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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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erschossen?«, fragte sie schrill.
    Â»Sven Dillinger ist erschossen worden, bevor er an das
Kreuz genagelt wurde. Ich würde von Dickie Monschan gern wissen, ob sie Feinde
kennt, die es fertigbringen, ihn zwei Mal zu töten.«
    Â»Das ist doch verrückt«, sagte sie müde.
    Â»Das ist aber passiert. Ich mache Ihnen einen Vorschlag.
Sie holen Frau Monschan her und ich stelle meine Fragen. Dabei werde ich
versuchen, behutsam zu sein. Wenn ich trotzdem unfair werde oder zu weit gehe,
stoppen Sie die Sache und ich verschwinde. Was meinen Sie?«
    Â»Ich fühle mich für Dickie verantwortlich, ich bin so etwas
wie eine Ziehmutter, müssen Sie wissen.« Das war ganz klar ein Statement: Bis
hierher und keinen Millimeter weiter.
    Â»Das ist gut, dann werden Sie es nicht zulassen, dass ich
zu weit gehe.«
    Â»Für wen schreiben Sie eigentlich?«
    Ich erklärte ihr meine Situation.
    Â»Und Sie garantieren faire Fragen?«
    Â»Ja.«
    Â»Na gut. Ich
frage sie, ob sie will. Sie sollten auch wissen, dass sie ein gebranntes Kind
ist, ein schwer gebranntes Kind.«
    Die Frau stand auf, sie war klein und zierlich. Als sie
an mir vorbei den Raum verließ, registrierte ich den Duft von Laura Biagiotti.
    Nach etwa zehn Minuten stieß sie die Tür wieder auf und
sagte beruhigend: »Ich bleibe da, mein Schatz, ich bin in jeder Sekunde dabei.«
Dann wandte sie sich an mich. »Das ist Dickie, Dickie Monschan.«
    Dickie war tatsächlich sehr dick und plumpste neben mir
auf einen Stuhl, als habe sie eine viel zu weite Strecke zurückgelegt. Sie
hatte strohblondes langes, sehr strähniges Haar, ein rotes Gesicht und total
verheulte, geschwollene Augen. Nach den strengen Maßstäben ihrer Generation war
sie eindeutig ein Elendstier. Doch sie trug ein schwarzes T-Shirt, auf dem in
großen weißen Buchstaben stand: Okay, ich
bin dick. Aber Sie sind hässlich! Eine bessere Kampfansage hatte ich lange
nicht zu Gesicht bekommen.
    Lapidar sagte sie: »Tach!«, und hielt die Augen gesenkt.
Dann hob sie den Kopf ein paar Zentimeter und bemerkte: »Schießen Sie los.«
    Â»Wie haben Sie von Svens Tod erfahren?«
    Â»Ich hatte gestern meinen freien Tag. Ein Freund hat die
Nachricht im Radio gehört und mich dann angerufen. Die genaue Zeit weiß ich
nicht mehr. Das muss aber nachmittags gewesen sein.«
    Â»Konnten Sie das gleich glauben?«
    Â»Nein, konnte ich nicht. Ich habe dann Alex angerufen.
Wir haben endlos miteinander geredet. Aber nichts Logisches, nichts von Belang.
Dauernd mussten wir weinen.«
    Â»Waren Sie jemals im Haus St. Adelgund, in dem Sven gefunden
wurde?«
    Â»Nein. Nie. Ich habe nicht mal von dem Haus gewusst.«
    Â»Wie funktioniert diese Clique? Sieht man sich jeden Tag?
Oder nur am Wochenende?«
    Â»Wie das so ist. Alles läuft über Handy. Wann man sich
trifft, wo man sich trifft, was anliegt und so weiter.« Ihre rechte Hand
spielte mit der linken. Diese Linke lag auf ihrem Oberschenkel wie ein toter
Vogel.
    Â»Die Clique ist also eine Clique wie jede andere, würden
Sie sagen?«
    Â»Korrekt.«
    Â»Seit wie vielen Jahren ist die Clique eine Clique?«
    Â»Ach, seit Ewigkeiten, weiß ich nicht genau.«
    Â»Und Sie gehörten schon immer dazu?«
    Â»Ja. Ich bin auch mal aufs Gymnasium gegangen, daher kam
das.«
    Â»Sie war eine der besten Schülerinnen in ihrer Klasse«,
mischte sich Maria Pawlek ein. »Doch dann wurde ihr Vater arbeitslos und Dickie
musste Geld verdienen. Das war sehr hart.«
    Â»Mein Vater trinkt zu viel«, setzte Dickie Monschan tonlos
hinzu.
    Â»Nicht nur das«, sagte Maria Pawlek mit starker Akzentuierung
der einzelnen Worte.
    Â»Kann man sagen, dass Sven der Häuptling der Clique war?«
    Â»Korrekt.«
    Â»Und was zeichnete ihn dazu aus?«
    Ihr Kopf kam ruckartig hoch, eindeutig sah sie mich mit
Verachtung an. »Sven war faszinierend. Was denn sonst?«
    Â»Das war eine dumme Frage«, lenkte ich ein und setzte
leise nach: »Kann man sagen, dass Sie Sven geliebt haben?«
    Sie überlegte keinen Moment. »Ja, das stimmt. Ich habe
ihn geliebt wie einen Bruder.«
    Â»Ist das richtig, dass er mit Isabell Prömpers zusammen
war?«
    Dickie wandte den Blick zum Fenster und antwortete
langsam: »Mal mehr, mal weniger. Sven sagte, er wolle sich niemals fest binden.
Das sei sowieso nicht durchzuhalten. Natürlich war Isabell sauer, aber

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