Eifel-Jagd
enthält? Und daà man hier nachts wegen fehlenden
Smogs den Sternenhimmel noch mit bloÃem Auge beobachten kann, und ...«
»Nun ist aber gut, Männeken«, brummelte Kischkewitz. »Haben Sie
eigentlich einen Waffenschein?«
»Aber natürlich«, antwortete er, und merkwürdigerweise schien
niemand von uns daran zu zweifeln.
»Lautet der auch auf den Namen Manfred Boll?« fragte
Rodenstock.
»Selbstverständlich nicht.«
»Sie waren am Steinbruch, als Narben-Otto in den Tod gestürzt
ist«, sagte ich munter. »Brannte der Wagen da noch?«
»Der brannte noch«, nickte der Mann. »Das muÃte ich mir
ansehen. Wissen Sie, wir sind hier in der finstersten Provinz, und ich hätte
nie gedacht, daà hier so viel los ist ... in den Wäldern.«
»Und warum schmeiÃen Sie mit Messern auf ehrbare Wildhüter?«
Er lachte leise. »Also, ob der so ehrbar ist, das wage ich zu
bezweifeln. Auf jeden Fall schlich er sich äuÃerst dumm an mich heran, und er
hatte eine Waffe. So was macht man nicht.«
»Das ist wahr«, bestätigte Kischkewitz knapp. »Ist da drin das
Zelt und Ihr sonstiges Gepäck?«
Er nickte: »Bitte, kommen Sie doch herein.«
Kischkewitz bedeutete seinen beiden Männern, sich darum zu
kümmern, und sie verschwanden zwischen den kleinen Bäumen.
»Wollen Sie nicht lieber damit aufhören, uns zu verscheiÃern?«
fragte ich. »Sehen Sie, es kostet soviel Zeit und Energie, und wir brauchten
beides eigentlich für andere Dinge.«
»Ja, die Erika ...« Nachdenklich schaute er auf das Gras zu
seinen FüÃen.
»Die wer, bitte?« fragte Rodenstock.
»Erika Schallenberg«, erklärte der Botaniker. »Oder Cherie,
wenn Ihnen das lieber ist.«
»Sie waren hinter Narben-Otto her, nicht wahr?« fragte ich.
»Das auch.« Er nickte.
»Und was war Ihr eigentliches Ziel? Julius Berner?«
»Nein, kann man nicht sagen.«
»Verdammte Hacke, was machen Sie hier?« platzte Kischkewitz
heraus.
»Urlaub«, gluckste er vor unterdrücktem Lachen. »Ich mache
Urlaub in der Eifel.«
»Ich möchte ernst genommen werden«, sagte Rodenstock neben mir.
»Sie haben Cherie gekannt, nicht wahr?«
»Habe ich.«
»Und? Haben Sie sie gemocht?«
Das irritierte ihn, das machte ihn aus irgendeinem Grund
unsicher. Er kniff die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Endlich
antwortete er: »Ja, ich glaube schon.«
»Unterlagen?« bellte Kischkewitz. Er meinte seine beiden
Helfer, die vollbeladen aus dem Busch kamen.
»Hier ist eine Windjacke mit einer Brieftasche. Die ist eingenäht,
Chef.«
»Auftrennen!« befahl Kischkewitz.
»Macht aber die Jacke nicht kaputt, Jungs«, sagte der Mann, der
nicht Manfred Boll hieÃ. »Das ist ein teures Stück.«
Vorsichtig trennten sie mit einem Taschenmesser eine Naht auf
und fummelten die Brieftasche heraus. Sie reichten sie Kischkewitz weiter, der
sie aufschlug und in die einzelnen Fächer schaute. Er holte einen ReisepaÃ
heraus, dann einen Personalausweis. Das Gesicht des Kriminalisten drückte
maÃlose Verblüffung aus. Er hielt eine rosafarbene kreditkartengroÃe
Plastikscheibe in den Händen, und eine weitere in grün.
»Er hat einen Waffenschein«, sagte er tonlos. »Er heiÃt Andreas
Ballmann, er ist Kriminalbeamter, der Dienstausweis besagt, daà er gegenwärtig
als Fahnder unterwegs ist. Anlaufstelle ist das Landeskriminalamt Düsseldorf.«
»So ist es«, nickte der Kandidat.
»Warum dieses blöde Versteckspiel?« fragte Rodenstock.
»Ich mache Urlaub, ich mache tatsächlich Urlaub.« Der Fahnder
lächelte dabei nicht, und es gab keinen spöttischen Unterton.
»Was passiert, wenn ich im LKA Düsseldorf anrufe und nach Ihnen
frage?« Kischkewitz war wütend.
»Man wird Ihnen sagen, daà ich Urlaub habe. Fragen Sie, wen Sie
wollen.«
»Das tue ich.« Kischkewitz ging ein paar Meter abseits und
telefonierte. Als er zurückkehrte, waren nicht mehr als dreiÃig Sekunden
vergangen. »Er hat Urlaub, sagen sie.« Dann lieà er etwas verzweifelt beide
Arme weit ausschwingen. »Verdammt noch mal, weshalb kriechen Sie hier durchs
Gehölz? Gut, Sie kannten Cherie. Dienstlich?«
»Nein, eher privat.«
»Eher privat«, wiederholte Rodenstock.
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