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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ihn schockieren wollen und meine Worte zeigten
Wirkung. Steil starrte mich an und rutschte zurück in den Sessel. »Das würde
bedeuten, dass ein Lehrer den Mord begangen hat! Das möchte ich nicht erörtern,
das kann ich nicht.«
    Â»Sven ist nicht nur gekreuzigt worden, er wurde auch erschossen.
Mit einem Schuss in den Kopf.«
    Seine Augen blickten ungläubig. »Das wusste ich nicht.«
    Â»Nein, das konnten Sie auch nicht wissen. Ich stelle die
Frage mal anders: Welche Lehrer bezeichneten Sven als einen schlimmen
Störenfried?«
    Er quälte sich, sein Mund öffnete und schloss sich
wieder, seine Hände glitten fahrig über die Holzplatte des kleinen Tisches.
    Â»Ich möchte lieber abbrechen«, sagte er, seine Stimme
klang rau. »Das ist etwas, was mich nicht selbst betrifft. Von mir kann ich
behaupten, dass ich Sven sehr mochte.«
    Â»Na gut«, erwiderte ich. »Ich verschwinde. Aber ich werde
wiederkommen.«
    Er nickte still.
    Â»Und entschuldigen Sie, dass ich Ihnen das Wochenende
versaut habe.«
    Â»Oh«, sagte er leichthin. »Das macht nichts.«
    Der Mann war vollkommen zerrissen. Da gab es Wut, da gab
es Trauer, da gab es Resignation. Und ich hatte keinen Zugang zu ihm gefunden.
    Als ich vor dem kleinen Haus in der Sonne stand, schien
es mir so, als sei ich aus einem unergründlichen Moor auf die feste Erde
zurückgekehrt. Ich brauchte ein paar Sekunden, um das Büschel kleiner blauer
Leberblümchen zu erkennen, das in dem winzigen Vorgarten blühte. In weiter Ferne,
über dem Tal der Mosel, ballten sich Gewitterwolken, es wurde schwül.
    Nun gut, also ein zweiter Schritt. Aber wohin? Dickie?
Dickie Monschan? Warum nicht. Der Aldi in
Prüm musste leicht zu finden sein.
    Als ich im Auto saß, meldete sich Rodenstock. Stinksauer
berichtete er, Gabriele Sikorskis Vater habe jede Unterhaltung verweigert.
Zumal Rodenstock ja gar kein echter Kriminaler sei, stattdessen nur ein alt
gewordener Exkriminalist.
    Â»Aber stell dir vor, Emma! Emma war sehr rührig. Bei uns
zu Hause sitzt ein enger Kumpel Svens, ein gewisser Alex Wienholt. Der Junge
ist vollkommen durch den Wind.«
    Â»Deine Emma ist eben die beste aller Ermittlerinnen. Auch
wenn sie meint, ihr seid in Rente und zu alt für das Gewerbe. Ich fahre jetzt
zu einer jungen Dame namens Dickie Monschan. Danach komme ich zu euch.«

    Â 
    Der Aldi war
tatsächlich leicht zu finden und wurde von einer Unmenge an Rentnern bevölkert,
die Einkaufslisten in den Händen hielten, in lockeren Gruppen zusammenstanden und
sich über die komischen Dinge des Lebens amüsierten.
    Â»Ich suche Frau Monschan«, sagte ich an der Kasse.
    Die Kassiererin war alt und grau und wirkte gestresst.
»Die ist im Lager. Aber da können Sie nicht rein. Sie müssen zur
Geschäftsführung. Das ist Frau Pawlek.«
    Ich klopfte an die Tür, auf der ein Schild besagte: Geschäftsleitung. Maria Pawlek.
    Eine Frauenstimme bat matt: »Herein.«
    Sie saß an einem Tisch vor einem Stapel Listen und anderer
Papiere und erweckte nicht den Eindruck, als habe sie Lust, darin zu blättern
und irgendetwas herauszufinden. Maria Pawlek war eine schöne Frau, sie hatte
die mahagonifarbenen Haare lang wachsen und sich rote Strähnchen verpassen
lassen. Und sie erweckte den Eindruck, als habe sie jeden Moment vor, fristlos
zu kündigen.
    Â»Mein Name ist Baumeister, ich bin …«
    Â»Ein Journalist und Sie wollen mit Dickie Monschan sprechen.
Und ich sage Ihnen, Sie sind schon der Fünfte Ihrer Zunft und ich werde Sie
nicht an Dickie heranlassen. Die ist nämlich vollkommen fertig und heult sich
die Seele aus dem Leib. Keine Chance.«
    Â»Aber ich bin ein Journalist aus der Eifel. Ich meine,
wer ist das schon?«
    Â»Keine Chance! Und dabei bleibt es.«
    Â»Verdammt, Sie machen mich stinksauer! Ich habe Sven
Dillinger am Kreuz hängen sehen und will verstehen, was da abgelaufen ist. Und
dazu brauche ich Dickie Monschan.«
    Â»Die ist heute schon zwei Stunden lang in der Mangel der
Kriminalbeamten gewesen. Das reicht!«
    Â»Dann geben Sie mir Auskunft, bitte. Wer ist Dickie
Monschan? Wie ist sie? Wie kam sie in die Clique? Wo ist sie zu Hause? Wie sind
die Eltern? Welche Rolle spielt die Clique in ihrem Leben? Hat sie eine Idee,
wer Sven Dillinger gekreuzigt haben könnte? Und weiß sie, dass er vorher erschossen
worden ist …?«
    Â»Wieso vorher

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