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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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draußen.

    Â»Ich sehe gerade, ich kann in dieser Sache keine Auskunft
geben. Das unterliegt dem Datenschutz.«

    Â»Sagen Sie Ihrem Vorgesetzten, das ist gelogen. Aber so etwas
hatte ich erwartet. Vielen Dank.«

    Â»Warten Sie, ich muß noch wissen ...« Jetzt war sie richtig
aufgeregt, doch sie sprach ins Leere, weil ich das Gespräch abgebrochen hatte.

    Â»Da ist was faul«, teilte ich mit. »Vermutlich hat auch die IHK
Düsseldorf einen Code für Julius Berner, vermutlich ist er auch für die
Gottvater, vielleicht bezahlt er sie. Also los, auf zu Manfred Boll, der
eigentlich tot ist.«

    Wir machten es so, wie Rodenstock es mit Kischkewitz abgesprochen
hatte. Gemütlich gingen wir den Hang hoch und unterhielten uns dabei laut über
Belanglosigkeiten. Etwa so: »Ich habe leichte Kopfschmerzen.«

    Â»Ich auch.«

    Â»Und außerdem ist mir leicht schlecht.«

    Â»Ja, ja, mir auch.«

    Gelegentlich warfen wir einen Blick auf das große, kreisrunde
Gebüsch vor uns, aber wir konnten absolut nichts entdecken. Das schwarze
abweisende Geäst des Weißdorns vor uns schien undurchdringlich. Ich erinnerte
mich an eine Bemerkung des Jungförsters Christian Reuter, der mal gesagt hatte:
»Jeder Förster hat in seinem Revier Ecken, in die er nicht gerne geht, weil
dort einfach nichts los ist, nicht einmal für das Wild. Es sind einfach
abweisende Stellen.« Wahrscheinlich war dies vor uns eine abweisende Stelle,
und wahrscheinlich war der Botaniker aus eben diesem Grund dort.

    Â»Er liegt rechts unter der Krüppeleiche«, nuschelte Rodenstock.

    Dann sah ich ihn, das heißt, ich sah sein Fernglas aufblitzen.
»Halali!« murmelte ich. »Und jetzt?«

    Â»Jetzt heißen wir ihn willkommen«, quetschte Rodenstock durch
die geschlossenen Zähne.

    Wir schlenderten dicht an ihm vorbei. Dann hob Rodenstock den
Kopf, als habe er den Mann soeben erst entdeckt, und sagte laut und sichtlich
erfreut: »Sieh einer an! Unser heißgeliebter Botaniker! Stehen Sie doch auf,
Sie brauchen nicht vor uns auf dem Bauch zu kriechen. Und das Messer können Sie
auch stecken lassen.«

    Der Mann stand auf, und sein hageres Gesicht war voll
Überraschung. Vielleicht war er dreißig oder fünfunddreißig Jahre alt. Er hatte
ungewöhnlich helle Augen, bei denen schlecht zu entscheiden war, ob sie grau
oder eisblau waren. Er trug einen dicken grünen Pullover und Kniebundhosen mit
derben Wollstrümpfen in derben Halbschuhen. Mit tiefer Stimme sagte er: »Das
war ein sehr guter Trick.«

    Â»Und nicht der einzige«, sagte Kischkewitz hinter ihm. »Haben
Sie eine Waffe?«

    Â»Was glauben Sie?« fragte der Botaniker lächelnd.

    Â»Sie haben eine«, sagte ich.

    Â»Stimmt«, nickte er.

    Einer der Männer von Kischkewitz glitt hinter den Mann und
holte eine Waffe aus dem Gürtel der Bundhose. Es sah aus wie eine 38er Special,
und zufällig wußte ich, daß die Fluggeschwindigkeit der Geschosse bei 385
Metern pro Sekunde lag. Emma hatte die gleiche Waffe.

    Â»Wer sind Sie?« fragte Kischkewitz ohne jede Aggression in der
Stimme.

    Â»Aber das ist doch bekannt«, er tat erstaunt. »Ich bin
Botaniker, fotografiere Waldblumen, und ich schreibe ein Buch.«

    Â»Und ich bin Robert Redford und treffe gleich Julia Roberts am
Bratwurststand in Gerolstein«, sagte ich. »Mann, hören Sie mit dem Scheiß auf.«

    Â»Manfred Boll ist seit Jahren tot«, sagte Rodenstock
freundlich. »Wieso waren Sie so dämlich, diesen Namen anzunehmen?«

    Er kniff die Augen zusammen. »Kein Kommentar.«

    Â»Ich kann Sie verhaften.« Kischkewitz sagte es so, daß deutlich
wurde, daß er nicht das geringste Interesse daran hatte.

    Â»Na, sicher können Sie das«, nickte der Mann, der sich Boll
nannte, gelassen. »Tun Sie, was Sie tun müssen.«

    Â»Wie heißen Sie denn wirklich?« Kischkewitz schien eine
ungeheure Geduld zu haben.

    Â»Habe ich vergessen.«

    Â»Nicht doch«, erwiderte der Kriminalist leicht angewidert. »Das
ist ja viel zu dümmlich, um wahr zu sein. Was treiben Sie hier in der Eifel?«

    Â»Sehr schöne Landschaft«, sagte er heiter. »Ausgesprochen gut
für die Seele. Phantastisches Klima. Wußten Sie, daß das Champagnerluft genannt
wird? Und daß die Luft in der Eifel die mit Abstand wenigsten schädigenden
Schwebeteilchen in Europa

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