    Â»Ist am Horizont denn immer noch kein Mörder in Sicht?«

    Â»Kein Mörder«, bestätigte ich. »Die ganze Geschichte ist wie
Stochern im Nebel.«

    Er sagte, er werde sowohl in die Frühnachrichten damit gehen
wie auch in den regionalen Teil. Dann trennten wir die Verbindung.

    Ich hatte das Bett neu beziehen müssen, weil Enzos Blut alles
verschmutzt hatte. Ich mußte auf Dinahs Seite liegen, auf meiner waren sogar
die Matratzen versaut.

    Als Rodenstock hereinkam und sich beschwerte, seine Frau tauche
überhaupt nicht mehr auf, war ich erleichtert. Es war drei Uhr.

    Â»Sie redet mit Jenny. Jenny braucht Hilfe.«

    Â»Komisch, ich auch«, grinste er schief. »Aber ich kann sowieso
nicht schlafen.«

    Â»Und woher hast du gewußt, daß ich wach bin?«

    Â»Während so eines Falles schläfst du selten«, sagte er einfach.
»Und meistens tagsüber.«

    Ich überlegte, er hatte recht. »Glaubst du, wir werden einen
Mörder finden?«

    Â»Ja, das glaube ich. Oder vielleicht findet ihn auch
Kischkewitz, nicht wir. Oder Adamek. Das ist mir wurscht. Die Zeit läuft uns
weg, er wird wieder töten.«

    Â»Woher nimmst du die Sicherheit, daß es ein Mann ist?«

    Â»Ich bin nicht sicher, natürlich kann es auch eine Frau sein.
Aber das wäre ein Fall gegen die Regel. Frauen benutzen keine Schußwaffen,
zumindest wesentlich seltener als Männer. Sie richten auch nicht hin. Wenn du
so argumentierst, daß es sich um eine Frau mit erheblichen psychischen
Störungen handelt, finde ich kaum Gegenargumente. Eine Frau ist also denkbar.
In diesem Fall spielen Jäger eine Hauptrolle, also kann es eine Jägerin sein.
Jägerinnen sind denkbar, sie sind aber auch selten.«

    Â»Und wenn es eine Frau ist, wer könnte es sein? Welcher Typ
Frau?«

    Â»Es könnte dann nur eine Frau sein, die die moralischen Werte
dieser Gesellschaft verteidigt. Also eine Frau, die der Meinung ist, daß Cherie
und die anderen jungen Leute massive Sünder sind, daß sie den edlen Jäger
Julius Berner verführen, daß sie seelischen Schmutz in die Reihen der Nimrods
tragen. Aber dann paßt Narben-Otto nur in das Geflecht, wenn die Täterin auch
von den Drogen und den Abtreibungen weiß. Und genau das halte ich für unwahrscheinlich.«

    Â»Hast du mal darüber nachgedacht, daß vielleicht Mathilde Vogt
die Mörderin der Cherie sein könnte?«

    Â»Selbstverständlich. Aber dann müßte jemand Zeuge gewesen sein
und später die Mathilde erschossen haben. Sehr unwahrscheinlich. Die Frauen
waren eindeutig befreundet, nichts deutet bei der Vogt auf massive neurotische
Störungen hin, das hätte uns Kischkewitz gesagt. Außerdem begann die Mordserie
mit Cherie. Egal, wie das Motiv genau aussieht, der Mörder muß einen für ihn
selbst überzeugenden Grund gehabt haben, sie zu töten. Also müssen wir uns
zuallererst fragen: Warum Cherie? Bis jetzt geht meine Theorie dahin, daß
Cherie etwas gewußt oder erfahren hat, was sie auf keinen Fall erfahren oder
wissen durfte. Und wahrscheinlich betrifft das Julius Berners Leben, denn
Berner ist bisher der einzige, der vieles zu verbergen hat, zum Beispiel
geschäftliche Brutalität, Lügen, jede Menge kaputter Seelen in dieser unseligen
Clique. Und dann würde auch Narben-Otto in das Geflecht passen. Der hatte was
mit dem Zoll zu tun, der besorgte Drogen, der machte Abtreibungen.«

    Â»Was ist, wenn wir es mit drei Tätern zu tun haben? Mit dem
Mörder Cheries, mit dem Mörder der Vogt, mit dem Mörder von Narben-Otto.«

    Rodenstock schwieg eine Weile. »Ehrlich gestanden ist das eine
bedrückende Vorstellung«, murmelte er schließlich. »Ich mache mir ein
Butterbrot, Unsicherheiten machen mich immer hungrig.«

    Â»Ehrliche Leute nennen das Frustfraß«, entgegnete ich. »Ich
esse auch etwas.«

    Wir hockten uns an den Küchentisch, der inzwischen verwaist
war, die Katzen kamen, gähnten und streckten sich und warteten auf eine
Morgengabe. Aus dem Wohnzimmer hörten wir gedämpftes Gemurmel.

    Â»Emma redet Jenny müde«, erklärte Rodenstock. »Es ist ganz
erstaunlich, was diese beiden jungen Menschenkinder bisher erreicht haben. So
etwas

Weitere Kostenlose Bücher