Eifel-Jagd
der
Waffen anhand der Geschosse identifiziert werden konnte.«
»Ruf ihn doch an.«
Er nickte und beschäftigte sich mit seinem Handy, während wir
im Halbdunkel des uralten Hauses standen und den Geruch von Verfall in der Nase
hatten. Rodenstock erreichte Kischkewitz nicht, aber der Mann, der am Telefon
war, wuÃte offenkundig, wer Rodenstock war. Er gab eine knappe Antwort, und
Rodenstock bedankte sich.
»Weder die Waffe, mit der Cherie getötet wurde, noch die, mit
der Mathilde Vogt erschossen wurde, ist registriert. Das hätte mich auch sehr
gewundert. Profi ist eben Profi.«
Als wir gerade dabei waren, durch das Loch in der AuÃenmauer in
die Scheune zurück zu klettern, fiepste mein Handy. Es war Stefan Hommes.
»Ich habe nachgedacht, und ich habe eine Idee. Vermutlich hat
er den Wagen extra so hingestellt, daà der Kombi von der StraÃe aus sichtbar
ist. Und natürlich steckt der Mann nicht in dem alten Gemäuer. Gehen Sie mal
bitte zur Rückseite des Hauses, also hangwärts.«
»Mache ich. Hier hinten ist eine groÃe, blühende Wiese, die bis
zu einem Waldrand reicht, der ist ungefähr vierhundert Meter entfernt.«
»Genau. Und was ist vor dem Waldrand?«
»Was soll da sein?«
»Na ja, da ist doch ein kreisrundes Gebüsch, oder? Ein
Riesengebüsch sozusagen, mit einem Durchmesser von vielleicht fünfzig Metern.
Es besteht hauptsächlich aus Krüppeleichen, WeiÃdorn und ein paar junge Birken.
Und starren Sie nicht so auffällig dorthin.« Er lachte. »Oben hinter dem Waldrand
verläuft der Wanderweg, der zu den Birresborner Eishöhlen führt. Und genau diese
Anbindung braucht der Schweinehund. So kann er sich unauffällig unter die
Wanderer mischen. Er wird sein Zelt mitten in dem kreisrunden Gebüsch aufgeschlagen
haben. Und er hat den Wagen unten am Bauernhaus stehenlassen, um zu
signalisieren: Hier bin ich auf keinen Fall.«
»Gute Theorie«, gab ich zu. »Da paÃt alles. Aber wieso fünfzig
Meter vor dem Waldrand in einem Gebüsch? Das isoliert ihn doch.«
»Falsch! Das Gegenteil ist der Fall. Er kann in jede Richtung
entkommen, und er hat immer einen sehr genauen Ãberblick, ob ihm Gefahr droht
oder nicht. Der Junge ist einfach gut, und ich möchte wissen, woher er das
hat.«
»Und was sollen wir jetzt tun? Etwa einfach dahin marschieren und
guten Tag sagen?«
»Warum nicht?« fragte Hommes ironisch. »Das wäre doch mal etwas
anderes. Im Ernst, wenn Sie ihn dort suchen wollen, dürfen Sie nicht vom
Bauernhaus stracks auf ihn zu marschieren. Ich würde von oben, vom Wald aus
starten, und zwar erst gegen Abend, mit dem letzten Licht. Toi, toi, toi für
euch!«
»Danke schön«, erwiderte ich lahm und erklärte Rodenstock, was
Hommes gesagt hatte.
Rodenstock starrte den Hang hinauf, wandte dann den Kopf und
meinte: »Wir müssen jetzt entscheiden, was wir tun. Wir können nicht einfach in
die Büsche marschieren und ihn festnageln. Bestenfalls schmeiÃt er mit Küchenmessern
oder ähnlichen Gegenständen, und ich gehe jede Wette ein, daà er über
SchuÃwaffen verfügt.«
»Was schlägst du vor?«
»Laà uns Kischkewitz anrufen und um drei, vier Leute bitten.
Selbst wenn wir Gefahr laufen, daà der Mann gar nicht in den Büschen steckt und
wir uns bis auf die Knochen blamieren. Wenn die Leute von oben kommen, während
wir von hier langsam hochmarschieren, hätten wir möglicherweise eine Chance.
Was sagst du?«
»Du hast recht. Ruf Kischkewitz an, vielleicht ist es am
hellichten Tag so überraschend, daà wir an ihn herankommen, ohne daà er zur
Artillerie greift. Und laà uns hier verschwinden. Er muà uns nicht unbedingt
sehen.«
»Er hat uns garantiert schon gesehen.« Rodenstock grinste.
»Wenn er tatsächlich in den Büschen steckt, liegt er jetzt auf dem Bauch und
späht durch ein erstklassiges Fernglas auf uns hinunter. Die Fernsehteams haben
ihn aufgescheucht, und er wird mit Vergnügen registrieren, daà die Journalisten
das getan haben, was sie immer tun: Sie haben ihren Auftrag erfüllt, sie haben
den Wagen gefilmt und sind wieder abgehauen, ohne Eigeninitiative zu
entwickeln.«
Rodenstock verschwand durch die offene Scheune zur Vorderfront
des Hauses, und bald hörte ich ihn beschwörend sprechen und dann leise
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