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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Philosophie.«
    Â»Was ist das für ein Typ?«
    Â»Ein guter Mann. Setzt sich ein, ist sich für nichts zu
scha-de. Ein richtiger Arbeiter im Weinberg des Herrn. Willst du ie
Telefonnummer? Hast du was zu schreiben? Zu der Schule brauchst du dich
übrigens gar nicht erst zu bemühen. Die hat für mindestens zwei Tage
dichtgemacht. Auf Anordnung der übergeordneten Behörde ADD in Trier. Außerdem
hat das Generalvikariat in Trier ein Redeverbot ausgesprochen.«
    Â»Kennst du denn die offizielle Stellungnahme?«
    Â»Selbstverständlich. ›Da hat sich etwas abgespielt, das weder
mit der Kirche noch mit dem Orden noch etwas mit dem schulischen Betrieb zu tun
hat.‹«
    Â»Soll ich das glauben?«
    Â»Das ist mir wurscht.« Er lachte wieder. »Jetzt die Telefonnummer?«
    Ich bedankte mich und er murmelte beim Abschied: »Ich
wünsche dir alles Gute bei der Recherche. Das wird einen schönen Krach geben.
Das tut mal ganz gut.«
    Anschließend rief ich diesen Thomas Steil an.
    Â»Mein Name ist Baumeister. Ich bin Journalist. Ich würde
gern die Strukturen dieses Gymnasiums kennenlernen und etwas über den Toten
erfahren, den ich gestern an seinem Kreuz hängen sah.«
    Â»Sie meinen das Foto?« Er redete mit tiefer, kräftiger
Stimme und etwas bedächtig.
    Â»Nein, nein, ich meine nicht das Foto. Ich war in St. Adelgund,
ich habe Sven Dillinger tatsächlich gesehen.«
    Â»Aber ich verstehe diesen furchtbaren Vorgang nicht, ich
habe keine Ahnung! Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich eigentlich nur
verwirrt.«
    Â»Das macht nichts«, sagte ich und mir war klar, dass das
lahm klang.
    Â»Na ja, Sie werden mich aber nicht zitieren können, im
Sinne der Kirche bin ich ein elend kleines Licht.«
    Â»Das macht auch nichts.«
    Schweigen.
    Â»Kennen Sie Büdesheim?«, fragte er.
    Â»Na ja, was man so kennen nennt.«
    Â»Ich wohne in einem alten, kleinen Haus genau gegenüber
der Kirche. Und Sie müssen entweder gleich kommen oder aber morgen.«
    Â»Dann komme ich sofort.«
    Ich drückte, soweit es möglich war, aufs Gaspedal, als
könne ich damit Steils Bedenken zerstreuen, und ich hoffte, er würde nicht
genug Zeit finden, seine Entscheidung zu bereuen. Wenig ist schlimmer als ein
wackelnder Informant.
    Er öffnete die Tür des alten Hauses: ein großer,
schlanker Mann in Jeans und einem blau karierten Hemd; er rauchte eine selbst
gedrehte Zigarette.
    Â»Kommen Sie herein«, sagte er. »Mögen Sie was trinken?«
    Â»Wasser, wenn es geht.«
    Â»Kein Problem.« Er ging vor mir her in einen kleinen
Wohnraum, in dem eine weinrote Couchgarnitur stand. Vor den Fenstern
Blumenkästen mit Geranien, in der Ecke ein großes, überfülltes Bücherregal,
daran angelehnt eine Gitarre, im Regal ein Fernseher, der nicht viel größer war
als eine Zigarrenkiste. Keine Anzeichen von Frau oder Kindern. Auf dem
Tischchen zwischen uns ein übervoller Aschenbecher, der vermutlich seit
vierzehn Tagen dort stand. Die klassische, niemals aufgeräumte, aber heitere
Junggesellenbude.
    Er goss uns Wasser ein und hockte sich mir gegenüber auf
einen Sessel. »Das ist schon eine ganz schlimme Sache«, bemerkte er.
    Â»Mir wurde gesagt, Sie würden an der Schule, die Sven
Dillinger besuchte, unterrichten. Ist das richtig?«
    Â»Ja, das stimmt. Religion und Philosophie. Und am Nachmittag
beaufsichtige ich auch schon mal das Silentium, die Schulaufgaben der Schüler.
Ich bin ein Springer, der immer dann kommt, wenn Not am Mann ist. Daneben bin
ich zuständig für besondere Jugendmessen und biete im gesamten Dekanat
Eheberatungsgespräche an. Ich habe eine Ausbildung in Psychologie.
Normalerweise geht es um Aggressionsabbau und Krisenbewältigung.«
    Â»Wieso eine Kreuzigung?«, fragte ich. »Wissen Sie dafür
eine Erklärung?«
    Â»Nicht wirklich«, sagte er zögernd. »Kreuzigungen sind
natürlich immer mal wieder ein Thema im Unterricht. Waren es auch in Svens
Klasse. Wir haben darüber gesprochen, wie sie abliefen, für welches Delikt sie
ausgesprochen wurden und so weiter.«
    Â»War das erst kürzlich oder ist das schon länger her?«
    Â»Vor rund einem halben Jahr«, sagte er. »Natürlich ist
mir das sofort eingefallen. Aber wo soll da eine Verbindung zu diesem
schrecklichen Verbrechen sein? Das erscheint mir abartig. Die ganze Sache

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