Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
Kognak. Und er hielt ein
brennendes Streichholz an die Zigarre.
    Nach dem ersten Zug räusperte er sich. »Ich weiß nicht,
ob ich mich überhaupt einmischen soll. Vielleicht bin ich längst zu alt.«
    Â»Und deshalb hockst du auf meiner Terrasse und machst dir
Gedanken um diesen mysteriösen Fall?«
    Â»Du machst dich lustig über mich.«
    Â»Nein, mache ich nicht. Wo fangen wir an?«
    Er grinste. »Wir sollten uns aufteilen. Ich nehme die
junge Frau, du den jungen Mann. Irgendwo muss es eine Nahtstelle geben. Emma
sagte heute Morgen übrigens, wir sollten uns raushalten. Ich solle endlich das
Alter genießen und, davon abgesehen, hätte ich gar keinen Draht zur Jugend von
heute.«
    Â»Daraufhin warst du beleidigt.«
    Â»Selbstverständlich.« Er nippte an dem Kognak. »Und damit
es wirkt, habe ich das Haus wütend verlassen.«
    Â»Doch du rechnest nicht damit, dass es wirkt?«
    Â»Nein.«
    Wir schwiegen. Ich stand auf und fütterte meine Fische.
Die Kröte, die jetzt im dritten Jahr bei mir zu Hause war und die ich Hulda
getauft hatte, bekam etwas Besonderes: ein Stück altbackenes Brötchen,
Sechskorn, sauber zerrissen und zwischen die Schilfstängel geworfen. Sie würde
sich nicht bewegen, ich würde sie nicht zu Gesicht kriegen, aber sie war da.
Spätestens am Abend würde sie sich melden und danke quaken.
    Â»Was ist mit der Möglichkeit, dass die Autos zufällig nebeneinander
geparkt wurden?«, fragte ich.
    Â»Das habe ich auch in Betracht gezogen. Aber dieser
Parkplatz ist im Grunde kein Parkplatz, er ist das Ende eines Waldwegs, der
nicht mehr benutzt wird. Zufällig gerät niemand dorthin. Und der Junge hing im
Haus daneben an seinem Kreuz und war mausetot.«
    Â»Meinst du, dass diese Gabriele auch im Haus war?«
    Â»Ich denke, dass wir davon ausgehen sollten.«
    Â»Was ist, wenn jemand anderes die Autos gefahren hat? Die
Türen waren nicht verriegelt und die Schlüssel steckten.«
    Â»Auch das ist nicht auszuschließen. Ich werde mit Gabrieles
Vater sprechen. Oder siehst du einen anderen Weg?«
    Â»Für mich ja. Sven scheint ja wenig Zeit im Elternhaus
verbracht zu haben. Es war von einer Clique die Rede. Ich würde gern etwas über
seine Freunde erfahren. Aber wer weiß etwas darüber?«
    Â»Die Lehrer«, antwortete Rodenstock wie aus der Pistole
geschossen. »Aber ob die etwas sagen? Das wird doch im Augenblick ein komplett
aufgescheuchter Haufen sein: eine katholische Schule, von der ein Schüler
gekreuzigt wurde …«
    Â»Aber es muss jemanden geben, der weiterhelfen kann.«
    Â»Die katholische Kirche«, entgegnete er fromm.
    Â»Das ist nicht dein Ernst! Die ist schlimmer als jede Behörde.
Das wird Tage dauern, ehe ich da jemanden an die Strippe bekomme, der mir
Auskunft geben kann, ob es in ihrem Verein jemanden gibt, der über die Schüler
dieser Schule Bescheid weiß.«
    Â»Du wirst doch wohl irgendeinen Menschen kennen, der sich
auskennt!«
    Â»Ja, stimmt, schon.«
    Â»Du wirkst nicht gerade positiv. Suchst du einen Grund,
die Geschichte nicht zu machen?«
    Â»Könnte sein«, nickte ich. »Ich befürchte, wir müssen in
menschliche Abgründe steigen, und das scheue ich im Moment. Aber wie auch
immer: Fangen wir an.«
    Â»Das ist brav«, grinste er. »BILD macht übrigens mit der
Geschichte auf. Titel: Brutal: Tod am
Kreuz. Plus Riesenfoto. Haupttenor: Deutschland – fassungslos.«
    Â»Es gibt wohl jemanden, der genau das erreichen wollte.«
    Â»Wir telefonieren.« Damit stand er auf und schlurfte zu
seinem Auto. Er hatte den Kognak nicht ausgetrunken und an der Zigarre nur
einmal gezogen. Vermutlich ging es ihm wie mir, vermutlich hatte er Angst.
    Rodenstocks Ratschlag folgend, rief ich Dominik Graf an,
Pastoralreferent in Daun, ein Hans Dampf in allen Gassen.
    Â»Hast du zwei Minuten Zeit?«
    Â»Habe ich. Ich rate mal: Es geht um den Gekreuzigten.«
    Â»Richtig. Mich interessiert das Gymnasium dieses Ordens.
Wer weiß da Bescheid? Wer kennt den Laden?«
    Er lachte. »Du bist der Sechste heute, der mich das
fragt.«
    Â»Wie das?«
    Â»Was denkst du? Deine ganze Branche steht auf der Matte
und blockiert sämtliche Caritas-Stationen. Also, die Patres geben keine
Auskunft, das ist schon mal sicher. Aber vielleicht kann dir Thomas Steil
helfen. Der gibt an der Schule Religion und

Weitere Kostenlose Bücher