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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Minuten später hatten wir einen Zettel für Emma
geschrieben, wo wir seien und was wir vorhatten, und saßen in Rodenstocks
kleinem, schnellem Wagen. Im Südwesten zog eine tiefschwarze Gewitterwand auf,
und die Luft war zum Schneiden.

    Wir sprachen kein Wort, bis wir nach Trier hineinrollten, und
dann sagte Rodenstock nur: »Wir müssen uns auf einen kleinen Krieg einrichten,
und wir dürfen uns auf keinen Waffenstillstand einlassen.«

    Ich wußte zwar nicht, was er genau meinte, aber ich fragte ihn
nicht.

    Wir saßen dem hohen Beamten noch nicht einmal einhundertzwanzig
Sekunden gegenüber, als ich begriff, was Rodenstock gemeint hatte.

    Rodenstock eröffnete freundlich: »Es tut richtig gut, dich
einmal wiederzusehen. Und du brauchst mir nicht zu erzählen, daß Narben-Otto
unter der Codierung SK 1 läuft. Das wissen wir längst.«

    Der Mann hieß Jentsch, war ungefähr fünfzig Jahre alt und ein
pummeliger, äußerst friedlich blickender Mann mit einer wilden Mähne ergrauter
Haare. Er antwortete: »Wenn du Sauhund das schon weißt, brauche ich dir nicht
zu erklären, weshalb wir darüber nicht reden können.«

    Rodenstock machte eine unwillige Handbewegung. »Jupp, du sollst
einen alten Fahrensmann nicht verscheißern. Dein SK 1 ist mausetot. Also,
was ist da gelaufen?«

    Jentsch griff nach einem Bleistift, zupfte ein Blatt Papier aus
einem Stapel und schrieb etwas auf. Dann nahm er das Papier hoch und zeigte es
uns. NEIN! stand da.

    Â»Moment mal«, griff ich ein. »Es gibt ein paar Dinge, die wir
bereits wissen. Narben-Otto hat mit Drogen gedealt. In einem ziemlich großen
Umfang. Etwa zwanzig Abnehmer kennen wir mit Namen und Adressen. Sämtliche in
Düsseldorf. Außerdem war ich Zeuge, als Narben-Otto Besuch vom Zoll bekam. Ein
weinroter Opel Omega Kombi mit einem Fahrer, der einen Trainingsanzug trug, auf
dem hinten Zoll aufgedruckt war.
Diesen Mann ausfindig zu machen, dürfte kein Problem sein, wenn man sich vor
der Arbeit nicht drückt. Und noch etwas zur Erläuterung: Wir haben ein Wunder
enttarnt. Narben-Otto hat einen Flüssiggastank einbauen lassen. Runde
zehntausend Liter Volumen. Kostenpunkt etwa 30.000 Mark ohne Mehrwertsteuer.
Dieses Geld ist dem Installateur in bar gezahlt worden. Von einem Vertreter des
deutschen Zolls. Ort der Handlung: das schöne Birgel in der schönen
Vulkaneifel. Und jetzt wiederhole ich unsere Bitte: Helfen Sie uns.«

    Jentsch saß an seinem Schreibtisch, hatte die Arme auf die
Ellenbogen gestützt und die Hände unter dem Kinn gefaltet. Er sah weder
Rodenstock noch mich an, sondern starrte irgendwohin, wahrscheinlich in
Richtung des Bundespräsidenten an der Wand. Dann fragte er: »Bist du noch der
Alte, ist auf dich Verlaß?«

    Â»Aber ja«, beruhigte ihn Rodenstock.

    Â»Gut. Verdammte Scheiße, ich wußte, daß das eines Tages ein
Fiasko geben wird. Also gut, ich rede mit dem zuständigen Mann. Geht mal zehn
Minuten auf den Flur.«

    Wir standen auf und waren schon in der Tür, als er lauthals
keuchte: »Oh, Kacke, Mann!«

    Â»Du warst gut«, sagte Rodenstock draußen anerkennend zu mir.

    Â»Ich war nur wütend«, antwortete ich.

    Jentsch brauchte keine zehn Minuten, er brauchte nur vier. Wir
durften wieder vor seinem Schreibtisch Platz nehmen und saßen dort artig wie
folgsame Schüler.

    Â»Was für Fragen?« begann er.

    Â»Ich nehme an, Narben-Otto war ein Doppel«, Rodenstock
betrachtete die Fingernägel seiner linken Hand.

    Â»Richtig.«

    Â»Ich nehme weiter an, der Code SK 1 ist nicht gerade neu.
Wie lange läuft diese Aktion?«

    Â»Fast zwei Jahre, nein, genau zwei Jahre.«

    Rodenstock grinste sardonisch. »Du hast die Tankanlage
bezahlt.«

    Â»Keine Auskunft!« Jentsch hatte ein Pokergesicht.

    Â»Wenn er ein Doppel war, heißt das, er arbeitete für euch, und
er arbeitete für die Dealer. Richtig?«

    Â»Richtig.«

    Â»Habt ihr euch an ihn gewandt oder er sich an euch?«

    Â»Wir an ihn. Wir stießen auf ihn im Zuge von Fahndungen und
entschlossen uns, ihn zur Zusammenarbeit zu bitten. Er ging ohne
Schwierigkeiten darauf ein, er war richtig geil auf den Job.«

    Â»Was habt ihr außer dem Gastank noch finanziert?«

    Â»Ein monatliches Zubrot und den kleinen Suzuki Jeep.«

    Â»Wie hoch war das sogenannte Zubrot?«

    Â»Rund

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