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Eifel-Jagd

Eifel-Jagd

Titel: Eifel-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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der Aufnahmen machten, ehe
sie zum nächsten Dreh weiterfuhren. Sie sagten gleichfalls artig: »Wiedersehen«
und »Schönen Tag noch«, hockten sich in ihre Wagen und verschwanden. Dann waren
wir allein.

    Â»Hast du die Nummer vom Handy des Stefan Hommes?«

    Â»Habe ich. Soll ich ihn fragen?«

    Als Rodenstock nickte, wählte ich die Nummer, und Hommes
meldete sich sofort.

    Â»Sind Sie schon zu Hause? Oder noch im Krankenhaus?«

    Â»Schon zu Hause«, sagte er gutgelaunt. »Was liegt an?«

    Â»Eine komische Szene«, erklärte ich. »Wir stehen an der Straße
zwischen Kopp und Birresborn. An der Hausnummer 10. Das ist ein altes,
leerstehendes Bauernhaus, das langsam zusammenbricht. Und hier wurde der Opel
Kombi mit der Münchner Nummer abgestellt. Von dem Mann selbst ist nichts zu
sehen. Fällt Ihnen dazu etwas ein? Ich meine, Sie sind der einzige, der
praktische Erfahrung mit unserem Messerwerfer hat. Wo könnte der stecken, falls
er überhaupt noch in der Gegend ist?«

    Â»Ist er garantiert«, sagte er trocken. »Sie müssen sicherstellen,
daß der Mann nicht in dem Gebäude ist. Ich kenne das Gebäude da genau. Die
Vorder- und die Hintertür sind fest verrammelt, aber von der offenen Scheune
führt ein ziemlich großes Loch in das Gebäude. Seien Sie aber vorsichtig, daß
Sie nicht abstürzen oder sich die Haxen brechen. Ich werde überlegen, was mir
noch einfällt und rufe Sie in ein paar Minuten zurück.«

    Â»Wir müssen in das Haus«, sagte ich.

    Â»Also los«, seufzte Rodenstock. Ȇbrigens kümmert sich noch
irgend jemand um diesen Besitz. Schau mal da, da ist der Garten. Und schau mal
auf die Johannisbeerbüsche.«

    Jemand hatte über ein Erdbeerbeet und über vier Johannisbeerbüsche
blaue Plastiknetze gegen den Vogelfraß gebreitet. Es wirkte seltsam fröhlich.

    Â»Seit ich pensioniert bin, geht es richtig rund«, bemerkte
Rodenstock sarkastisch. Dann kletterte er über einen Stapel Buchenholz auf das
Loch in der Bruchsteinwand zu. »Sag meiner Frau, ich hätte stets das Wohl der
Bürger im Auge gehabt.« Dann verschwand er und schrie sofort: »Scheiße!«

    Â»Wieso Scheiße?« fragte ich.

    Â»Ich stehe drin«, antwortete er dumpf. »In der Eifel ist
wirklich was los.«

    Â»Sage ich doch.« Ich kletterte hinter ihm her.

    Den Botaniker fanden wir nicht, dafür aber deutliche Spuren von
mindestens vier Generationen Eifelbauern, eine schier unglaubliche Menge an
Kreuzspinnen. Und im Erdgeschoß gab es eine abgesperrte Tür mit einem neuen Vorhängeschloß.

    Â»Dahinter ist wahrscheinlich die Küche. Der Besitzer wird sie
hergerichtet haben, damit er eine Unterkunft hat, wenn er hier herumwerkelt.
Das findet man oft in der Eifel.«

    Wir stiegen in den Keller hinunter, der im Grunde kein Keller
war, sondern einfach ein kleiner, sehr niedriger Gewölberaum, der früher sicher
einmal dazu gedient hatte, im Sommer die Milch und den Käse und das Gemüse zu
kühlen. Die Bauern hatten trickreich Bausand im Keller aufgeschüttet, um Gemüse
und Kartoffeln darin zu verbuddeln. Diese Methode war sehr wirkungsvoll. Das
Grünzeug hielt sich viele Monate lang, ohne zu faulen.

    Â»Ich denke an den Mord an Mathilde Vogt«, murmelte Rodenstock.
»Gibt es hier viele schwarze Waffen?«

    Â»Man schätzt, daß man zwei ganze Kompanien damit ausrüsten
könnte. Illegale Langwaffen und illegale Faustfeuerwaffen, Revolver wie
Pistolen. Noch und nöcher. Einige Leutchen bei uns machen den Jagdschein nur,
um die Erlaubnis zu bekommen, so viele Langwaffen zu kaufen, wie sie wollen. Es
gibt Jäger, die auf einem ganzen Arsenal sitzen und damit angeben wie ein Sack
Seife. Ein ehemaliger Forstmann ist berühmt dafür, daß er in seinem einsam gelegenen
Forsthaus hockt und sich ausmalt, wie es einem Einbrecher ergeht, der versucht,
bei ihm Beute zu machen. Er erträumt sich die Szene so: Der Einbrecher kommt
rein und befiehlt: Hände hoch. Ich nehme die Hände hoch. Er nimmt meine Waffe
weg. Und dann denkt er, ich sei wehrlos, hat sich aber geschnitten. Mein
zweiter Revolver liegt unterm Kopfkissen. Hahahaha! Außerdem kommst du in
Belgien wesentlich einfacher an Waffen als in Deutschland. Und eine Grenze gibt
es nicht mehr. Warum die Frage?«

    Â»Weil ich vergessen habe, Kischkewitz zu fragen, ob eine

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